Die Menschen waren noch jung in dem Land, das wir heute bewohnen, da kam es unter den Geschöpfen, die wir heute Fabelwesen nennen zu einer Auseinandersetzung, die sie für immer voneinander entfremdete. Die Kobolde selbst hatten das Land in vier Teile, nach den Himmelsrichtungen aufgeteilt. Drak regierte den Westen. Er war sehr zufrieden mit seiner Wahl. Er herrschte mit großer Weisheit. Jedenfalls beschrieb er das so. Er ließ seinen Untergebenen so viel Freiheit, wie sie vertragen konnten. Alle paar Jahre hielte er eine Wahl ab, die ihn jedesmal als König bestätigte. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass sich kein Gegenkandidat finden ließ oder auch daran, dass die anderen Kobolde im Land gar nicht wussten, dass es überhaupt eine Wahl gab. Er pflegte nicht unbedingt so viel Kontakt zu seinen Artgenossen, die dieses Verhalten sehr wohl unterstützten. Im Süden sah es hingegen ganz anders aus. Die Kobolde im bergigen Land hatten sich zu Enklaven zusammengeschlossen, die sich immer tiefer in die Alpen hineinwagten. Sie bewohnten riesige Tunnelsysteme und vertrieben sich ihre Zeit damit, funkelnde Steine abzubauen, die sie in ihren Mienen fanden. Sie trugen merkwürdige starre und verstärkte Hüte, die wie Spitzen auf ihren Köpfen ruhten. Drak fand ihr Benehmen äußerst merkwürdig. Zuerst fand er es befremdlich, dass sie einen Zusammenhalt ausgebildet hatten. Zum Anderen machte er sich nicht aus Steinen, selbst wenn diese nett glänzten. Außerdem hasste er die Girr der Kobolde, die ihre Schätze hüteten, als wären sie etwas wert. Das gesamte Konzept des Reichtums war ihm mehr als unbekannt. Letztendlich sollte es auch so bleiben. Die Kobolde im Osten waren denen im Westen noch am ähnlichsten. Sie ruhten ebenfalls oft, jedoch hatten sie merkwürdige Mundarten entwickelt, sodass man sie kaum noch verstand. Drak machte einen großen Bogen um sie. Letztendlich bildeten sie allerdings ebenfalls ein starres Geflecht aus Verbänden. Die Kobolde im Osten versammelten sich wesentlich öffter als die im Westen – jedenfalls wenn man keinmal zu einmal im Jahr vergleichen möchte. Ihr Anführer, ein Gewisser Jark führte seine Meute mit eisernem Willen und gab ihnen Befehle, deren Ausführung er jedes Jahr überwachte. Die Befehle waren zwar nicht schwer zu erfüllen, allerdings mochte Drak die Idee, irgendjemand anderem Befehle oder Aufgaben zu geben überhaupt gar nicht. Außerdem wäre es ihm viel zu viel Arbeit, die Erfüllung seiner Wünschen auch noch zu überprüfen, was ihn noch mehrfach fauler machte, als seine Artgenossen im Osten. Was ihn allerdings an seinen Freunden aus dieser Himmelsrichtung weniger mochte war, dass sie grundsätzlich glaubten, dass ihre Art zu Leben die Beste war. Sie schickten sogar Kundschafter, die Kobolde in Draks Gebiet von ihrer Lebensart überzeugen wollten. Zum Glück wanderte kein westlicher Kobold ab oder forderte irgendwelche Änderungen im Land. Die Kobolde im Norden hingegen hatten sich an den Küsten zusammengezogen. Die Gesellen hatten herausgefunden, wie man auf dem Wasser gehen konnte. Sie spielten gerne mit den Wellen, bauten sich kleine Baustämme, auf denen sie sich über das Meer treiben ließen und schliefen am Strand. Ihr Anführer, ein gewisser Kabaut hasste alle Aufregung genauso wie Drak und die beiden waren gut befreundet. Zu einer späten Stunden sagte er mal zu Drak, dass er es nicht ausschloss irgendwann ganz im Meer zu leben. Das Wasser gab ihm alles, was er brauchte und die Wellen spielten wunderbar unter den Füßen. Selbst der Grund das Meers wäre angenehmer, als einige Wälder und Wiesen. Es dauerte nicht lange, bis unter den vier Gruppen des Landes ein furchtbarer Krieg ausbrach. Schuld daran waren die Landesgrenzen, die man nicht genau definiert hatte. Da es damals keine Landkarten gab, wäre es auch ein Wunder gewesen, wenn man das geschafft hätte. Immer wieder kam es in den Grenzbereichen zu Überschreitungen. Die Kobolde aus dem Süden hatten Interesse geäußert, auch das Erzgebirge, das eigentlich den Kobolden aus dem Osten gehörte, für ihre Unternehmungen zu erschließen. Schon bald entbrannte ein Streit, der bis auf die Waffe geführt wurde. Zunächst war das nur ein kleines Gerangel, jedoch steckten diese Scharmützel bald das gesamte Land an. Kobolde aus allen Bereichen sprachen darüber, dass ein Übergriff, wie der im Südosten des Landes, nicht tolleriert werden durfte. Außerdem war man unzufrieden über den Führungsstil des Süd-Kobold-Königs. Er tolerierte bei seinen Untertanen nicht einmal den eigenen Willen. Jeder Atemzug musste erst mit ihm abgesprochen werden. Drak fand den Gedanken an diese Unterdrückung schier unglaublich, jedoch beharrte sein Kollege Jark darauf, dass dies wirklich im Süden passierte. Bei einer gemeinsamen Unterredung, bei der Jark Drak um Hilfe bei der Verteidigung seiner Länder bat, kritisierte Drak mit rüden Worten, den Führungsstil von Jark, der in seinem Land eine breite Armee zusammengestellt hatte. Außerdem sagte er ihm, dass er seine Kollegen nicht mobilisieren könnte, da keiner auf ihn hören würde. Da sie alle so lange allen waren, war Draks Volk zu einer Gruppe von Einzelkämpfern geworden, die jeder für sich nur ihren eigenen Plänen nachgingen. Die Namensähnlichkeit zwischen den beiden Anführern ist übrigens kein Zufall. Beide kamen zur gleichen Zeit auf die Welt und sahen sich als Babys erschreckend ähnlich, weshalb man ihnen auch gleich die gleichen Vornamen verpassen wollte. Um die Verwechselungsgefahr nicht zu groß werden zu lassen, beschloss man, abweichend von der ersten Idee, die Namen nur um ein Buchstaben zu ändern. Jark war über die Worte von Drak zu verärgert, dass er ihm schwor, sein Land ebenfalls einzunehmen, sobald er die Idioten im Süden abgewehrt hatte. Drak, über die Worte des anderen Königs so verunsichert, beschloss, seinen Untertanen endlich den Besuch abzustatten, den er schon seit Jahren aufschob. Während der gesamten Heimreise schimpfte Jark auf seinen Kollegen. Über die Aufregung im Land irritiert, fragte Klabaut bei Drak an, was denn gerade um ihn herum passierte. Drak schickte ihm die Antwort, dass er mit dem Leben auf oder unter dem Meer besser sofort beginnen sollte, wenn er nicht unbedingt in einen blöden Krieg hereingerissen werden wollte. Seit diesem Moment hörte Drak nie wieder etwas von Klabaut. Er nimmt an, dass der König des Nordens seinem Rat folgte und heute irgendwo auf dem Boden des Ozeans anzutreffen ist. Genau hatte er hingegen nie herausgefunden, was mit dem Königreich im Norden passiert ist. Er hörte lediglich die Geschichten über die Klabautermänner, die sich an der gesamten Küsten verbreiteten. Im Osten hingegen kam es zu einem Krieg der Kobolde, der blutig ausgeführt wurde. Da Drak keine Berge hatte und damit keine Übergriffe der Südler befürchten musste, hoffte er darauf, dass diese gewinnen würden. Letztendlich war es ein Kampf, der sich über weite Strecken des Ostens streckte. Zunächst konnten die Südländer große Teile des Gebiets von Jark einnehmen. Da die Ostler zwar organisiert waren, allerdings wenig Zusammenhalt zwischen ihnen herrschte – die meisten hielten sich einfach für viel intelligenter und schöner, als andere Kobolde auf dieser Welt und diese Einstellung tat nicht gut, wenn man zusammenarbeiten wollte – wurden die Ostler immer weiter in den Norden vertrieben. Das ging ein paar Jahrzehnte so, bis die Ostler aus ihren Verstecken zurückschlugen. Sie setzten den Südler mit ihrer Nadelstiche-Technik immer größeren Schaden zu. Außerdem erbeuteten sie im Erzgebirge große Schätze von ihren Artgenossen, was den Streit nur noch mehr anheizte, denn gerade diese wollten sich die Südländer nicht abnehmen lassen. Immer wieder schlugen sie mit ihrer Armee, die sich aus gleichgeschalteten, Metallhelm tragenden Typen mit langen Bärten zusammensetzten, auf die Ostler ein, die sich allerdings so schnell verstreuten, dass die organisierte Arme gar nicht hinterherkam. Die Technik war den Südländern nicht geheuer. Einer der Ostler, der sein halbes Leben im Erzgebirge verbracht hatte, ein Typ mit Namen Rübezahl schlug schließendlich seine Widersacher so weit zurück, dass sie zurück in den Süden flüchteten. Er nahm die Höhlen und Stollen der Bartträger in Besitz und soll bis heute dort leben. Die Südländer hatten sich eine blutige Nase geholt und die Ostler hatten soweit triumphiert, dass ihr Stolz auf sich selbst ins Unendliche erstreckte. Mit breit gespannter Brust gingen sie durch ihre Wälder. Ihr König Jark sprach laut davon, dass er sich an den Westlern rächen würde, die ihn damals so im Stich gelassen hatten. Er gab seinen Untertanen den Befehl, den Westen anzugreifen und zum eigenen Territorium zu erklären. In der Angst vor dem drohenden Krieg flohen einige Westler nach Norden, über das Meer und zu einer kleinen Insel, von der sie gehört hatten. Die meisten Westler blieben allerdings standhaft. Sie erinnerten sich an den selbsterklärten König des Westens und kamen in einer großen Gruppe zu ihm gelaufen. Drak hörte sich ihre Sorgen an und sprach: “Ich habe mir den Krieg im Osten genau angesehen. Die einzige Möglichkeit diese kleinen Nadelstiche zu überstehen ist, ebenfalls kleine Nadelstiche auszuführen. Allerdings sollte man dazu die Nadel verdicken.” Die anderen Kobolde sahen ihn verständnislos an. Er sagte weiter: “Soweit ich sehe, werden einzelne Kobolde aus dem Osten, die den Befehl dazu erhalten haben, einzelne Ländereien im Westen angreifen. Wenn wir anstelle von jeweils einem Kobold, jeweils zwei an Ort und Stelle haben, so können diese direkt zurückschlagen, zumal sie hiermit gewarnt sind. Wenn sich also ein feindlicher Kobold auf euren Land aufhält, schließt euch mit dem nächstgelegenen Land zusammen und kämpft gemeinsam.” “Aber wann wissen wir denn, dass einer von uns angegriffen wird?” Drak hielt kleine Kugeln in die Höhe. Er sagte: “Ich habe diese Kugeln mit Magie gefüllt. Wenn ihr auf dem Knopf in der Mitte drückt, so weiß jeder von den Nachbarn, dass hier angegriffen wird. Er erhält die Richtung, in die er ziehen muss. Da wir alle über Magie verfügen, sollte es kein Problem darstellen, schon im nächsten Augenblick an der richtigen Stelle zu sein. Den Zauber, der euch dahin bringt, wo ihr hinwollt, kann ich euch zeigen. Danach sollten wir genug gerüstet werden.” Alle Anwesenden nickten. Jeder von Draks Untertanen griff sich ein Stein und bald waren sie zurück auf ihrem Land. Zu Beginn der Kämpfe kam es zu einigen Fehlalarmen, bis sich die gesamte Meldekette eingespielt hatte. Bald schon konnte man auf jeden Angriff direkt reagieren und die Ostler wurden immer wieder zurückgeschlagen. Es dauerte über 100 Jahre und die Menschen kamen langsam zu großen Mengen in das Land. Bald hatten die Kobolde andere Probleme, als sich mit den Kämpfen zu beschäftigen. Bald schon machen ihnen die Menschen immer mehr Land abspenstig. Den Hass von Westlern gegen Ostlern hielt sich hingegen ewig. Noch heute gibt es so gut wie kein Vertrauen zwischen den zwei Gruppen.