Im Jahr 1451 erklärte Johann von Besten im Haus Sythen, zum Leidwesen aller Bauer, die er in Handschlag zu seinen Eigenen erklärte. Die Häuser, die in seinem Besitz waren, wies er persönlich seinen Leibeigenen und Wanderarbeiter zu. Eins dieser Häuser stand an den Lippeauen am Waldrand zur Haard und es stand schon seit den Zeiten des alten Ritters von Hagenbeck im Jahre 1301 leer. Seitdem konnte das Haus an keinen Arbeiter oder Eigenen geben werden, da es in ihm spukte. Das Gebäude ging von einem Gutsherrn zum anderen, bis es an den jungen, unerfahrenen Johann überging, der sich um die alten Legenden und Aberglauben nicht scherte oder sie nicht kannte. War sein Schwiegervater noch ein bescheidener Mann, so wollte der viel zu junge Erbe seine Felder durch mehr Arbeiter anbauen lassen, um den Profit zu erhöhen. Er fragte nach Arbeitern im ganzen bekannten Land. Tatsächlich kamen viele mit ihren Familien in die Umgebung, denn der Boden war fruchtbar. Aus Platznot wies er einer kleinen Familie, die aus dem Osten zu ihm kam, das Spukhaus zu, da er wusste, dass nur unbedarfte Fremde in dem Häuschen untergebracht werden konnten. Er fasste den Entschluss und erzählte seiner Frau davon, die ihm eindringlich abriet, wie sie auch seine Entscheidung aus den Freibauern Leibeigene zu machen, nicht mittrug. Sie klagte über die Entscheidung und sprach auf ihn ein. Am selben Morgen hatte sie die Familie kennengelernt, die das Haus erhalten sollten und sie sorgte sich um ihre Gesundheit und ihres Geisteszustands. “In dem alten Gemäuer geht der Teufel um. Wer hineingeht, schlüpft durch das Tor zu Hölle.” Der Junge Herr machte sich nichts aus dem Geschwätz, lobte seine Kühnheit und sprach: “Die Familie wird uns beweisen, dass der Glaube an den Fluch nur Aberglaube ist. Ihnen wird nichts passieren, das wirst Du schon sehen. Sehr bald werde ich das Anwesen wieder anderen Familien geben können. Vielleicht macht mir einer einen guten Preis für das Land, das nicht zum Ackerbau taugt.” Die Erbin der von Hagebecks hingegen ließ den Kopf hängen über die Überheblichkeit, die sich in ihrem Mann breitgebacht hatte. “Meine Vorväter hatten ein Vertrag mit dem Bewohner. Es wird Unglück geben, wenn er gebrochen wird.” Da schnalzte der Junge Landsherr mit der Zunge, hob seine Nase in den Himmel und stolzierte mit den Worten davon: „Das Haus steht leer. Keiner wohnt da. Es wird Zeit das zu ändern.“ Doch irrte er sich, was den Bewohner anging. Er schlief schlecht in dieser Nacht. Es war ihm, als stände ein kleines Männchen an seinem Bette und schimpfte die gesamte Zeit mit ihm. Am Morgen war der Traum vergessen. Nur die Erholung fehlte ihm. Er ließ die Familie zu sich bringen und sprach mit dem Vater. “Aus großer Güte weise ich euch ein Haus zu, das weit über eurem Verdienst steht. Dafür berechne ich euch nur wenig Pacht. Richtet es euch ein, wie ihr es braucht, aber nicht so, dass ihr es nicht mehr verlassen könnt.” Mit diesen Worte überreichte er ihnen die Schlüssel. In diesem Augenblick betrat seine Frau die Stube. Sie hatte dunkle Augenringe und geröteten Wangen. Als sie die Schlüssel in den Händen des Feldarbeiters sah, schrie sie spitz auf. “Das bedeutet Unglück.” Johann hingegen lachte. “Macht euch nichts aus meinem Weibe. Sie hören Gespenster, wo nur der Wind durch die Sträucher fährt.” Die Leute erzählten sich, vom Geist eines Witwers, der auf seiner Türschwelle vom Teufel überrascht wurde, als er betrunken vom Wirtshaus im Sythen nach Hause taumelte. Sein Geist spukte jetzt in dem alten Haus, so erzählte man sich. Er würde niemals Frieden finden. Jedoch irrten sie ebenfalls mit ihrer Geschichte. Mitnichten war es ein Geist, der durch die Fluren schlich und bei dessen Anblick den Leuten das Blut in den Adern gefror. Grund für die merkwürdigen Vorgänge im Haus war Follet, ein Kobold der vor Jahrhunderten einen Vertrag mit dem alten Ritter von Hagebeck geschlossen hatte. Damals war der Vorfahre der Frau von Johann noch ein junger Mann. Er hatte von einem Bekannten erzählt bekommen, dass man sein Glück unterhalb einer Lippebrücke bei Vollmond versuchen sollte. Auch diese alte Geschichte, die man sich in vielen Ländern er Erde erzählt, ist natürlich reiner Aberglauben. Kein magisches Wesen hält sich lange unter Brücken auf. Doch das Glück war dem jungen Ritter tatsächlich hold. Follet hatte sich kurz vorher, auf seiner Suche nach einer Bleibe für die Nacht, genau unter der Brücke niedergelassen. Er wartete gerade einen Regelschauer ab, um erneut mit dem Fischen anzufangen, als der Gutsherr zu ihm kam. Jeder der Beiden war zu überrascht von der Anwesenheit des Anderen. So starrten sie sich gegeneinander an, als wäre es ein Wettbewerb. Erst viel später fragte Follet etwas empört, was der junge Mann jetzt hier wollte, schließlich hätte er sich hier zuerst niedergelassen. Stammelnd erzählte der noch arme Mann von den Ratschlägen seines Bekannten, was dazu führt, dass Follet aus lautem Halse lachte. Der Mann stimmte mit ein und ganz plötzlich merkten Mensch und Kobold, dass sie ein Band der Sympathie verband. Das gesamte Leben des Ritters blieb Follet an seiner Seite. Er beriet ihn, half im Haushalt und segnete seine Kinder mit Geschick und Schönheit. Mit den Jahren kam der Gewinn und das Land. Obwohl er aus einem verarmten Adel stammte, gelang es dem vom Glück Gesegneten ein Vermögen mit seinem Geschick zu machen, was sicherlich auch an der Gnade des Kobolds lag. So wurde er schließlich zum Landherr von Sythen unter dem Segen des Bischofs von Münster. Seine Großherzigkeit und die Tatsache, dass er gerne allen Menschen, die ihn darum baten, zu helfen, brachten ihn unter den anderen Edelmänner den Ruf der Verschwendung. Jedoch brachten seine Hilfe, die er selbst den Ärmsten in seinem Reich entgegenbrachte, trausendfach Früchte. Sein Reich wurde mit jedem Gold und Silberstück, dass er bereitwillig gab, nur noch reicher, anstelle zu verarmen. Als er merkte, dass sein Leben ihn entrann, kaufte er seinem besten Freund und Weggefährte Follet das Land an der Schwelle der Haard und baute ihm ein Haus, da es ihm der beste Weg erschien, ihm für seine Freundschaft zu danken. In einem Vertrag legte er fest, dass keiner dieses Haus jemals an jemand anderen als Follet verpachten dürfte. Der Vertrag wurde unterzeichnet, jedoch nagte schon bald der Zahn der Zeit an dem Stück Papier. Der Sohn des Ritters erinnerte sich noch an Follet, der sich in sein Heim zurückgezogen hatte. Er besuchte das magische Wesen einmal im Jahr. Die Enkelin des Ritters von Hgebeck jedoch, dachte gar nicht mehr an den kleinen Mann und hielt ihn für eine Legende. Bald vergaß man den Kobold. Seine Geschichte wurde ins Land der Märchen verbannt. Manch einer der Urenkel des ersten Gutsherrn sprach vom Wahn seiner Vorfahren, die noch an Zauberkräfte glaubten. Trotz des fehlenden Glaubens blieb das Glück der Sippe treu, woran Follet nicht unbeteiligt war. Er wachte über jede Generation, die von seinem alten Freund abstammte. Allerdings war er nicht immer selbst glücklich über die Charaktere der Kinder und ihrer Wahl der Ehepartner. Einer dieser Ehepartner hatte alle schlechten Seiten und leider keine der Tugenden des Ritters in die Wiege gelegt bekommen. Follet war sich sicher, dass die Entscheidung diesen Mann zu ehelichen, ein furchtbarer Fehler war und der Unhold nur Bosheit in die Familie bringen würde. Tatsächlich hatte er für den Geizhals kein Fünkchen Zuneigung über. Als er ihm auch noch eine Familie in sein Haus schickte, platzte dem Kobold fast der Kragen. Er wütete, konnte allerdings sein eigenes Schicksal nicht abwenden. Schon einen Tag später zog die Familie mit Sack und Pack in das Haus, was Follet so lange bewohnte. Er sah, wie die Frau mit den zwei kleinen Mädchen und einem Jungen den Flur betrat, den er jeden Tag penibel säuberte. Die beiden Töchter waren höchsten 14 Jahre alt und bildhüpsch. Ihr Vater, der hinter seiner Familie das Haus betrat, war ein breitschultriger, fleißiger Mann, mit einer gutmütigen Mine. Das Lächeln, welches alle vier auf den Lippen lag und die nette Art, wie sie sich gegenseitig behandelten, schmolzen das Herz des Kobolds. Er wollte sein Haus zwar nicht kampflos an diese Familie verlieren, jedoch taten ihm die Menschen fast schon leid. Er wollte sie nicht so ernst necken, wie die hartherzigen Irren, die vor Jahren versuchten, sein Haus für sich einzunehmen. In den ersten zwei Tagen stellte er daher nur Schabernack an. Mitten in der Nacht rüttelte er die Fensterläden, er räumte hinter den Kindern auf, platzierte ihre Stofftiere um und ließ das Bett der Ehefrau nachts über dem Boden schweben. Er ließ die Milch sauer werden und hielt Türen zu, die die Familien öffnen wollte. Follet selbst hatte sich in eine kleine, selbstgegrabene Höhle gleich unter dem Haus zurückgezogen und unternahm aus seinem Quartier den Ärger, der an den Nerven der Menschen nagte. Er wollte ihnen kein Haar krümmen, nur einen bleibenden Schreck einjagen. Es dauerte fast eine Woche, bis der erste Priester das Haus von bösen Geistern befreien sollte. Der arme Kerl mühte sich redlich. Follet beobachtete seine Taten und lachte aus leibeskräften, als er das Theater des Geistlichen verfolgte. Er wusste wirklich nicht genau, was er machte. Follet fragte sich, ob sich der Priester die Zeremonie selbst ausdachte oder ob er das von irgendjemand gelernt hatte, der ihn auf den Arm nehmen wollte. Nachdem der Priester das gesamte Haus mit Weihwasser benetzt hatte und jede Ecke und jeden Winkel mit Gebeten besprochen hatte, verkündete er, dass das Haus endlich rein sei und kein Spuk mehr zu befürchten sei. Follet selbst konnte es nicht lassen, genau in dem Augenblick den Priester auf dem Lammfell, auf dem er stand, durch das halbe Wohnzimmer zu ziehen, bis er kurz vor der Haustür das Fell fallen ließ. Der Priester flog im hohen Bogen aus der Tür und auf den Platz davor, an dem sich Schlamm gebildet hatte. Der gute Anzug des Priesters war völlig verdreckt. Der Kobold hingegen lachte, bis ihm die Luft wegblieb, bis ihn sogar die Familie durch die Wände höhren konnte. Sie fuhren zusammen, als sie das Lachen vernahmen und bekreuzigten sich. Der Priester hingegen raffte sein Kleid und war schnell über alle Berge verschwunden. Der nächste Priester, ein uralter Pfaffe mit grauem Haarkranz, kam knapp eine Woche später. Er versuchte, in jede Ecke zu hören, schnüffelte unter der Diele und klopfte die Wände ab. All das machte er mit wichtiger Miene, als würde er seine Bibel studieren. Er brauchte fast einen Tag, bis er meinte, dass er das Problem gefunden hätte. Die Knochen des Erschlagenen müssten noch in dieser Wohnung liegen. Zu Follets Erleichterung suchte er nicht in der Küche, an dem sich die Falltür zu seiner Bewohnung befand. Anstatt dessen, ließ er eine Wand einreißen. Zur großen Enttäuschung aller Anwesenden, konnte man keine Knochen finden. Der Kobold hingegen wurde ungeduldig, weil man seine schöne Hütte mit Löchern versah, an denen keine sein sollte. Der Priester hatte sich kaum umgedreht, da hatte Follet mit Magie die Wand wieder geschlossen. Dem Priester fielen fast die Augen aus den Höhlen. Er wollte jedoch den Wink mit dem Zaunfahl nicht wirklich verstehen, sondern meinte, er hätte dem Geist des Hauses ein Geheimnis entrissen. Die Wand müsse auf jeden Fall wieder eingerissen werden. Follte hatte in den Jahren ohne Betätigung genügend Energie gesammelt, um die Posse einige Jahre spielen zu können. So entstand jedesmal, wenn die Wand gerade eingerissen war, eine neue an genau der gleichen Stelle wie die erste. Das ging ein paar Wochen so, bis dem Priester die Geduld abbrannte. Er schrie und kreischte und schlug mit Fäusten und Füßen gegen die Wand, als wolle er sie nur damit einreißen. Nach einiger Zeit, in dem sich die Wand nicht ein Zentimeter rührte, fiel der Priester ermattet auf seine Knie. Er sprach ein paar Ave Maria und Schlich sich dann davon. Nach den zwei erfolglosen Prozessionen sprach der Mann zu seiner Frau: „Es ist gut so, wie es ist. Lass den Geist einen Geist sein und erfreu Dich an dem Haus, so wie es ist.“ Er war einer dieser Burschen, die sich zufrieden gaben, mit dem was sie haben. Die Frau jedoch konnte sich nicht mit der Situation abfinden. Sie hing Knoblauch in jede Ecke und Metallkreuze, die am nächsten Morgen jedes Mal erneut in den gleichen Schubladen lagen, säuberlich nach Größe geordnet, abgestaubt und ungenutzt, sodass sie sie wieder aufhängen musste. So ging es eine lange Zeit. Eines Nachts schlich eine der Zwillinge, ein Mädchen namens Gudrun in die Küche, um sich ein Glas Milch aus der Vorratskammer zu holen, da sie Durst quälte. Sie hatte das Glas gerade bis zum Rand gefüllt, als ein Kratzen von unterhalb des Bodens zu hören war. Der Schreck fuhr ihr in die Knochen und sie verschüttete das Glas, sodass die Milch über den Boden floss. Sie sammelte sich in einer schmalen Ritze auf den Holzdielen und floss dann in einem breiten Schwall nach Unten. Follet, der gerade sein Versteck verlassen wollte, um seine nächtlichen Aufräumaktionen durchzuführen, bekam die gesamte Milch direkt ins Gesicht. Durchnässt sprang er aus einer Luke und fing umgehend damit an, über sein fehlendes Glück und den Unglücksraben der ihm die Milch in den Krage gegossen hatte, zu schimpfen. Anstelle laut aufzuschreien, begaffte das Mädchen, die Follet schon früher aufgefallen war, den Kobold mit großen Augen. Nachdem sie den Schreck vergessen hatte, fing Gudrun an, über die Gebaren des Kobolds zu lachen, der immer wieder auf und ab hüpfte. Follet von seiner Seite hörte sofort auf mit seinen Tiraden und gaffe das giggelnde Ding an, das dort in der Küche stand. In diesem Augenblick war es um das Herz des Kobolds geschehen. Er stimmte in das Gelächter ein und freute sich an dem freundlichen Wesens seiner neuen Freundin. So trafen sich die Beiden ab dieses Augenblicks fast täglich in der Küche. Gudrun gab dem Kobold jede Nacht ein großes Glas Milch und ein Stück Brot, während Follet seine Späße mit der Familie stoppte. Er räumte ab und zu noch die Wohnung auf, jedoch vergas er alle garstigen Aktionen. Es dauerte fast zwei Monate, bis Gudruns Schwester Klara von dem Treiben in der Küche erfuhr. Sie wurde nachts wach und vermisste ihre Schwester, die sonst immer neben ihr im Bett lag. Leise schlich sie ihr hinterher und fand sie in der Küche, wie sie sich über die Ereignisse des Tages mit dem Kobold austauschte. Auch Klara verband sehr schnell eine Freundschaft mit dem kleinen Mann. Zum Schluss wurde auch der Junge Karl zum Freund des Kobolds. Bald trafen sich die vier Freunde jede Nacht und viele Tage, an denen die Eltern auf den Felder standen und sie sich ungestört fühlte. Sie sprachen und Follet spürte immer mehr, die Anziehung die von Gudrun ausging. Obwohl sie sich mit ihrer Schwester bis auf jede Haarsträhne ähnelte, war es doch nur Gudrun, die das Blut des Kobolds schneller fließen ließ. Er hätte alles für sie gemacht. Eines Winter wurde sie krank. Ihre Mutter wachte an ihrem Bett. Zur Mittagszeit schlief die Mutter an Gudruns Bett ein und Follet stohl sich ins Zimmer. Mit einem Handschlag heilte er das todbringende Fieber, von dem ihre Geschwister ihm erzählt hatten. Selbst die Angst vor der Entdeckung der Eltern war weniger groß, wie seine Liebe zu dem Mädchen, dass sich über die Zeit zu einer jungen Frau entwickelte. Auch sie merkte seine Zuneigung. Es störte sie wenig, dass er klein von Gestalt war und spitze Ohren hatte. Sie wusste von ihrer Heilung. Ihre Dankbarkeit wurde in den Jahren immer größer und sie wollte keinen anderen Menschen mehr. Ein Jahr später entdeckte der Vater das Geheimnis seiner Kinder. Es traf sich, dass er nachts aufgestanden war, da er Stimmen in der Küche hörte. Es dauerte nicht lange, da entdeckte er die gesellige Runde. Als er den Kobold erblickte, fing auch er an zu lachen. Er klatschte in die Hände und sprach: „Jetzt haben wir unseren Geist. Dieser hier gefällt mir mehr, als ein Mann mit eingeschlagenem Kopf oder der Teufel höchst persönlich.“ Der Kobold, den das Erscheinen des Mannes zunächst überraschte, stimmte in das Gelächter ein. Bald schon entstand zwischen der Familie und dem Kobold eine enge Freundschaft. Nur die Mutter war nicht eingeweiht, da alle davon ausgingen, dass sie kritisch auf die Verbindung reagieren würde. Bald wurde die Frau erneut schwanger. Sie konnte schon früh nicht mehr auf dem Feld arbeiten, da die Arbeit dem Kind geschadet hätte. Sie merkte in ihr, die Schwäche des Babys. Der Edelmann Johann von Beste hingegen war voller Zorn auf den Ausfall der Frau und gebot, dass alle Kinder anstelle ihrer auf den Feldern die harte Arbeit leisten sollten. So standen bald der Karl und Gudrun und Klara neben ihrem Vater, doch auch das reichte dem Geizhals nicht aus. Er schäumte vor Wut und sprach: „Die Leistung ist lange nicht genug. Selbst drei Kinder machen den Ausfall Deiner Frau nicht wett. Arbeiten sie nicht mehr als sonst, so wirst Du uns verlassen müssen.“ Tief in ihm hoffte er darauf, das Land auf dem er sie angesiedelt hatte, sowie das alte Haus endlich anderweitig nutzen zu können. Das Grundstück an den Lippeauen war ihm wertvoll geworden. Da sie sich schon lange nicht mehr über den Geist beschwerten, ging er davon aus, dass man das Haus wieder anderweitig und für gutes Geld verpachten könnte. Da der Mann aber gute Arbeit leistete und viele Freundschaften unter dem Gesindel, seinen Leibeigenen und den anderen Arbeitern geschlossen hatte, konnte er ihn nicht sofort vertreiben, ohne den Unmut seiner Leute auf sich zu ziehen. Da dessen Frau jetzt allerdings ausfiel, hatte Johann endlich den Grund, die Familie zu bedrängen. Seine Kinder taten gute Arbeit und machten den Ausfall zwar wett, jedoch erweichte selbst das nicht sein schlechtes Herz. Mochte seine Frau noch so sehr darüber klagen, er wollte die Wanderarbeiter von seinem Land vertreiben. Der Vater erzählte dem Kobold am Abend von dem Gutsherren und der Mutter, die sich nicht mehr aus dem Bett rührte, aus Angst das ungeborene Kind zu gefährden. Der Kobold hingegen sprach: „Mach Dir keine Sorgen. Ich will mich der Dinge annehmen, die Dir auf der Seele brennen.“ Der Mann hingegen sprach: „Ich habe nichts, was ich Dir geben könnte. Ich weiß, dass eure Art einen hohen Preis für eure Hilfe fordert.“ Da lachte der Kobold und sprach: „Wir Kobolde sind nicht alle gleich. Sicherlich hast Du auch gehört, dass wir Schätze horten. Auch das ist nicht meine Art. Sicherlich gibt es unter meinen Bekannte so Manchen, der ein hartes Herz zeigt oder einige, die nur für eine Bezahlung ihre Finger krumm tun. Ich allerdings bitte nur um ein Gefallen, wenn es an der Zeit ist.“ Der Mann lachte und hielt seine Hand als Zeichen seiner Zuneigung hin. Der Kobold ergriff sie, in der Hoffnung, um die Hand von Gudrun anhalten zu können, wenn es dazu an der Zeit war. In der gleichen Nacht schlich er zur Mutter und weckte sie dabei auf, da ihr Schlag nicht besonders fest war. Sie erschrak, als sie den Kobold an ihrem Bett stehen sah. „Jetzt will der Teufel mir mein Kind holen.“ „Gute Frau, ich bin nicht der Teufel. Der hat heute keine Zeit. Außerdem ist es viel zu kalt für ihn. Ich bin nur ein einfacher Diener, im Wunsch Dir zu helfen.“ „Weiche von mir Dämon.“, sprach die Frau und bekreuzigte sich. „Du musst keine Angst haben. Die dunklen Künste liegen mir nicht. Ich bin nur ein einfacher Kobold.“ „Die Diener des Tiers, das seit ihr. Das hat mir meine Mutter erzählt.“ „Deine Mutter wird einen boshaften Verwandten getroffen haben. Ich hingegen bin gut und will nur helfen.“ Da fing die Frau an jämmerlich zu weinen. Sie schlug ein Kreuz über ihrer Brust und sprach unter Tränen: „Bist Du gekommen, um meine unsterbliche Seele zu holen?“ Da lachte der Kobold. „Was soll ich mit Deiner Seele? Ich will weder die, noch Dein Kind. Ich will Dich und das Kind heilen, aus Freundschaft zu Deiner Familie.“ Da hörte die Frau mit dem Weinen auf. Sie sah ihn mit großen Augen an und sprach: „Du willst meine Familie holen?“ „Red nicht so dumme Sachen. Dein Mann und Deine Kinder sind gute Freunde. Ich bin gerne mit ihnen zusammen. Sie baten mich, Dir zu helfen.“ Entrüstung rutschte an der Stelle, die vorher noch mit Angst gefüllt war. „Sie wissen von Dir und haben mir nichts gesagt?“ „Sie hatten Angst davor, dass Du es nicht verstehen würdest.“ „Mein gesamte Familie ist mit dem Teufel verbündet?“ „Deine ganze Familie ist mit mir befreundet. Ob sie sich gleichzeitig auch mit dem Teufel treffen, kann ich nicht beurteilen. Ich gehen allerdings davon aus, dass sie es nicht machen, da ihnen dazu kaum Zeit bleibt, bei all der Arbeit.“ Da schrie die Frau nach ihrem Mann, der schnell zu ihr eilte. Er erblickte den Kobold am Bett seiner Frau und erschrak. „Was machst Du hier Follet? Ich dachte, Du könntest ihr helfen, ohne dass sie davon etwas mitbekommt.“ „Du kennst dieses Wesen?“ „Sie wurde leider wach, als ich ins Zimmer kam.“, sprach der Kobold und rollte mit den Augen. „Wie lange kennt ihr euch schon?“ Der Kobold unterbrach die Antwort, die ihr Mann ihr geben wollte. „Die Aufregung ist weder gut für sie noch für das Kind in ihrem Leib. Es wäre besser, wenn sie sich ausruht.“ „Kannst du sie nicht einschlafen lassen?“ „Dann regt sie sich aber auf, sobald sie wieder erwacht. Das würde das Problem nur verschieben.“ Die Frau hatte sich in ihrem Bett aufgerichtet und sah die Beiden ungläubig an. Sie sprach: „Könnt ihr bitte aufhören, euch zu unterhalten, als wäre ich nicht im Zimmer.“ Da kamen auch ihre Kinder ins Zimmer. Sie bauten sich ungläubig hinter dem Mann auf. Gudrun sagte: „Ich dachte, Du bräuchtest sie nicht zu wecken.“ „Ich sagte gerade schon, dass sie wach wurde, als ich den Raum betrat. Es ist mühsam sich wiederholen zu müssen.“ Da sagte Gudrun: „Bitte entschuldige Follet.“ Die Mutter, die jetzt an ihrer gesamten Familie zweifelte sprach: „Ihr steckt alle unter einer Decke. Ihr seit mit dem Teufel im Bund.“ Klara sagte beunruhigt: „Sie sieht den Teufel. Ihr muss es schlimmer gehen.“ „Aber das hier ist doch der Teufel.“ Da lachte die gesamte Familie. „Das ist der Bewohner dieses Hauses, der uns so lange Zeit Ärger gemacht hat. Wir sind in sein Heim gezogen, ohne ihn vorher zu fragen. Am Anfang war er sehr ärgerlich auf uns. Doch jetzt sind wir gut befreundet.“, so sprach der Vater. Der Kobold sprach: „Ihr seid in mein Haus gekommen, ohne mich zu fragen. Eurer Erscheinen hat mich wütend werden lassen. Allerdings brachtet ihr dann mehr Spaß zu mir, als ich Jahrzehnt lang hatte. Die beiden Pfaffen brachten mich zum Lachen. Ich hatte nicht mehr so viel Spaß, seitdem mein guter Freund der Ritter starb.“ „Du warst mit dem Schwiegervater des Herren befreundet?“ „Es war nicht sein Vater sonder einer seiner Vorväter, der mir das Haus schenkte. Ich half ihm dabei, das Land welches nun seinem Nachfahren gehört, zu erwerben.“ Die Mutter schüttelte den Kopf und sprach: „Könnt Ihr euch nicht an anderer Stelle über die Vergangenheit unterhalten? Das Kind in meinem Bauch braucht seine Ruhe.“ Der Kobold sah zu ihr. Noch bevor sie sich dagegen wehren konnte, legte er seine Hände auf ihren Bauch und sprach ein paar Worte. Dann lachte er und sprach: „Das Kind lag falsch. Ich habe ihm gezeigt, wie es richtig seien sollte. Ab jetzt wird es sich Mühe geben, Dir nicht mehr alle Energie zu rauben. Du wirst sehen, schon Morgen werden die Schmerzen und Leiden verschwunden sein. Es wird ein schönes Mädchen werden, dass ihre Schönheit von ihrer Mutter erbt.“ Die Frau hingegen schluchzte laut auf. „Du musst mir nicht schmeicheln, Dämon. Was verlangst Du für Deine Dienste?“ „Du könntest damit aufhören, mich Dämon zu nennen. Ich bin der Besitzer dieser Hütte und es wäre nur nett, mich wie jemand zu behandeln, den Du kennst.“ „Aber…“, setzt sie an jedoch sprang ihr Mann sofort an ihr Bett. „Du musst Dich jetzt ausruhen. Ihr anderen geht bitte, damit meine Frau endlich ihren Schlaf bekommt, den sie so dringend benötigt.“ Um keine weiteren Diskussionen zu provozieren, taten alle Anwesenden, wie ihnen geraten wurde. Bald trafen sie sich alle, bis auf die Mutter die seelig eingeschlafen war, in der Küche. Der Kobold schlürfte ein wenig Milch, während sich die Kinder emsig unterhielten. Der Vater ließ sich stöhnend auf den freien Stuhl nieder. „Wir arbeiten so viel. Trotzdem will uns der Herr von seinem Grund vertreiben. Er prellt uns überdies noch den Lohn. Die Pacht für dieses Haus ist höher, als wir für unsere Dienste verdienen. Er will uns zu seinen Leibeigenen machen, wie er es auch mit seinen eigenen Bauern gemacht hat.” Der Kobold knischte mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäußten. “Das hat es unter dem alten Ritter nicht gegeben. Ich werde meinen Segen über der Familie zurückziehen.” “Seine Frau, die zur Familie gehört, ist nicht wie er. Sie hält die Werte ihrer Ahnen hoch, kann sich allerdings nicht gegen ihn durchsetzen.” “Dann müssen wir das ändern.”, sprach der Kobold. “Ich werde mich darum kümmern, so wie ich es Dir versprochen habe.” Noch in der gleichen Nacht brach Follet auf, zum Haus Sythen. Den gesamten Marsch machte er sich darüber Gedanken, wie er mit dem herzlosen Johann verfahren sollte, ihm fiel allerdings nichts ein, was ich nicht auch seine Frau betreffen würde. Er machte ihr keinen Vorwurf, denn die Frauen hatten damals oft keine Wahl, wen sie ehelichen mussten. Er wollte ihrer Familie kein Unglück bringen, denn er dachte noch oft an den alten Ritter und die Jahre, die sie verband. Er beschloss, zunächst mit dem Unhold zu reden. Vielleicht ließ er mit sich verhandeln. Deshalb begab er sich auf direktem Weg zum Schlafzimmer, stellte sich vor Johanns Bett und sprach: „Du beutest die Leute und dein Land aus. Es gibt niemand mehr, der dich hier mag.“ Johann zeigte keine Angst, sondern lächelte nur kühl seinem Gast entgegen. „Ich bin nicht dazu auf Erden, um von irgendwem gemocht zu werden. Und nun hebe dich hinfort. Weiche weg von diesem Ort.“ „Der Schatten des Geiz liegt über Deiner Seele. Du wirst nie Glück finden, wenn Du so weiter machst.“ „Als Kind war ich ärmer als der Bettler, der sein Brot auf der Straße verdient. Meine Familie war verarmt, aber zu stolz um Hilfe anzunehmen. Erst seit der Hochzeit mit dem Haus Hagenbeck kam das Glück zu mir.“ „Hast Du kein Gewissen?“ „Ein Gewissen können sich nur reiche Menschen leisten. Die Armen müssen darauf verzichten.“ „Es gibt genug arme Leute, die reicher sind, als Du.“ Johann war aufgesprungen. Er hatte sich einen Degen gegriffen, der neben seinen Bett, auf seinen abgestreiften Kleidern lag und zielte mit dem spitzen Ende auf Follet, der ihn überrascht ansah. „Jetzt sag mir Dämon, was ist Dein Sold? Was willst Du von mir?“ Der Kobold wunderte sich nur kurz darüber, warum ihn jeder für einen Dämon hielt. Mit einem geschickten Sprung brachte er sich in Sicherheit. Die kleinen Männer sind wendiger und schneller als Menschen. Daher sieht man sie meist nicht, wenn sie nicht gesehen werden wollen. Auch Follet war so schnell gesprungen, dass es der Edelmann gar nicht mitbekommen hatte. Er bohrte seinen Degen an die Stelle, die gerade noch vom Kobold besetzt war. Follet hingegen stand neben ihm. Ihm kam eine Idee, die er in die Tat umsetzen wollte. „Der Herr der Hölle schickt mich, um zu sehen, ob Du so herzlos bist, wie alle sagen. Er findet Gefallen an Dir. Daher schlägt er einen Handel vor.“ Johann schlug mit seinem Degen an seine Seite, um der Stimme in seinem Schlafzimmer ein Ende zu bereiten, musste jedoch überrascht feststellen, dass der Dämon schon nicht mehr dort stand. Er weilte jetzt zu seiner anderen Seite. Da schrie Johann: „Verschwinde Du armseliger Gnom. Hier hat der Herr der Hölle nichts zu gewinnen.“, drehte sich, während er mit dem Degen ausholte, doch wiederum traf er nur die Luft, die zischend über seine Schneide zog. Follet hingegen lachte. „Der Herr der Hölle hat schon Deine Seele. Er will die Deiner Frau. Er gibt Dir dafür die Stadt Münster.“ „Münster ist eine heilige Stadt, die er nicht verschenken kann.“ „Die Pfaffen und Bischöfe stehen schon seit langem auf seiner Seite. Sie werden Dir die Stadt geben, wenn Du in seinem Namen danach fragst. Aber zuerst gibt mir die Seele Deiner Frau.“ Immer wieder drehte sich Johann um die eigene Achse, konnten den Kobold aber nicht aufspießen. Er stöhnte bei dem Versuch. Schweiß strömte ihm von der Stirn. Mit Anstrengung in der Stimme sprach er: „Für den Preis würde ich ihm auch die Seele meiner Mutter geben.“ „Du musst sie dazu bringen, dass sie eine unverzeihliche Sünde begeht. Dann wird Dir der Teufel höchstpersönlich behilflich sein.“ Johann stoppte seine verzweifelten Versuche. „Ich merke, Du bist schneller als ich.“ „Was sagst Du zu dem Handel?“ Johann fasste sich an die Brust. Er japste nach Luft. Erst als er wieder der Sprache mächtig war, sagte er: „Es soll so geschehen.“ Nachdem er die Worte sprach, war der Kobold verschwunden. Er dachte bei sich, dass er durch diese List auch prüfen könnte, wieviel Gutes noch in der Erbin vom Ritter steckte. Schließlich wollte er entscheiden, ob sie seines Mitleids wert war. Er blieb im Haus, das ihm so bekannt war, da er Jahres seines Lebens dort verbrachte und beobachtet jeden Schritt der Bewohner. Gleich am