In einer Zeit, als unsere Ahnen ihre Götter noch in der Natur suchten, kamen nicht wenige Gelehrte auf die Idee, die Kobolde, denen aufgrund ihrer Langlebigkeit etwas Magisches anhaftete, als Götter zu betrachten. Einige von ihnen gefielen sich in der Rolle und nicht wenige genossen die Aufmerksamkeit und die Hochachtung die man ihnen entgegenbrachte. Knacker, einer der einfältigsten unter ihnen, ging dabei allerdings weiter, als viele seiner Artgenossen. Es ist nicht auszuschließen, dass gerade seine Taten dazu führten, dass keiner der Kobolde bald mehr als Gott anerkannt wurde. Er lebte damals an einer grüne Wiese, in der Nähe vom heutigen Haltern unweit der Lippeauen und genoss sein ruhiges Leben. Mit den Menschen, die sich ringsum im Wald aufhielten hatte er zunächst kein Problem, da er ihnen größtenteils aus dem Weg ging. Als sie hingen mit dem Ackerbau anfingen und ihre Kuhherden ihm seinen Vorgarten mit ihren Flatschen verschönerten, stellte sich ein gewisses Unwohlsein bei ihm ein. Nachdem er eines lieben Morgens drei mal seine Füße in der Lippe säubern musste, kam er auf die Idee, diese gemeinen Wilden in ihrem Dorf zu besuchen. Es wollte sowieso wissen, was die Leute mit dem hohen gelben Gras anfingen, dass sie hier so penibel anpflanzten und im Herbst ernteten. So schlich er leise im Dorf von Haus zu Haus und beobachtete die Menschen, die sich dort aufhielten. Was ihn zunächst wunderte, war der Umgang der Leute mit dem hohen Gras. Sie schlugen es, verarbeiteten die Halme oder gaben sie an ihre Tiere und mit dem Rest füllten sie hohe Bottiche, die dann mit Wasser aufgefüllt wurden. In der Nacht schlich er zu einem dieser Tröge, öffnete ihn und roch an der Brühe, die in ihm steckte. Der Gestank schreckte ihn etwas ab, allerdings war die Suppe nicht ungenießbar, obwohl sie sicherlich noch verfeinert werden konnte. Er dachte an die Kräuter, die er im Wald gefunden hatte. Mit ein wenig Hopfen könnte man ein wohlschmeckendes Getränk erzeugen, was nicht nur sättigte, sondern auch den Gaumen schmeichelte. Er ließ ein paar Hände voller Hopfen in den Bottich rieseln und schlug schnell den Deckel wieder auf das große Gefäß. Durch den Lärm, den er dadurch verursachte, wurden ein paar Hunde wach, die wiederrum durch ihr Bellen ihre Herren weckten. Schon wenige Minuten später war das halbe Dorf auf den Beinen und Knacker wurde es ein wenig zu voll. Er schlich schnell zurück auf sein Feld und freute sich, in ein paar Tagen seine Mischung probieren zu können. Da die Kühe auf anderen Feldern grasten, vergaß er seinen kleinen Ausflug für ein paar Wochen. Er genoss das warme Wetter, vertrieb sich die Zeit mit Fischen und Faulenzen, was seine Lieblingsunternehmungen waren. Erst als die nächste Kuh vor seiner Wohnung auftauchte, erinnerte er sich wieder an den Trog. Er wollte probieren, was aus der Suppe geworden war. Erneut schlich er sich in der Nacht in das Dorf. Es dauerte nicht lang, da hatte er seinen Bottich gefunden. Er war immer noch zu, was Knacker etwas beruhigte. Nachdem er ihn vorsichtig geöffnet hatte, roch er schon den Duft eines Getränks, das ihn bis zu seinem Lebensende begleiten würde. Munter nahm er ein paar Schlücke. Nachdem sich das Getränk auch noch als höchst bekömmlich erwies, war ihm klar, dass er mehr davon herstellen musste. Von seinen eigenen Ideen berauscht schlug er den Deckel wieder auf das Gefäß. Er fuhr bei dem Lärm, den er dabei verursachte zusammen. Erneut bellten die Hunde und ein kleines Kind streckte seine Nasenspitze vor die Tür. Es schrie spitz auf, als es den Kobold sah, der sich diesmal schneller von dannen stahl. Er verfluchte seine schnelle Hand, die dem Hirn leider immer ein paar Sekunden voraus war. Zusätzlich schwor er sich, am nächsten Tag mit mehr Hopfen zurückzukommen, um auch die anderen Fässer zu veredeln. Als er jedoch am nächsten Abend in das Lager kam, war dort ein Fest in vollem Gange. Man lachte und klatschte. Erschrocken stellte er fest, dass der Grund der Feier der große Bottich war, den man in die Mitte des Platzes gestellt hatte. Die Leute tranken mit großen tönernen Becher aus ihm. Jeder der einen Schluck nahm, sowohl Kinder, wie auch Frauen und Männer, sahen hinterher etwas lustiger aus, als vorher. Anscheinend schmeckte den Menschen sein Getränk. Einer von ihnen erhob seinen Becher zum Himmel und schrie: “Wir danken dem Kobold für seine Gaben. Für alle Zeiten sei er gelobt werden, dass er uns Stärke gab.” Anscheinend hatte das Kind von ihren Beobachtungen geredet. Die gesamte Nacht rauschte das Fest. Kaum jemand legte sich hin und sie Leute tanzten und freuten sich, bis sie endlich kurz vor Sonnenaufgang auf den Boden sanken. Ruhe gab es auf dem Platz allerdings kaum, denn die Leute schnarchten um die Wette, dass es bis zum Himmel klang. Außerdem stanken sie, dass selbst das wildeste Tier einen großen Bogen um das Lager geschlagen hätte. In der Sicherheit des ruhelosen Schnachsens schlich sich Knacker zum dem Fass, dass bis zum Boden trocken war. Natürlich hatten sie nichts für ihren Kobold gelassen, obwohl sie ihn doch die gesamte Nacht so gerühmt hatten. Verbittert schlich er zu den anderen Bottichen, die an den Häuser standen. In Eile fügte er jedem von ihnen eine Fuhre Hopfen hinzu. Um diesmal nicht Gefahr zu laufen, von der Feierei ausgeschlossen zu sein, machte er sein Zeichen auf einen der kleineren Trögen, um den Menschen zu zeigen, dass dies seiner war. Er wollte ihn abholen, sobald das Getränk lange genug gezogen war. Er nahm sich Zeit für seine Wiederkehr, doch als er zurück war, wartete tatsächlich das Fass auf ihn. Das Dorf wurde bekannt für sein Getränk. Die Leute kamen aus dem gesamten Land, um davon zu kosten und seine belebende Wirkung zu spüren. Mehrere Druiden bezeichneten es als magischer Trank, der Stärke verlieh, allerdings nur in Maßen zu sich genommen werden durfte. Trank man zu viel davon, wurde man vom Kobold geholt. Obwohl Knacker gerade diese Bezeichnung sehr hasste, setzte der Spruch sich über Jahrhunderte durch. Als die Christen den Kontinent betraten, verboten sie den Trunk der Götter. Sie verteufelten ihn und mit ihm sein Erfinder. Bis heute wird allerdings auf manch Fass ein X gemacht. Das war das Zeichen, dass Knacker damals schon benutzte.

Powered by BetterDocs

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.