Frühling sagte: »Hast Du kein Lösungsmittel für Deinen hartnäckigen und nervigen Fall? Dann könnten wir uns viel Arbeit ersparen.«
Ich lachte freudlos, bis mir das Lachen in Erinnerung an Winter und ihrer Eigenart im Hals stecken blieb und ich sagte: »Wenn das so einfach wäre, würde ich täglich Fettlöser trinken, um mein Übergewicht abzubauen.«
Frühling sagte: »Dagegen hilft nur ein Fett-Burner.«
Ich sagte: »Hab ich auch schon versucht, war mir zu anstrengend.«
Frühling sagte: »Das ist ja auch der Sinn der Sache. Als Jahreszeit in der jeder seine Fitness neu entdeckt, bin ich sowieso der richtige Ansprechpartner dafür.«
Ich sagte: »Fitness ist nicht das Thema, über das ich reden will. Es geht hier immer noch um den Fall der toten Katze.«
Frühling sah mich mit aufgerissenen Augen an und sagte: »Wie Du aussiehst, ist Fitness kein Thema über das Du Dich unterhalten solltest. Außerdem dachte ich, dass es hier um den Fall der alten Dame geht.«
Ich sagte: »Ist ein Teil von meinem Fall. Mich interessiert jetzt erst einmal, wer eine Katze tötet  und sie anschließend aus der Erinnerung aller Teilnehmer löscht.«
Frühling gähnte und zeigte dabei ihre marklos weißen Zähne. Sie hätte Werbung für Zahnreinigung machen können.
Sie sagte: »Das könnte doch auch ganz andere Gründe haben. Wir könnten doch ein wenig in der Gegend herumfahren. Dann kämen wir auf andere Ideen.«
Ich sagte: »Zunächst einmal glaube ich, dass Du eine Fahrt in meinem Wagen nicht genießen würdest. Du bist eher der Typ für Sportwagen und nicht für Billigkarren, die kaum Benzin verbrauchen.
Des Weiteren glaube ich nicht, dass wir den Fall dadurch schneller lösen. Du willst mich doch nur auf andere Gedanken bringen.«
Frühling sagte: »Draußen ist es so schön. Wir könnten eine Menge unternehmen.«
Ich sagte: »Draußen wird ziemlich überbewertet. Drinnen ist das neue Draußen und auch viel praktischer.«
Frühlings sagte: »Sesselpupser und Bürohocker scheinen da eine ganz neue Wahnvorstellung entwickelt zu haben.«
Ich sagte: »Wir haben das Draußen als Bildschirmhintergrund. Das reicht uns normalerweise voll aus.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

4 Gedanken zu „Das neue Draußen“
  1. Liebender Sebastian
    „Wie innen so außen wie oben so unten“
    Hier offenbart sich ja glattweg hermetische Mysterienweisheit
    Und die methaphysische Dessiilusionierung der Außenweltüberbewertung als kollektiver
    Massenwahn Die Neue Verinnerlichung welch heilsame Vision
    In Frühlings verächtlicher Trozigkeit sehen Wir die Erstreaktion eines abgewiesenen therapeutischen Heilungsangebotes
    Erstverschlimmerung ist immerhin eine Reaktion
    So wie Dich Frühling fürchtet liebt sie Dich letzendlich insgeheim
    lacht
    Dir Joachimsfroh

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