Frühling platzte in meine Wohnung, als hätte ich laut um Hilfe geschrien. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich sie an.
Bisher hatte ich über den Fotos und den Berichten des Tatorts gebrühte und war keine Spur weiter gekommen. Eigentlich war ich mir sicher, einen Hinweis übersehen zu haben. Irgend ein Detail musste vorhanden sein, dass ich nicht erkannt hatte.
Als Frühling jedoch hineinkam, zuckte ich so stark zusammen, dass mir die Fotos aus der Hand flogen.
Frühling sagte: »Hallo – Was machen wir heute?«
Ich sagte: »Wie Du siehst, sichte ich gerade erneut die Beweismittel. Von der toten Katzen gibt es keine Spur. Entweder war sie nie da oder irgendjemand hat sie aus dem Gedächtnis aller Beteiligten gelöscht.«
Frühling lachte und sagte: »Du bist ja immer noch an diesem Blödsinn interessiert. Ich dachte, wir könnten heute etwas völlig anderes machen.«
Meine Mine entgleiste mir und ich sagte: »Soweit ich Dich verstanden hatte, sollte ich doch den Mist alleine weiter machen und Du wolltest Dich anderer Dinge widmen.«
Frühling sagte: »Das hab ich am Vormittag gemacht. Dann war mir langweilig und ich dachte, ich könnte Dich vielleicht überreden, irgendetwas Dummes anzustellen.«
Ich sagte: »Wie kann man eine tote Katze verschwinden lassen?«
Frühling sagte: »Soweit ich aus Serien wie ‚Breaking Bad‘ gelernt habe, funktioniert das mit Flusssäure ganz gut. Man darf sie nur nicht in Keramik-Behältern aufbewahren.«
Ich sagte: »Als Chemiker kann ich dem nur beipflichten, obwohl ich sicher bin, dass das Zeug nicht durch die Decke tropfen würde. Außerdem ist schon ein Tropfen auf der Haut ausreichend um sich durch sämtliche Knochen im Körper zu fressen. Damit will ich sagen: Ein Tropfen und Du bist tot.
Die beiden Hobby-Chemiker ohne Handschuhe wären damit wohl schon nach einer halben Staffel im Sarg gelandet.«
Frühling sagte: »Klingt lustig. Wo bekommt man das?«
Ich sagte: »Sicherlich nicht im Baumarkt.
Nur falls es Dich interessiert – Natronlauge hätte genau das Gleiche geleistet, nur dass sie nicht so giftig ist. Sie frisst sich allerdings auch durch Keramik.«

2 Gedanken zu „Lösungsmittel“
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Liebender Alexander
Frühling hat doch tatsächlich etwas mit mir gemein
Dieses Sprunghafte Momentane im Augenblick so jetzig ja fast kindlich sein
Und wenn ich so in meinen äh Ihren Garten gucke da seh ich Ihre Handschrift allenthalben sprießend blühn
So besehen eine verrückte dabei tolle Frau
Künstlerin eben
Und Sebastian das gilt wohl auch für Dich als Naturwissenschaftler
„Gegensätze ziehen sich an“
dabei brauche ich die gegenwärtige Weltpolitiklage nicht beweisführend zu erwähnen…
dankenswert
Dir Joachimsherz
Lieber Joachim,
Was die Sprunghaftigkeit angeht, dann würde ich den Vergleich einer Eisenbahnweiche für mich in Betracht ziehen. Eine Entscheidung falle ich schnell, bleib dann aber oft verbissen daran. Frühling hat mit ihrem sprunghaften Charakter, den Gegenpol.
Wahrscheinlich mag ich sie deshalb auch, obwohl hier viele sagen, dass sie nicht sehr sympathisch geschildert wird.
Gruß,
Sebastian