Aus der Küche hörte ich jemanden zischend Luft holen.
Ich folgte dem Geräusch und stand neben einem mir unbekannten Beamten, der die Mülltonne geöffnet hatte.
Ein Schwarm Fliegen hatte sich um die Mülltonne im Schrank, in dem der Eimer stand, und an den Wände der Küche versammelt. Der Gestank wurde schlagartig schlimmer. Über die Schulter des Beamten konnte ich im Eimer sich windende Maden auf einem schwarzen Pelz erkennen. Ein Schauer lief mir den Rücken hinab und verzog sich in der Magengrube.
Der Polizist bückte sich, um den Müll genauer durchsuchen zu können. Er nahm eine Gabel, die auf der Spüle lag und stocherte etwas herum. Dann sagte er: »Hier liegt eine tote Katze im Müll.«
Aus einem anderen Zimmer hörte ich eine tiefe Frauenstimme sage: »Wer macht denn so etwas?«
Dann erschien Maria in der Tür. Sie war mit ein paar Schritten in die Küche geeilt und blickte fasziniert auf den Kadaver.
Sie sagte: »Eine fürsorgliche und liebende Besitzerin hätte ihre Katze anders entsorgt. Das müssen der oder die Täter gewesen sein.«
Herbst sagte: »Packt das Ding als Beweisstück ein. Der Gerichtsmediziner soll herausfinden, ob die Katze vor oder nach der Bewohnerin gestorben ist.«
Frühling lachte und sagte: »Stell Dir das mal vor. Sie hatten uns bisher dieses Detail verheimlicht.«
Ich sagte: »Vielleicht hatten sie ja einen Grund dafür.«
Frühling sagte: »Oder dieser ganze Teil entspringt nur Deiner kranken Fantasie.«
Ich sagte: »Ohne meine kranke Fantasie wären wir wohl jetzt nicht an Ort und Stelle. Aber Du hast wohl recht, das hier ist seltsam. Herbst oder Winter hätten mir sicherlich etwas von der toten Katze erzählt. Maria scheint auch etwas zu entsetzt zu sein, um es später vergessen zu haben.«
Schlagartig verdunkelte sich das Zimmer. Ich stand mit Frühling in einem dunklen Raum und wir blickten uns an.

7 Gedanken zu „Die tote Katze“
Kommentare sind geschlossen.
Liebender Sebastian
Künftig werde ich die weiteren Folgen am Tage lesen denn jetzt kurz vor dem Zubettgehen
greift es mein zartbeseitetes Nervensystem wohl doch etwas an
Thriller von solch sinnlicher Dichte iggitt
Doch gestehe ich solche Abgründe lassen mein Leben doch als brav und unbescholten eher frohgestimmt sein
dankenswert
Fan Joachim von Herzen
Bitte verzeih mir den Kunstgriff des Ekels. Ich musste ihn selbst mal probieren, da er bisher noch in keiner meiner Geschichte vorkam. Er wird auch hier nicht mehr auftauchen. Dafür versuche ich mich weiter im Metier Spannung, auf dem ich auch noch Anfänger bin.
Du meinst also, dass mir der Trick mit den Ekel geglückt ist?
Gruß,
Sebastian
…es stinkt… und die Spannung wächst… *Haare zu Berge steh * 😱
Dank Dir. Bisher übe ich ja noch auf dem Gebiet der Spannung, nachdem ich glaube bei Dialogen und Humor schon recht routiniert zu sein.
Du machst das schon ziemlich gut! 🙂
Dank Dir!
Liebender drastischer Grenzerfahrungen Sebastian
und ob es Dir glückte !Die Tendenz mancher Menschen Ihren Schatten oder den an Sich zu
unterschlagen beschämt verheimlichend ist angstbesetzete schöne brave Weltidee
Nur was in Uns ist will und soll hinaus gerade ungelebte Anteile archaischer Rohheit
lachend denn ein bewusster Schattenaspekt steht ja schon im Licht gesehen und erhellt…
danke der Nachfrage
Joachim von Hell und zu Dunkel