Frühling stand in einem dunklen Raum, in dem sie sich angeregt mit einem schwarzhaarigen Zottelkopf unterhielt. Sie gestikulierte wild mit den Händen.
Es musste ein Raum sein, obwohl ich keine Wände erkennen konnte. Über uns befand sich jedoch nicht der Himmel und der Boden fühlte sich sehr glatt an.
Der Zottelkopf erschien mir – abgesehen von seinen Haaren – wie eine griechische Statur, was nicht so sehr an seinem Wesen, sondern an der Eigenheit lag, dass eine Haut marmorweiß und seine Bewegungen kaum wahrnehmbar waren.
Das Einzige, was sich an ihm rührte, waren seine Haare. Je näher ich kam, desto merkwürdiger schienen sie mir. Sie ringelten sich, wie eine unzählig große Menge Würmer in guter Muttererde.
Kurz dachte ich darüber nach, dass man so jemanden gut als lebende Statur in die Stadt stellen konnte. Die Haare müsste man dazu nur in Gibs gießen.
Als ich Nahe genug war, konnte ich Frühlings Worte verstehen. Sie sagte gerade: »Mir fällt kein anderer Weg ein.«
Ich sah nicht, dass sich seine Lippen bewegten. Trotzdem hörte ich seine Stimme klar und deutlich. Er sagte: »Was Du verlangst, kommt einem Verrat gleich. So etwas kann ich nicht leichtfertig entscheiden.«
Frühling sagte: »Gib Dir einen Ruck. Du bist sowieso Dein eigener Herr und die Regeln, die Du brichst, sind Deine eigenen. Wenn Du Dich nicht selbst bestrafst, dann wird Dir auch nichts passieren.«
Mittlerweile stand ich direkt neben Frühling. Sie drehte sich ganz kurz um und sagte: »Das hier ist übrigens der Mensch, von dem ich Dir erzählt habe. Völlig unwichtig, aber irgendwie lustig, auf seine ganz besonders primitive Art und Weise.«
Die Stimme schien erneut von überallher zu kommen. Er sagte: »Der ist mir bekannt.«
Frühling sagte: »Wenn man nicht ab und zu mit ihnen spielt, vergisst man, wie viel Spaß das macht.«
Ich sagte: »Könntest Du mir sagen, was hier los ist?«
Frühling sagte: »Das ist mein Cousin Morpheus. Vielleicht hast Du schon einmal von ihm gehört?«
Ich sagte: »Der Sandmann? Natürlich habe ich von ihm gehört.« Mein Kopf ruckte ehrfurchtsvoll nach unten, als ich sagte: »Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

4 Gedanken zu „Frühlings Cousin“
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Liebender Sebastian
aha die psychodelische Substanz wirkt vortrefflich..
Erst war ich verwirrt Morpheus als Sandmann
Denn ich kenne und schätze Ihn aus der Trilogie „Matrix“ eher als Erwecker Muntermacher
Doch „Ist der Schlaf die Nüchternheit der Seele“ Hermes Trismegistos
Also der Sandmann erschließt in der Anderswelt neue Seinserfahrungen
potzblitz
danke
Dir Joachimsherz
als Kind Lauscher des Rundfunksandmänchens um 7
Mein Sandmann ist eine Hommage an die gleichnamigen Comics von Neil Gaiman, der in meinen Augen ein großartiger Geschichtenerzähler ist. Sein Roman American Gods hat mich tief beeindruckt. Auch die anderen Bücher sind großartig – voller Poesie, Humor und toller Fantasie.
Ich hoffe, dass er nicht sauer ist, dass man seine Figur hier findet. Aber warum sollte er es merken? 😉
Gruß,
Sebastian
Alexander Liebender Großer Schriftsteller
Natürlich merkt Er das denn im morphogenetischem Feld kommuniziert alles mit Allem…
Und was ein rechter äh echter Künstler ist erfreut Es Ihn dem Vergessen nicht anheim zu fallen besteht doch für viele der Glaube nur dann unsterblich zu sein wenn Sie in der Erinnerung der Menschen verbleiben
Das kollektive Gedächtnis C.G.Jungs…
Du kannst mir ja gelegentlich wenn Dich das Schicksal hier über Oberbayern führt eines
seiner Werke entleihen Ohne Fettflecken und Eselsohren versteht sich
erheitert durch Dich
So sei gegrüßt
Joachim von und zu Herzen
Beruflich bin ich zwar häufig im Bundesland Bayern, jedoch verschlägt es mich nicht nach Oberbayern. Meine Ziele sind Würzburg, Weiden und Passau.
Da ich in Geometrie in der Schule geschlafen habe, musst Du mir unbedingt mal sagen wo Oberbayern liegt, solange es sich nicht dauernd bewegt.
Gruß, Sebastian