Vor der Tür blieben wir stehen. Ich sagte: »Bei Maria hast Du sicherlich ein Problem mit der Verführung.«
Frühling hämmerte unbekümmert an die Tür, während sie sagte: »Das werden wir sehen.«
Eine tiefe Frauenstimme sagte: »Kommen sie herein. Was ist denn los?«
Frühling riss die Tür auf und war mit ein paar großen Schritten ins Zimmer getreten. Sie lehnte sich wie vorher leicht nach vorne und sagte: »Wir brauchen den Schlüssel für die Asservatenkammer.«
Maria war groß und stämmig. Sie musste an die 1,80 m lang sein und sie wirkte wie eine russische Kampfschwimmerin zu Zeiten des Kalten Krieges. Ihr Kinn schien dem Gesicht entfliehen zu wollen. Dazu hatte sie die blondierten Haare zu einem Pferdeschwanz straff nach hinten gebunden.
Diese Frau konnte innerhalb von ein paar Minuten eine Kneipenschlägerei auflösen, nur dadurch, dass sie den Raum betrat. Das Pfeifen von Frühling prallte an ihr ab, wie an einer Betonwand.
Für einen Moment allerdings schien die Polizei-Wand überrascht. Dann verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. Sie sagte: »Wer sind sie und was wollen sie hier?«
Frühling lächelte sie an und sagte: »Was wir wollen, haben wir gerade schon gesagt. Wer wir sind, spielt keine Rolle.«
Maria sagte: »Irgendwie spielt es schon eine Rolle, solange sie sich nicht im Gefängnis wiederfinden wollen.«
Frühling sagte: »Wir sind ihre neuen Kollegen und wir würden uns gerne umsehen. Könnten Sie uns vielleicht in die Asservatenkammer bringen?«
Maria wirkte kaum besänftigt.
Ich dachte mir, dass sich die Situation sehr interessant entwickelte. Dafür hätte ich sogar Eintritt bezahlt.

4 Gedanken zu „Maria“
Kommentare sind geschlossen.
Herlich! Einfach knackig und kurz geschrieben! Wenn mal meine momentane Lektüre auch so kurz und knackig wäre 🙂
Was stöberst Du gerade? Krieg und Frieden? Das Telefonbuch? Oder ein anderes Sachbuch?
Ist ja hammer! Sehr frisch. Gefällt mir!
Dank Dir.