Der Qualm verzog sich und hinterließ kaum Spuren. Dafür war mir den restlichen Tag schwindelig und ich hatte ein Piepsen im Ohr.
Frühling brachte mir am nächsten Morgen einen Muffin mit, den sie mir feierlich und mit den Worten: »Das sollte unsere Beziehung wieder richten.«, überreichte.
Ich roch argwöhnisch an der Speise und brachte sie in die Küche, wo das gute Stück, obwohl es zauberhaft roch, direkt in den Müll wanderte.
Frühling stand in der Küchentür und sah mir missbilligend zu.
Ich sagte: »Wahrscheinlich hast Du was von dieser merkwürdigen Frucht hineingetan. Hätte ich das gegessen, würde ich den restlichen Tag glauben, ein Vogel zu sein.«
Sie sagte: »Stell Dich nicht so an. Das war doch gestern sehr lustig.«
Ihr Hundeblick sollte anscheinend beschwichtigend wirken. Sie trat ein paar Schritte näher an mich heran.
Insgesamt war sie einen halben Kopf kleiner als ich. Ihre Kleidung war figurbetont und eigentlich etwas zu lasziv. Der Geruch von Kirschblüten lag im Raum. Auf ihrem Gesicht konnte ich keine Spur von Schminke erkennen.
Frühling sah in meine Augen und strich mir über den Arm.
Ich zog ihn instinktiv fort.
Sie sprach sanft und beruhigend, wie ein Pferdeflüsterer, bevor er das Tier schlussendlich erschießt.
Sie sagte: »Was hast Du eigentlich mit der Frucht gemacht?«
Leise sagte ich: »Nicht gegessen.«
Sie sagte: »Ich habe genau gesehen, dass Du eine davon eingesteckt hast.«
Das Gefühl, von seiner Grundschullehrerin beim Abgucken erwischt worden zu sein, stieg in mir hoch, als ich kleinlaut sagte: »Das Ding liegt im Kühlschrank.«
Frühling sagte: »Da hast Du mal alles richtig gemacht.«
Verwundert sah ich ihr zu, wie sie einen Blumentopf der mit Erde gefüllt war, aus ihrer Tasche zog. Dann war sie am Kühlschrank und nahm die Frucht aus dem Gemüsefach, steckte sie behutsam in die Erde und goss etwas Wasser aus der Spüle über die Erde.
Dann sagte sie: »Dann wollen wir mal hoffen, dass das Ding wächst.«
Sie stellte den Topf ans Fenster und verschwand.

4 Gedanken zu „Die Frucht“
Kommentare sind geschlossen.
Liebender Alexander
das nenne Ich eine wahrlich Große Tat
Den Baum des Lebens neu zu setzen
Zu pflanzen hier und jetzt
In Deinem Haus und Hort
Potzblitz das nenn Ich österliches Feiern
Anstatt eines apokalyptischen Weltgerichts
Gepriesen Sei der Frühling allhier dafür
Dir Adam & Eva von Herzen
Ich kann Frühling nicht leiden! Beim lesen bekomme ich die Wut und Hummeln in den Arsch…
Du schreibst super, weil du definitiv Emotionen erweckst. 😀
Mir geht es da wohl ähnlich wie Rommy. 😉
Die arme Frühling hat so viel Hass gar nicht verdient. Wobei so ein klein wenig…
Winter, obwohl sie wesentlich kälte war, scheint auf weitaus mehr Sympathie zu stoßen.
Ich muss zugeben, dass ich Frühling nicht hasse, wenn ich von ihr schreibe. Sie ist mir sympatisch, da sie, genau wie Winter, eine starke Person ist und kein Waschlappen, den man klappbar in die Ecke stellen kann. Außerdem hat sie nicht diese eine Charakterschwäche, die ich über alles hasse – sie versucht nicht jeden und alle zu belehren.
Allerdings ist sie manipulativ und so ein klein wenig gemein.
Zumindest dichtet mir jetzt niemand eine Beziehung zu der Guten bei, so wie man das noch bei Winter gemacht hat. 😉