Ich erzählte weiter: »Neben den etwas auffälligeren Exemplaren waren noch zwei oder drei weitere Pärchen in der Runde, die allerdings in meiner Erinnerung längst verblasst sind.
Nur ein Vater stellte eine löbliche Ausnahme zum Einheitsbrei dar, in dem er steif und fest behauptet, grundsätzlich in Ohnmacht zu fallen, sobald er Fäkalien sehen würde. Er fragte mich, ziemlich ernst blickend, wie ich denn Windeln wechseln würde.
Ich sagte ihm, dass ich es normalerweise mit den Händen mache. Mit dem Mund hätte man hinterher immer einen merkwürdigen Beigeschmack.
Entsetzt sah er mich an und für einen Augenblick hatte ich dass Gefühl, dass er hintenüberkippen würde.
Nach der Frage versuchte ich, immer in der Nähe des gleichgeschlechtlichen Pärchens zu bleiben, da deren Unterhaltung mir wesentlich interessanter vorkam.
Der weicheirige Vater war übrigens am zweiten Tag nicht mehr im Kurs. Wahrscheinlich hatte ihm die Diskussion über hypothetische Ausscheidung seines Erbens fürs Leben gereicht. Wahrscheinlich hatte er sich noch am gleichen Tag ins Ausland abgesetzt. Ich hab die werdende Mutter nicht gefragt.
Unsere Kursleiterin war eine New Age Göttin, die sich anscheinend vorher Beruhigungstee intravenös verabreicht hatte. Die Gute schwebte mehr, als dass sie noch Bodenhaftung aufwies.
Die Meditationsübungen zum sanften Grunzen geschlechtsreifer Wale werden mir wohl immer in Erinnerungen bleiben. Der Kursleiterin werden hingegen meine spitzen Kommentare im Kopf bleiben.
Am Ende von zwei, für sie etwas anstrengenden, für mich sehr entspannten Tagen, fragte sie mich nach jedem Satz, ob ich noch etwas hinzuzufügen hätte. Ich glaub, dass ihre Äußerung, dass ‚meine Späße ganz toll wären‘, ironisch gemeint war. Gelacht hat sie auf jeden Fall nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Dame überhaupt zur Ironie fähig war.
Meine Frau hat sich auf jeden Fall köstlich amüsiert.«
Winter sagte: »Was war mit dem dritten Kind?«
Ich sagte: »Das wollten wir der Kursleiterin nicht mehr antun. Deshalb verzichten wir auf Kind Nummer 3.«
Winter nickte und sagte: »Verständlich.«
Von SackingBob74
1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.
27 Gedanken zu „Geburtsvorbereitungskurs Teil 2“
Kommentare sind geschlossen.
New Age klingt irgendwie ziemlich alt
Ja voll – ist auch so ein 80ger – 90ger Retro Scheiß. Wollte mal Retro als Schimpfwort etablieren. Scheiterte daran das man das Wort voll toll findet. Was für ein Blödsinn.
naja… kommt eben drauf an. New Age ist uralt, aber als Design kann es ok sein, kann…
Durch die streng gläubige evangelische Prägung in meiner Kindheit, bin ich irgendwie voreingenommen (TEUFELSZEUG). Jetzt, als bekennender und missionierender Atheist (und Nihilist – von mir aus auch Pastafari 😉 ) halt ich es für irgendwie komisch.
So wie diese Seifenläden, die man überall sieht. Mag gut riechen, aber wer braucht sowas????
wie kann man ein missionierender Atheist sein? Wenn man an nichts glaubt? Und riechen sie gut? Oder eher süßlich penetrant?
Warum sollte man als Atheist nicht missionieren? Die Pastafris in Neuseeland dürfen jetzt sogar Ehen schließen.
Was dem Geruch von New Age angeht, würde ich Räucherstäbchen und Patchouli sagen. Das riecht für mich gar nicht so schlecht.
Gut, Chemiker sind hart im Nehmen, keine Frage. Dann lieber eine Zigarre…Du meist Pastafaris? Was es nicht alles gibt. Ich bin da altmodisch.
Die Kirch des FSM ist definitiv sehr witzig. Irgendwie passt das mit meinem Humor, wobei mich zwei Sachen extrem stören.
1. Ich esse lieber Pommes als Pasta.
2. Von Bier bekomm ich höllische Kopfschmerzen. Da trink ich lieber Wein oder Whiskey.
Gleich so gesund:) Frische Pasta ist schon gut, aber es gibt auch anderes. Und Bier ist eher was für den Sommer und den Biergarten. Lieber Rotwein oder eben auch Whiskey. Zum Glück hat der Diener heute frei, da weiss ich, dass ich selber in den Keller gehen muss.
Pass auf, dass Du da unten nicht einschläfst.
Im Weinkeller einschlafen ist gefährlich. Große Gefahren lauern…
Klar – bei uns im Keller würde man auch ertrinken.
Nihilismus hin oder her, das kann nicht der Sinn sein…
Das Ertrinken? 42? Alkohol?
Also Alkohol ist ein verdammt gutes Lösungsmittel. Allerdings stark polar. Hexan oder Aceton lösen Fette besser…
Nihilismus ist so eine Sache. Ich hab nix gegen Glauben. Ich halte ihn nur nicht für wichtig. Das ist etwas anderes. Ich bin überzeugt, dass wir da viel zu viel Staub aufwirbeln, für etwas, was gar nicht so wichtig ist.
42 ist bestimmt die Antwort. Weniger beim Rotwein. Zum Glück bin ich ja schon ein paar Etagen höher, hier gibt es weniger Probleme mit dem Ertrinken, dafür aber auch weniger Alkohol… Glauben kann jeder. Und an was ist Entscheidungssache. Auch an nix glauben ist ne Glaubenssache…
Ach ja – wobei wer sind eigentlich die Vertreter dieser Zunft? Ich dachte da immer an Henry Miller und seine Romane.
Bei uns sind die Getränke oben und das Wasser unten. Das ist der Nachteil und der Vorteil wenn man in einem Hochhaus wohnt. Der Vorteil ist, dass alle Parteien sich im Keller ein Schwimmbad leisten.
Der Nachteil ist das Hochhaus…
Weiterer Vorteil ist noch der Alkohol auf der gleichen Etage. Ist aber auch gleichzeitig Nachteil…
es kommt wohl immer auf die Stadt und das Hochhaus an. es gibt ja schöne. Drin wohnen wollte ich aber nicht. Dafür hab ich kein Schwimmbad, obwohl meine Frau gerade die Idee hätte, ich könnt doch im Garten. Der Weinkeller ist natürlich auch kein Weinkeller, aber im Keller ist Wein, mindestens noch 2 Kisten, eh glaub ich, wenn der Diener noch was übrig…
Mal sehen – vielleicht werden wir auch mal umziehen. Das liegt aber noch in der Zukunft. Dann vielleicht auch nen Schwimmbad im Garten.
ein Haus oder ein Schwimmbad macht auch nicht glücklich. Man muss schauen, dass es nicht so ausgeht wie beim Fischer und seiner Frau…
Ach ich bin doch schon Gott…
oh… da ist dann das Erwachen nicht mehr weit…:)
Lass ich nicht zu. Warum sollte ich sie erwachen lassen?
aber ist es in deiner Macht? Der Butt …
es ist immer die Frage der Stärke, wenn der Butt stärker ist…
Juhuu, meine Erwartungen wurden erfüllt. 😀 Ich wusste, bei dir kann man in solchen Situationen mit Unterhaltung rechnen.
Sah die arme Frau Kursleiterin anders. 😉
Wer braucht Butt wenn er Terence Hill hat? Außerdem hat er ihr doch den letzten Wunsch erfüllt. Sie war schon Gott, nur wusste sie es nicht.