Ich lehnte mich erneut über den Tisch. Eine rote Frucht weckte mein Interesse. Sie war etwa doppelt so groß wie eine Kirsche und roch fruchtig.
Frühling beobachtete mich spöttisch.
Ich sagte: »Sind die Sachen hier giftig?«
Frühling sagte: »Alle Dinge auf dem Tisch sind für Dich essbar.«
Misstrauisch sah ich ihr in die Augen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, wie ein Monster, dass nur kurz unter dem Bett hervorlugt.
Ich sagte: »Ich wollte nicht wissen, ob die Sachen essbar sind. Ich wollte wissen, ob sie giftig sind.«
Frühling lachte kurz auf und sagte: »Kein Problem. Du wirst an keinem davon sterben.«
Ich sagte: »Ich habe auch keine Lust auf einen unendlich langen Schlaf oder andere existenzielle Probleme.«
Sie sagte: »Nimm ruhig, was Du willst. Vielleicht verzichtest Du auf den Pilz da in der Ecke, da Du ja nicht unendlich lang schlafen möchtest, aber sonst ist alles prima.«
Die rote Frucht schien mich anzuziehen. Meine Neugier war geweckt. Die Frucht zwischen den Fingern haltend sagte ich: »Was ist das denn hier?«
Frühling sagte: »Die Bäume sind schon seit ein paar tausend Jahren eingegangen. Eigentlich schade, ich habe die Roten immer gern gegessen.«
Der Geruch war wirklich überwältigend. Es war süß und fruchtig mit einer Note, die mich an den Käsekuchen meiner Mutter erinnerte, den ich immer am liebsten gegessen habe.
Mein Mund öffnete sich.
Eine traurige Stimme sagte: »Das würde ich lassen. Sterbliche bekommen davon Halluzinationen. Du würdest das nicht wollen. Auch wenn dann die Welt etwas besser wäre.«
Ich fuhr herum und erblickte Herbst.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

10 Gedanken zu „Tolles Früchtchen“
  1. […] und sah mir missbilligend zu. Ich sagte: »Wahrscheinlich hast Du was von dieser merkwürdigen Frucht hineingetan. Hätte ich das gegessen, würde ich den restlichen Tag glauben, ein Vogel zu […]

  2. Aha liebender Sebastian
    So hast auch Du von der verbotenen Frucht des Baumes der Erkenntnis genascht
    Nun gut Ich bin kein Denunziant und habe Selbst natürlich nur aus reinem Forschergeist
    davon gekostet…
    Dir Joachim vom psychodelischen Herzen
    Ach ja eine Empfehlung unter Freunden
    Der Wein der Liebe macht trunken von früh bis spät
    Rein ohne Schwanken Lallen oder Führerscheinentzug

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