Ich sagte: »Aufgrund meiner Ausbildung als Chemiker bin ich mir sicher, dass alle Dinge wissenschaftlich herleitbar sind. Sicherlich gibt es viele Bereiche, die wir noch nicht begreifen. Meist reichen dafür unsere Sinne nicht aus. Aber mathematisch lassen sich diese Sachen trotzdem herleiten.«
Winter legte die Stirn in Falten. Sie sagte: »Du begrenzt das Universum auf ein paar Regeln?«
Ich sagte: »Tut es das nicht von selbst? Alles was uns umgibt, ist mit den Grundlagen der Thermodynamik zu erklären. Enthalpie und Entropie bestimmen alle Aktionen und Reaktionen. Sie sind der Ursprung aller Handlung.«
Winter sagte: »Chaos und Ordnung, schwarz und weiß – ist das nicht zu einfach?«
Ich musst unwillkürlich lachen. Als ich mich beruhigt hatte, sagte ich: »Enthalpie und Entropie sind mehr als Gut und Böse. Außerdem braucht man beide, damit etwas passiert.
Aber wenn Du es tatsächlich darauf runterbrechen möchtest, dann sag ich ja.«
Winter schüttelte erneut den Kopf. Sie sagte: »Dann überrascht es mich, dass Du nicht religiös bist.«
Ich sagte: »Wir unterscheiden immer zwischen zwei Extremen. Dabei müssen beide zusammenkommen. Es ist Teamwork.
Sieh Dich einmal um. Enthalpie – die Kraft, der Ruhe und Energielosigkeit – würde lediglich erlauben, dass das Universum als einzelner Klumpen inerter Materie rumgammeln würde. Die Entropie – die Kraft, des Chaos – würde winzige Teilchen durch den unendlichen Raum treiben.
Arbeiten beide zusammen, dann entstehen das Leben und der ganze andere Rest.«
Winter lächelte: »Gut und Böse müssen zusammenarbeiten?«
Ich nickte und sagte: »Ja, in einem Gleichgewicht. Ich würde sie allerdings nicht Gut und Böse nennen. Das sind nur Konzepte mit denen die Menschheit sich die Realität erklären wollen.«

31 Gedanken zu „Das Unbegreifliche“
Kommentare sind geschlossen.
Alle Dinge, die sich der Wissenschaft nicht entziehen, sind wissenschaftlich herleitbar. 🙂
Ne Tautologie gefunden? Mist ich versuche das eigentlich zu vermeiden. Ab und zu kommt aber dann doch der weiße Schimmel in mir durch. Wobei das letzt Beispiel tatsächlich keine Tautologie ist, da Schimmel in jungen Jahren nicht weiß seien müssen. Mist, Mist, Mist… 😉
Ja, ne Tautologie erster Güte. 😉 Denn sie enthält außerdem die geheime Botschaft, dass die Wissenschaft nicht in der Lage ist zu beweisen, dass es nichts außerhalb ihrer Reichweite gibt, das sich mit ihr nicht beweisen ließe.
Kann Gott einen Stein erschaffen, den er selbst nicht tragen kann?
Die Frage ist ja schon verdammt alt und bisher gab es noch keine Antwort darauf. Jedenfalls keine tragbare.
Aber da die Frage ja geheim war, möchte ich es mal dabei belassen und hoffe, dass es nicht so vielen Lesern auffällt. 😇
Das Problem gilt nur für einen Gott, der das Attribut „allmächtig“ für sich beansprucht. Engel haben dieses Steinproblem nicht. Aber das ist natürlich auch geheim. Ich hab jedenfalls noch keinen Engel getroffen, der damit hausieren gehen würde.
Ich hab mal jemanden getroffen, der ständig mit einem Engel geredet hat. Der war auf nem LSD Trip hängengeblieben.
Keine schöne Sache, sag ich Dir. Überhaupt nicht schön.
Willst Du eigentlich behaupten, dass Gott nicht allmächtig ist? Was ist sie dann?
Ich habe auch mal jemanden getroffen, aber ich weiß nicht, ob er mit Engeln gesprochen oder je LSD konsumiert hat. Daher müsste ich das hier wohl auch gar nicht erwähnen. Aber was solls, man weiß ja nie, welche Informationen am Ende die entscheidenden sind. Ich denke, mit der These „Gott ist“ hat man fürs erste viel getan. Ob man so weit gehen sollte, das Ganze schon um Adjektive zu ergänzen? Ich weiß nicht.
Ach je, man müsste mir erst einmal schlüssig beweisen, dass es einem Gott gibt. Bisher haben das schon zu viele probiert und haben es nicht geschafft.
Das heißt nicht, dass ich den Glauben anderer ablehne. Ich bin in meinem Leben mit genauso vielen streng gläubigen Moslems, wie missionierenden und wiedergeborenen Christen umgeben, dass ich mir da eine Aussage schlecht leisten kann. Deshalb hatte ich ja auch ein mulmiges Gefühl „meinen“ Glauben hier öffentlich zu machen.
Winter hat mich dazu verleitet. Die Frau bringt mich immer wieder dazu, viel zu viel von mir preis zu geben. Sie legt es allerdings auch immer darauf an.
Das ist eben der Witz, dass Wissenschaftler Gott immer beweisen wollen. Warum? Es gibt Wissenschaft, es gibt Religion, es gibt Kunst. Alles hat seine Grenzen. Du kannst Metaphysisches nicht beweisen, weil es keine metaphysischen Messinstrumente gibt. Du kannst auch Kunst oder Humor nicht messen oder beweisen. Warum wollen Wissenschaftler den Zugriff auf „alles“ und können sich nicht damit zufriedengeben, dass ihre Art und Weise die Welt zu erschließen sich nur auf die eben auf diese Weise erschließbaren Teile der Welt beschränkt? Jedes hat eine adäquate Weise sich ihm zu nähern. Ich habe übrgigens nichts gegen Glaubensäußerungen, wie soll man sonst kommunizieren?
Ich will Gott weder beweisen noch widerlegen. Warum auch? Letztendlich ist er für mein Legen nicht relevant. Das ist dann auch der Punkt, der die Sache so schwer macht. Wir machen uns die Welt mit Formeln einfacher. Diese Formeln stimmen nie exakt, aber erklären genug um sie anzuwenden. Ja es gibt den Platz des „göttlichen“ in jeder Formel und wissenschaftlicher These. Jede These hat Schwächen. Selbst die einfachste.
1 + 1 = 2
Die Formel gilt nur in einer idealen Welt. Ein Apfel + ein Apfel sind zwei. Der eine ist aber nur halb so groß und verschrumpelt. Sind es dann wirklich zwei?
Das ist nur ein Beispiel. Mathematik ist nur Hilfe. Keine Abbildung der Realität.
Die Frage ist: Brauche ich Gott in meiner Formel? Ich bin der Meinung, dass die Variable viel zu sperrig ist. Mir reichen die Formeln wie sie sind. Sie geben Antwort auf 95 %. Der Rest ist Chaos. Ist doch gut genug. Jedenfalls für mich.
Ich weiß nicht, ob Du Gott in der Formel brauchst. Du kannst mit und ohne Gott so gut wie mit und ohne Formeln leben. Es kommt eben drauf an, auf was man sich gerade konzentriert. Auf wieviel % der Fragen man Antworten bekommt, hängt von den Fragen ab, die man stellt. Ich denke, es ist verständlich, wenn Wissenschaftler sich auf Wissenschaft beschränken, aber 95 % der Welt können sie sicher nicht erklären. 50 vielleicht. ;-p
Ich bin fest davon überzeugt, dass 95% schon ganz gut beschrieben sind. Wir kümmern uns um kleinste Teilchen, wie um riesen Anomalien im Weltraum. Der Mensch ist schon recht weit, wenn auch vielleicht noch nicht weit genug.
Die Physik hinter unseren Bewegungen ist bekannt, die Chemie in unseren Körpern ebenfalls. Die DNA wird entschlüsselt. Eigentlich ist es eher ernüchternd, was wir heute schon alles wissen.
Psychologen und Sozialwissenschaftler kümmern sich um die Psyche, die auch nicht mehr völlig unbeschrieben in einer Ecke steht und sich schämen muss.
Das war aber nicht der Sinn meines Textes. Der bezieht sich NUR auf die zwei grundsätzlichen Kräfte. Das ist schon ein wenig Taoismus. Enthalpie und Entropie mit denen man alle Aktionen im Weltall beschreiben kann. Die universellen zwei.
Die eine Kraft ist das pure Chaos. Die zweit ist der Weg zum Energieminimum.
Die zwei haben alles im Griff. Das ist schon fast der Weg zu einer anderen Religion. Außer den beiden gibt es keine andere Triebkraft. Das macht es ja so lustig.
Wenn man mich fragen würde, welche der beiden ich vorziehen würde, würde ich übrigens immer die Entropie nehmen. Chaos liegt mir mehr. 😉
Woher weißt Du, wie groß der Teil ist, der nicht sichtbar und mit Wissenschaft noch nicht oder gar nicht greifbar ist. Wenn Du nur auf das schaust, was wissenschaftlich schon weitgehend durchdrungen ist, ist es klar, dass Du auf eine so hohe Prozentzahl kommst. Diese Vorstellung kann sich nur auf das beziehen, was einen Wissenschaftler interessiert. Nagut, wir sind vom Beitrag abgekommen. Das kommt vor bei solchen Themen. 🙂
Ja Du hast Recht.
Die Wissenschaft beschäftigt sich zum größten Teil mit Dingen die „wahrnehmbar“ sind. Abgesehen mal von theoretischer Mathematik, Quantenmechanik, theoretischer Physik, Psychologie, dem Feld der „Geisteswissenschaften“ (wie z.B. Philosophie, Literatur, Geschichte, Theologie etc.), und den ganzen anderen Kram, den man auf Universitäten lernen kann.
Es liegt einem Naturwissenschaftler nahe, die Geisteswissenschaften nur leise zu belächeln. Ich würde sie allerdings nicht vernachlässigen, schließlich nennen sie sich ja nicht zu unrecht „Wissenschaften“.
In dem Sinne, frag ich mich, was wir noch untersuchen sollten?
Wenn es etwas gibt, was wir nicht wahrnehmen können, es niemals selbst handelt und niemand es erfahren kann, sollten wir uns dann Zeit und Energie nehmen und es erforschen? Ganz ehrlich – ich erkenne da keinen Sinn hinter…
Es gibt Offenbarungswissen, das würden Theologen auf jeden Fall sagen. Und es gibt auch Nicht-Wissen, das bedeutend sein kann. Philosophie und Religion und Kunst können Einsichten geben, die kein Wissen sind, die aber trotzdem bereichernd sind. Das ist schwer in Worte zu fassen. Ich weiß nicht, ob Du irgendeiner Kunst zugeneigt bist. Erkenntnis ist nicht nur blankes Wissen. Ich glaube nicht, dass Menschen die Welt vollständig beschreiben können.
Nein wir können die Welt nicht vollständig fassen und von uns heraus beschreiben. Dazu sind wir viel zu eingeschränkt. Das wird niemals passieren.
Wir verstehen ja die einfachsten Dinge nicht (bestes Beispiel ist die Quantenmechanik, die dem Menschlichen Geist zuwider handelt – sie wird NUR mit Mathematik beschrieben!).
Außerdem hab ich gerade einen Text geschrieben (der hier allerdings erst Ende Februar veröffentlicht wird) über einen bestimmten Liedtext. Dieses Lied kann ich einfach nicht greifen. Der Text entzieht sich mir, obwohl ich mich so fühle, als könnte ich das Rätsel entschlüsseln.
Letztes Wochenende habe ich übrigens Funny van Dannen bei einer Lesung erlebt. Er schreibt „obskure“ Texte, in dem er z.B. auch leblosen Gegenständen Handlung überträgt. Auch diese Texte sprachen mich irgendwie an. Natürlich kann man Gefühle nicht fassen. Vielleicht könnte man sie tatsächlich durch Biochemie beschreiben, aber will man das überhaupt? Sollte man es nicht einfach „wirken“ lassen?
Ich gebe Dir da wirklich recht. Es sollte nicht alles „flach-geforscht“ werden.
Also, ich bin jetzt kein bisschen neugierig, was das für ein Liedtext ist …
Na Du wirst ja wohl warten können? 😜
Ich sag nur „Klassiker“ – manchmal bemerkt man dann doch, dass man älter ist. Wobei, als das Lied rauskam war ich noch nicht einmal geboren. Mist – hab mal nachgesehen. Das Album ist drei Jahre älter als ich!
Der Text ist kryptisch. Selbst Wikipedia kann da nicht helfen. Der Riff ist einer der bekanntesten der Rock-Geschichte.
How cruel. Naja, da ich Sherlock gerade nicht erreiche, muss ich wohl warten. 😉 Es gibt ja doch ein paar mehr Songs mit kryptischen Texten auf dieser Welt.
Versuch Dich bloß nicht an „White Shade of Pale“ – das Ding hängt den Geist ab. Irgendwie waren die Jungs in den 60gern – 70gern alle leicht weggetreten!
:-)) Bin gespannt auf Deine Interpretation. Dann wären vielleicht auch die Songs von Syd Barretts „The Madcap Laughs“ was für Deinen Interpretationseifer.
Häresie! Das Böse gibt es wirklich. Es sitzt vor meinem Monitor. *gg*
Lass es rein! Das macht doch den Spaß aus.
Ehrlich ich hab ein paarmal darüber nachgedacht, ob ich den Text wirklich veröffentlichen sollte. Er ist eigentlich zu religiös. Und gleichzeitig zu wissenschaftlich. Komische Mischung. Warum auch nicht…
Ein Glück hast du’s dir nicht anders überlegt!
Dank Dir. Die Diskussion oben zeigt allerdings, dass die Sache heiß ist. Über Politik und Religion spricht man ja normalerweise nicht…
Ach, Du zierst Dich auch etwas. Es ist doch sehr interessant und bereichernd, flammende Diskussionen zu führen.
Manch einer meiner Kommentare von gestern waren schon fast zu hart. Wie gesagt das Thema ist nun mal sehr heikel und ich will ja nicht gleich alle Leser vergraulen, die ich bis jetzt gesammelt habe…
Jeder hat seine Art. Aber ich fand Deine Kommentare nicht zu hart. Falls Du meine zu hart gefunden haben solltest, sie haben einen weichen Kern. Ich finde, dass es wichtig ist, über Weltbilder sprechen zu dürfen und dass viel Humor und viel Ernst dabei sein darf. Was man ehrlich vertritt und bereit ist zu diskutieren, darf man m. E. sagen. Ich fand das Gespräch jedenfalls positiv. Seichtheiten gibt es überall genug.
Dank Dir.
Im Moment wird allerdings meiner Meinung eigentlich schon zu viel über Religionen gesprochen. Da sind die, die den Islam als grundsätzlich boshaft und grausam ansehen und das Christentum so toll finden und die anderen, die das Gegenteil behaupten. Viel zu selten wird mal von all dem abgesehen und eine Diskussion gewagt. Wenn man mal einmal einfach auf Menschen zugehen würde, würde man merken, dass innerlich alle gleich sind.
Wow, da können wir die nächste Diskussion vom Zaun brechen. Ich glaube nicht, dass innerlich alle gleich sind. Aber Du möchtest ja eigentlich lieber darüber schweigen. :-)) Du bist herzlich in das Intellektuellencafé https://tausendnull.wordpress.com/2016/01/22/intellektuellencafe/ eingeladen. Da kannst Du jederzeit über Religion, Wissenschaft und was auch immer Dir in den Sinn kommt schreiben, was Du denkst, ohne Leser zu verprellen. 😉
Ach, ich spreche da gerne drüber 😉