Das Wort beschäftigt mich seitdem es vor ein paar Tagen plötzlich auftauchte. Was will es mir sagen?
Trost ist eine Maßnahme, die Kummer behandeln soll. Soweit ich es sehe, wird das Wort bei Erwachsenen kaum verwendet. Wir Alten lassen uns therapieren oder gehen zur Trauerbewältigung. Wenn ich von Trost spreche, dann meist in der Verbindung mit Kindern.
Die Kleinen müssen getröstet werden. Dazu gibt es verschiedene Methoden.
Zumeist hilft ein Trostpflaster, die Vertröstung oder die Ablenkung.
Das Trostpflaster ist fast mit der Ablenkung gleichzusetzen.
Ich möchte die Sache präzisieren.
Wenn das T-Shirt blöderweise sämtlicher Farben beraubt wurde, weil irgendein Trottel es mit Vanish behandeln musste (dabei hätte ich gewettet, dass es schon vorher Weiß war – konnte ja nicht ahnen, dass es auch noch den letzten Rest Rosa verlieren würde), muss das weinende Kind dringend beruhigt werden. Natürlich nur deswegen um aufgeweckte Nachbarn davon abzuhalten, die Polizei zu rufen.
Das Trostpflaster ist gleichzusetzen mit einem Keks, den man dem Kind in den Hals steckt. Das funktioniert zumindest, um die Lautstärke der Trauer etwas herunterzuregeln. Allerdings bietet eine solche Aktion nur kurzfristige Ruhe.
Eine Vertröstung auf ein neues, gleichwertiges T-Shirt ist eine bessere Lösung. Hier gilt es allerdings schnellstmöglich zu handeln. Sonst bleibt die Einsicht, dass die Alten viel erzählen können. Es zählt nur rascher Ersatz. (Das ist übrigens nicht unbedingt möglich, wenn das T-Shirt im Ausland gekauft wurde. Dort kommt man nicht innerhalb von ein paar Tagen hin.)
Die Ablenkung ist die strategisch beste Lösung. Das Thema zu wechseln ist in ausweglosen Situationen immer wieder gut.
»Schau mal, das andere T-Shirt ist noch so gut wie neu. Du hast doch noch so viele andere schöne Sachen. Was ist zum Beispiel mit diesem Kleid hier? Das hattest Du doch lange nicht mehr an.«
Komischerweise helfen diese Maßnahmen auch bei Erwachsenen.
Wir lenken uns gerne ab, wenn wir eigentlich traurig sind. Dazu nehmen wir ein Trostpflaster – ein Extra-Belohnung, die uns wieder auf die Spur bringt. (Einkaufen ist für mich Beides gleichzeitig.)
Das Vertrösten hingegen würde ich aufgeben. Einige Dinge sind nicht zu ersetzen. Ein ruinierter Ruf kann nicht durch eine Vertröstung, dass es bestimmt Menschen gibt, die einen noch nicht kennen, wieder aufgebaut werden.
Der Tod reißt eine Lücke, die man nicht durch irgend eine Vertröstung schließen kann.
Aus diesem Grund bin ich kein Fan von dieser Lösung.
Eine Vertröstung von Kindern gelingt nur, wenn man einen Ersatz innerhalb von wenigen Tagen besorgen kann.
Spielzeug ist recht gut zu ersetzen. Ein geliebter Mensch hingegen nicht.
Wie seht ihr die Sache?

2 Gedanken zu „Trostlos“
Kommentare sind geschlossen.
Deswegen gibt es im Trauerfall auch keinen Trost. Es gibt nur Mitgefühl, welches in den meisten Fällen aber ein verstecktes Selbstmitleid ist. Die wenigen echten wahren und innigen Mitfühler sind Felsen in der Brandung des unendlich scheinenden Ozeans, in den solch ein Verlust einen Menschen hineinwirft. Aber letztendlich muss jeder dies Meer allein durchschwimmen. Und das braucht vor allem Zeit.
Kann man nicht besser sagen