Ein kleiner Text außerhalb meines Epos… Nur mal so zwischendurch. 
Ziel war es, zwei Wörter in einen Text unterzubringen. Das erste der zwei ist „Daten-Punk-Admin“, das zweite „Data-Ware-House-Meister“. Mir kam zu dem Thema der folgende kleine Text.


Die gekreuzten Beine knallten auf Holz. Einige Blätter wirbelten hinter die Tischplatte. Sie bildeten mit ihren Geschwistern einen flauschigen Teppich, der seine Füße an kalten Tagen wärmte.
Genüsslich lehnte er sich zurück, legte die Hände in den Nacken, wo sie den roten Haarkamm berührten.
Die Zeit war gut zu ihm. Besser als eine Mutter zu ihrem verwöhnten Einzelkind. Heute erhielt er das Ergebnis.
Genießerisch zog er an der Zigarette. Der Rauch zog durch den Nasenring. Den Flipchart zierte seit 6 Jahren die ewige Aufschrift. Staub lag auf dem Papier, wie eine kuschelige Decke über einen wohlgeformten Frauenkörper.
Er lachte auf. Was sagten die spießigen Kollegen? »Cherry-Picking ist ein NoGo!« Der Satz hatte sich in sein Gehirn geätzt. Dabei pickten sie selbst nur ihre runzligen, kleinen Rosinen, diese Datawarehouse-Meister.
Wer hatte an ihn geglaubt? Die Anzahl konnte man an einer Hand abzählen, allerdings an einer ohne Finger. Jetzt erblassten sie vor Ehrfurcht oder grünten vor Neid. Ihr gesamtes Erbsenzählen brachte sie auf maximal 80.
Er erreicht 99,99 %! Da stand es schwarz auf weiß. Zertifiziert, beglaubigt, für gut empfunden. Die einzige Arche in einer Zeit voller Sintfluten. Die Zuflucht für alle Realitätsflüchtlinge.
Niemand stahl bei ihm. Der Allzweck-Safe gehörte ihm. Fünfzig Hacks die Stunde, keiner davon erfolgreich.
Die Auftraggeber würden ihm in Scharen zulaufen. Sie würden ihm auf einsamen Parkplätzen auflauern. Sie würden ihm aus der Hand fressen. Sie würden ihm die Kleider vom Leib reißen.
Er würde sie alle abweisen.
Der sogenannte Daten-Punk Admin war vielfältiger als sie glaubten. Er war der Wahrscheinlichkeitsfresser, der Möglichkeitseindampfer.
Ein Schluck vom Talisker Single Malt trieb ihm dieses Gefühl in den Körper, das er zum Arbeiten brauchte.
Mit einem Mittelfinger zeichnete er die Linien auf der Flipchart nach.
Das Geheimnis war so einfach wie genial. Ein Wunder, dass niemand vor ihm auf die Idee kam. Hier stand die Antwort auf die triviale Frage: »Wie schütze ich mich effektiv?« Gelacht hatten sie, als er das Modell vorstellte.
Jetzt lachte nur noch er.
Seine Lösung, die einzig richtige Reaktion, beruhte auf dem Infinite-Monkey-Theorem. Natürlich nicht mit unendlich vielen Affen an unendlich vielen Schreibmaschinen. Wer liest schon Shakespeare?
Drei Jahre Forschung waren nötig, um die minimale Wahrscheinlichkeit zu berechnen.
Wie viele Affen hatte er bis dahin dressiert? Wie viele Schreibmaschinen gekauft?
Die Zahl auf seiner Board verriet, was er schon vorher wusste. Eine einzige Zahl.
Er hörte das Tippen im Nachbarraum. Die Affen klapperten auf ihren Keyboards. Sie brachten ihm keinen Kaffee. Für sowas entlohnte er sie nicht, auch wenn es nur mit Bananen zahlte.
42 Affen produzierten die perfekte Tarnung für ihren Daten Punk Admin.
Einen Heuhaufen in einem Heuhaufen – das perfekte Versteck, für einen riesigen Haufen Dreck.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.