Beim Raum mit dem Gold blieb Boris stehen. Er blickte Anja hinterher, die immer noch ihre Barren in der Hand hielt.
»Bleib stehen, ich sollte zunächst das Gold wegbringen. Bringt mir eure Barren.«
Wir legten die Metallblöcke zurück auf die Palette. Daraufhin platzierte er den Apparat, den er aus seiner Hosentasche zog darauf. Anschließend drückte er ein paar Knöpfe.
»Schnell, wir müssen hier raus. Es wäre schade, wenn einzelne Körperteile von uns mittransportiert werden.«
Anja grunzte im Gang. »Wie kannst Du jetzt nur an das Gold denken? Wir müssen hier raus.« Sie schleppte sich langsam an der Wand entlang, fort von dem Raum mit dem Gold.
Boris legte ihren Arm über seine Schulter und stützte sie. Sie zischte, »Da hättest Du auch früher drauf kommen können. Ein Gentleman bist Du nicht unbedingt.«
Wir gingen den schmalen Gang entlang, der sich tiefer in den Berg bohrte. Hinter mir hörte ich ein komisches Geräusch, dass mich an eine Flasche erinnert, aus der man einen nassen Finger zieht.
»Weißt Du, ob Dein Transport erfolgreich war?« »Das werden hoffentlich noch erfahren.«
Julia fasste meine Hand. Ich sah sie an. Ihre Augen waren nass. Daniel und Jörg gingen kurz hinter mir.
»Meinst Du, wir werden dies hier überleben?«
Ich lächelte. »Da bin ich mir sicher. Diese Geschichte haben immer ein Happy End.«
Anja grunzte vor uns. »Wenn ich hier schon verbluten muss und draufgehe, brauche ich mir doch nicht noch diesen theatralischen Kitsch anhören. Entscheidet lieber, welchen Weg wir jetzt nehmen.«
Vor uns tat sich eine riesige Höhle auf. Anscheinend war es doch keine Legende, dass der Steinbruch löchriger war, als ein Naturschwamm. Stalaktiten und Stalagmiten umkreisten uns. Leider war mir entfallen, welche jetzt hängen und welche stehen. Fakt war jedoch, dass der Raum vor uns epische Ausmaße besaß.
Von weit vorne hörte ich das Rauschen, welches ich schon bei unserem ersten Besuch gehört hatte. Am Boden entdeckte ich eine kaum wahrnehmbare Schleifspur, die nach rechts führte. Es sah so aus, als hätte man vor Jahren schwere Gegenstände in diese Richtung geschoben.
Daniel rief: »Da hinten muss ein Bach sein. Wenn wir ins Wasser springen, wird es uns irgendwo wieder an die Oberfläche bringen.«
Anja schüttelte traurig mit dem Kopf. Leise brummte sie: »Woher kommen nur die ganzen Trotteln? Irgendwo hier in der Nähe muss ein Nest sein.«
Dann wand sie sich zu Daniel: »Wenn wir uns in die Fluten stürzen, könnten wir über Stunden unter der Erde sein. Anschließend werden unsere leblosen Körper dann irgendwann an die Oberfläche gespült. Der einzige Grund so etwas zu machen, wäre, wenn man die Quelle eines Flusses mit Leichen vergiften möchte.«
Hinter uns erklang ein Knall. Ich konnte Stimmen hören.
»Sie kommen. Wir müssen uns sofort entscheiden.«, flüsterte Boris.
Ich sprang an Boris und Anja vorbei und zog Julia an meiner Hand mit mir. Entscheidungen waren schon immer meine Lieblingsbeschäftigungen.
»Wir gehen nach rechts. Der Weg sieht mir aus, als wären ihn schon andere Menschen gegangen.«
Anja murmelte: »Diese Entscheidung ist so gut wie jede andere.«
