Ich spürte eine Bewegung in meinem Rücken. So schnell ich konnte, drehte ich mich um. Meine Freunde wussten noch nichts von dem unheimlichen Empfangskomitee.
Boris preschte im gleichen Augenblick an mir vorbei. Meine Arme waren durch die Last der beiden Barren nicht schnell genug. Ich wollte ihn noch warnen, aber er war schneller.
Er schrie: »Wir haben das Gold.« Dabei hielt er seinen Beweis hoch in die Luft.
Ein wildes Lachen erklang. Ob es von Boris oder von Herrn Berkowitz kam, konnte ich nicht genau sagen. Vielleicht lachten auch Beide gleichzeitig.
Die Zeit schien einzufrieren. Ich sah, wie Herr Berkowitz Grinsen breiter wurde. Seine Brille reflektierte das Licht des Mondes. Einer der Männer mit den weißen Haaren schmiss seine Zigarette weg. Der andere griff in seine Innentasche.
Boris bemerkte die Leute auf der Lichtung. Er ließ die Arme langsam herunter. In seinen Augen sah ich Panik. Er drehte sich um.
Mein Onkel hatte die Augen weit aufgerissen. Siegfried wirbelte zu uns herum.
Boris stieß mich mit seinen Armen zurück zum Tunnel. Seine Stimme überschlug sich.
Er sprang den Anderen, die jetzt im Durchgang stand entgegen. Diese gaben überrascht einen Weg ins Innere frei. Boris zwängte sich zwischen Anja und Julia zurück in die Dunkelheit.
Mir schoss ein Gedanke in den Kopf. Boris hatte nach dem Öffnen den Schlüssel vergessen. Es wäre reichlich dämlich diesen im Schloss steckte zu lassen. Wir sollten die Tür hinter uns verriegeln.
Eine mir unbekannte Stimme schrie: »Stehengeblieben. Sofort stehenbleiben«
Dann knallte etwas so laut, dass es mir in den Ohren klingelte.
Ich wirbelte herum. Einer der Schwarzgekleideten hielt eine Waffe in der Hand. Der Andere rannt auf uns zu.
Die beiden Goldbarren waren jetzt nicht mehr wichtig. Ich schmiss sie in den Tunnel, zu Füßen meiner Freunde. Danach griff ich nach der Tür. Sie hakte erneut.
»Anja ich brauche Deine Hilfe. Die Tür.«
Anja sprang hervor und griff nach der Tür. Ich schrie »Warte!«
Schnell eilte ich um die Tür herum. Ich griff nach dem Schlüssel. Zunächst musste ich den Schlüssel drehen. Als ich merkte, dass er lockerer wurde, zog ich an ihm.
Ein weiterer Schuss durchschnitt die Luft. Irgendetwas zischte an meinem Kopf vorbei. Es schlug auf die Metallplatte der Tür auf und zog eine silberne Bahn aus hellen Funken.
Anja schrie.
Er klemmte. Das verdammte Ding ließ sich nicht rausziehen.
Ich griff mit meiner anderen Hand nach dem Schlüssel. Er war locker, hakte aber irgendwo.
Mit einem Ruck zerrte ich an ihm. Nach einem knirschenden Geräusch hatte ich den Schlüssel in der Hand. Ich ließ das Amulett in meine Hosentasche gleiten.
Anschließend griff ich mit beiden Händen nach der Tür. An ihr klebte etwas, sodass ich zunächst keinen richtigen Halt finden konnte. Anjas Hände waren oberhalb meiner.
Ich zerrte, so fest ich konnte an der Tür. Mit einem quietschendem Geräusch von Metall auf Metall setzte sich der schwere Türflügel in Bewegung.
Außer Atem sagte Anja: »Eh Trottel – bevor wir Deine Verletzung behandeln müssen, vergiss nicht, Deine Finger im letzten Augenblick wegzuziehen. Sonst gibt es Schaschlik.«
Die Tür gab auf den letzten Zentimeter nach und nahm Schwung auf. Im richtigen Moment ließ ich los. Anja und ich fielen zurück auf den Boden.
Mit einem Donnern wie bei einem Gewitter, das direkt über einem steht, schlug die Tür ins Schloss.
Von Außen trommelten zwei zornige Hornissen auf das Metall.
Der Duft von verbrannten Schießpulver lag in der Luft.
Anja und ich lagen in der Dunkelheit.
