Als ich zu unserem Zimmer schlenderte, kamen mir Jörg, Daniel und Heiko schon entgegen. Sie hatten ihre Sportsachen angezogen und rannten an mir vorbei zum Sportplatz.
Jörg drehte sich kurz zu mir um. »Du solltest Dich beeilen.«, dann war er verschwunden. Natürlich wurden die Drei nicht angehalten, weil sie rannten. Es traf immer nur den selben.
Im Raum wartete Boris auf mich. Er nickte mir zu. »Du solltest Dich beeilen. Das Fußballspiel fängt sonst ohne Dich an.«
»Warum seid ihr alle so scharf darauf, mich spielen zu sehen? Ich habe doch schon am ersten Tag bewiesen, dass ich es nicht kann.«
»Dieses Spiel ist wichtig für Deine Gesundheit.« Er klopfte mir auf den Bauch. Ein Lächeln legte sich über seinen Mund.
»Was ist denn an diesem Spiel so besonders?«
Boris hatte ein dickes Buch in seiner linken Hand. Es war nicht dasselbe, wie am ersten Tag. Dieses Exemplar beschrieb den Weltraum. Der Titel war in Englisch.
Er sah mich kurz an, nickte und ging aus der Tür.
Ich blickte ihn fragend nach. »Was war mit den Männern in Schwarz?«
Boris drehte sich nur kurz um und winkte mit der Hand. »Ich hoffe, wir haben heute Ruhe vor ihnen. Morgen sind wir dann sowieso verschwunden.«
Dann war er an der Treppe.
Schnell wechselte ich die Kleidung. Meine Schuhe waren unter das Bett gerutscht.
Mit pochendem Herzen rannte ich die Treppe hinauf. Auf dem obersten Absatz fing mich Siegfried ab.
Er schüttelte den Kopf und sagte: »Das Rennen auf den Fluren und im Treppenhaus ist nicht gestattet.«
»Ich komm zu spät zum Fußballspiel.«
»Dann solltest Du Dich beeilen, jedoch nicht rennen. Sie warten bestimmt noch auf Dich.«
»Da bin ich mir nicht sicher.«
Siegfried lächelte und ließ mich an ihm vorbei.
Auf dem Platz wurden schon die Mannschaften gewählt. Jörg und Daniel standen vor jeweils zwei Gruppen. Die noch nicht eingeteilten Jungen und Mädchen standen abseits des Feldes, auf dem Weg.
Ich sah, wie Anja, die hinter Jörg stand, diesem etwas zuflüsterte. Er nickte und gab seinem Bruder ein Zeichen. Dieser sagte: »Sebi kommt zu mir.«
Ich war mir sicher, dass Anja alles tat, um im gegnerischen Team zu sein. Langsam, ganz ohne zu rennen, schlenderte ich zu der Gruppe hinter Daniel.
Als ich die Leute in meiner Mannschaft sah, blieb mir die Luft weg. Dort, ganz in Daniels Nähe, stand Julia und winkte mir. Ich ging zu ihr.
»Du hast doch das letzte Mal nicht mitgespielt. Ich dachte, Du spielst kein Fußball.«
»Heute ist ein besonderer Tag. Ich will sehen, wie Du spielst.«
»Hoffentlich hast Du keine hohen Erwartungen. Mein Fußballtalent hat sich vor Jahren von mir getrennt. Es hat gemeint, dass ich ein hoffnungsloser Fall wäre. Soweit ich es weiß, lebt es jetzt in Brasilien.«
Julia lachte auf. Mein Körper füllte sich mit einem Kribbeln.
Siegfried stand am Platzrand und blies in eine Pfeife. Ich sah, dass neben ihm mein Onkel stand. Er winkte mir zu.
Die Situation lief zu schnell aus dem Ruder. Jetzt waren schon zwei Personen anwesend, die zusehen wollten, wie ich mich blamierte. Der Tag schien schon jetzt auf ein Desaster zuzusteuern.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.