Herr Berkowitz baute sich vor dem Eindringling auf, der unsere Bibelstunde störte. Er fragte: »Was suchen Sie hier?«
Zwischen der Zigarette presste der Mann die Worte: »Wir suchen Jemand. Bitte stören Sie uns nicht.«
Seine Stimme hörte sich so an, als würde er sie selten benutzen. Sie war heiser und hatte keine Tiefen, als würde er durch eine Blechdose zu uns reden. Er wollte auch Herrn Berkowitz zur Seite schieben, doch dieser schlug seine Hand beiseite.
Es war, als würde sich ein Gewitter aufbauen. Die Beleuchtung schien auf einmal gleichzeitig greller, wie auch dunkler. Die Temperatur stürzte in den Keller. Ein Knistern lag in der Luft. Alle Härchen auf meinem Arm stellten sich gleichzeitig auf.
Herr Berkowitz stand wie ein Fels vor dem Fremden. Dessen Zigarette zuckte kurz.
Mit einer schnellen Bewegung zog unsere Heimleitung dem Fremden den Glimmstängel aus dem Mund. Er hielt ihn hoch, feuchtete Daumen und Mittelfinger seiner linken Hand an seiner Zunge an. Danach löschte er die Glut mit den beiden Finger. Dabei verzog er keine Mine.
Der Fremde starrte ihn an.
Herr Berkowitz sagte: »Erst einmal ist Rauchen in diesem Gebäude nicht gestattet. Wir sind hier an keinem öffentlichen Raum, in dem sie machen können, was sie wollen. Das Gebäude ist privat.«
Der Mann erwiderte keine Silbe, was unseren Seelenhirten als Bestätigung deutete.
»Des Weiteren können sie hier nicht einfach eindringen. Ich werde sie jetzt zurück zu Ihrem Auto begleiten, dass sie anschließend besteigen werden. Danach dürfen sie dorthin zurückfahren, wo sie hergekommen sind.«
Aus dem Flur hörte ich Stimmen. Mein Onkel ließ seinen Bass durch die Halle klingen. Er sagte: »Was fällt ihnen eigentlich ein?«
Der Schwarzgekleidete in unserem Saal drehte sich auf dem Absatz und ging in den Flur.
Einige Augenblicke später standen die beiden Fremden vor ihrem Fahrzeug. Begleitet wurden sie durch meinen Onkel und durch Herrn Berkowitz.
Während die Männer in Schwarz ihr Auto betraten, wurden sie von ihren Bewachern keine Sekunde aus den Augen gelassen. Erst als sie weggefahren waren, drehten sich die Helden der Stunde zueinander um.
Durch die dicken Fensterscheiben konnte ich ihre Unterhaltung nicht verfolgen.
Siegfried hatte sich in die Mitte des Raums gestellt und wedelte mit den Armen. Anscheinend wollte er unsere Aufmerksamkeit zurückgewinnen, was ihm augenscheinlich schwerfiel. Seine Ruhe, die ihn sonst begleitete, war verflogen. Ich sah, wie seine Hände zitterten. Schweißperlen hatten sich auf sein Gesicht gelegt.
Die Tür flog auf und Herr Berkowitz kam hinein. Er klatschte in die Hände und sah sich im Raum um. Als seine Blicke Boris trafen, ruhten sie ein paar Sekunden länger auf ihm, als auf den anderen Kindern.
Er sagte: »Wir sollten uns weiter über den Auszug aus Ägypten unterhalten. Kann mir zufällig jemand sagen, wo wir aufgehört hatten?«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.