Ich sprang auf. Noch im selben Augenblick legten sich zwei Hände auf meine Schulter.
Eine Stimme sagte: »Du scheinst sehr nervös zu sein, Sebastian.«
Ich drehte mich um. Hinter mir stand Herr Berkowitz.
Seine zu oft gewaschene Krawatte war streng geknotet. Seine Augen funkelten. Sein Haar schien wilder als üblich.
»Ich habe heißen Tee auf meiner Hose.«
»Dann geh und wasch die Hose aus. Sonst könntest Du Dich daran verbrennen.«
Ich drehte mich aus seinem Griff und eilte zur Toilette, wo ich mir kaltes Wasser über die Flecken goss.
Als ich zurückkehrte, sprach Herr Berkowitz mit Heiko. Ich ging langsam zu meinem Platz.
Kaum hatte mich der Heimleiter gesehen, drehte er sich um und ging zu seinem Stuhl an der Seite von Siegfried.
Ich setzte mich. »Was habt ihr gerade besprochen?«
»Er wollte wissen, ob ihr mich in eure Plänen eingeweiht habt. Ich sagte, dass ihr mich nicht wach bekommen habt. Ich wusste nichts von der gesamten Aktion.«
Ich nickte und blickte dem Leiter hinterher. Sein Gang war beschwingt, so als hätte er gerade in der Lotterie gewonnen.
Heiko flüsterte: »Was ist eigentlich dieser Anhänger, den er euch abgenommen hat.«
»Du hast das Ding vielleicht schon gesehen. Es sind drei lose Dreiecke und ein Stift. Die vier Sachen sind durch einen Draht verbunden.«
»Und mit so einem losen Ding kann man eine Tür aufschließen?«
»Man muss den Schlüssel erst richtig zusammensetzen. Es ist nicht wirklich einfach – vergleichbar mit einem Geduldspiel, wie man es auf Jahrmärkten bekommt. Dazu gibt es noch verschiedene Kombinationen.«
»Hattet ihr die richtige Kombination schon herausbekommen?«
»Ja das haben wir. Anja und ich haben das Puzzle gelöst. Es war nicht leicht, aber wir konnten den Schlüssel zusammenbauen.«
»Hat Herr Berkowitz denn jetzt gerade den zusammengesetzten Schlüssel?«
»Nein. Boris konnte die Teile lösen.«
Heiko führte seine Schnitte erneut zum Mund. Ich hatte mir derweilen mein eigenes Brot belegt. Mit einem Blick auf die Uhr sah ich, dass mir nicht mehr viel Zeit zum Essen blieb.
Heiko sah mich ganz kurz an. Dann sagte er: »Wie wollt ihr euch den Schlüssel holen?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Boris und Anja werden sich etwas einfallen lassen müssen. Wahrscheinlich werden sie ihren Plan sofort in die Tat umsetzen, da wir nur noch bis heute Abend Zeit haben.«
Heiko sah mich überrascht an.
Nickend sagte ich: »Dann werden wir mit Siegfried zum Steinbruch gehen. Wenn wir bis dahin die Schlüssel nicht haben, sieht es schlecht für uns aus.«
»Dann müsst ihr euch sehr beeilen.«
»Und wir müssen hoffen, dass man uns dabei nicht erwischt. Es wäre doch schade, wenn wir ohne das Gold zurück nach Hause müssten.«
