Auf dem Gang klopfte mir Boris lachend auf den Rücken. »Du bist verdammt gut, wenn es ums Lügen geht.«
»Vergiss nicht, dass ich ihn zunächst mit meiner Entschuldigung besänftigt habe. Das gehört mit zur Vorstellung.«
Ich nickte zu Daniel. »Er war aber auch gut. Mit seinem Heulen und dem Flüstern hat er die Geschichte viel mehr Tiefe verliehen.«
Anja lachte.
Ich drehte mich zu den Beiden. »Habt ihr den dummen Streit heute Morgen endlich hinter euch gebracht?«
»Wenn Du mich fragst, ob wir Dir vergeben haben, dann lautet die Antwort nein. Hättest Du Deine Klappe gehalten, würden wir uns jetzt nicht über einen alternativen Plan unterhalten.«
Wir betraten den Essraum, in dem die Teilnehmer der beiden Freizeiten schon mit dem Essen angefangen hatten. Ich schaute mich suchend im Raum um.
An einem Tisch war noch ein Platz neben Heiko frei.
Boris hielt mich zurück. »Siehst Du irgendwo Berkowitz?«
Ich suchte den Raum erneut ab.
Herr Berkowitz war nirgend zu sehen.
Siegfried betrat den Raum und schob uns mit seinen Händen sanft nach vorne. »Ihr solltet etwas essen.«
Ohne mich umzudrehen, ging ich zu Heiko, der kurz aufblickte, als ich mich neben ihn setzte. Er hatte sich über sein Essen gelehnt.
Als ich saß, flüsterte er: »Was war denn letzte Nacht?«
»Wir sind erwischt worden, als wir im Steinbruch waren. Siegfried ist sehr verärgert.«
»Was ist mit Herrn Berkowitz?«
»Den haben wir heute Morgen noch gar nicht gesehen. Weißt Du, wo er ist?«
Heiko schüttelte den Kopf. Er nahm einen kleinen Bissen von seinem Brot. Dann spülte er es mit ein wenig Tee nach.
»Wie hat man euch erwischt?«
»Wahrscheinlich hat eins der Mädchen geredet. Wir wurden auf jeden Fall verpfiffen.«
Heiko schluckte.
»Weißt Du, welches Mädchen es war?«
»Wahrscheinlich Julia.«
Heiko aß weiter. Er blickte mich immer nur kurz an.
Seine Stimme wurde noch etwas leiser.
»Habt ihr das Gold gefunden?«
»Wir hatten keine Gelegenheit, die Tür zu öffnen. Ich weiß allerdings, dass das Gold da ist. Herr Berkowitz hat uns den Schlüssel gestohlen. Wir müssen ihn uns zurückholen.«
Heiko zuckte zusammen. Er ließ seine Hände auf den Tisch fallen. Dabei traf er das Messer so unglücklich mit der Handfläche, dass es hochflog. Er prallte gegen seine Tasse, die zunächst zweimal schwankte.
Schnell griff Heiko danach, verfehlte sie allerdings und der Tee schwappte über den Tisch in meine Richtung.
Kurz darauf fühlte ich den heißen Tee auf meiner Hose.
