Als ich aufwachte, war Heiko gerade dabei sich anzuziehen. Ich sprang aus dem Bett und griff mir meine Sachen.
»Ihr habt das Gold?« Heiko sah mich neugierig an.
»Nein, es ist uns etwas dazwischen gekommen.«
»Wo ist denn Boris?«
Ich drehte mich um und sah in ein leeres Bett. Panik erfüllte mich. Hatte Boris aufgegeben? Hatte er sich in sein Raumschiff gesetzt und war geflohen?
Ich ging hinüber zum Bett von Jörg, der noch schlief. Daniel rührte sich ebenfalls nicht.
Schnell streifte ich mir die Hose und den Pullover über und rannte los.
Heiko schrie mir hinterher: »Was ist denn passiert?«, doch ich antwortete ihm nicht mehr.
Der Flur war wie ausgestorben. Ich rannte zum Speisesaal, in dem schon ein paar Leute aus der Bläserfreizeit saßen.
Boris war nirgends zu sehen.
Im Bibelandachtraum war er auch nicht.
Ich rannte weiter, rüber zu den Mädchen. Im Treppenhaus konnte ich Stimmen hören. Schnell nahm ich zwei Stufen auf einmal.
Oben standen Boris und Anja.
Anja sagte: »Du brauchst den Schlüssel. Es ist doch völlig blödsinnig jetzt aufzugeben. Wir sind so nah dran.«
»Meine Verfolger waren schon hier. Soll ich darauf warten, bis sie mich mitnehmen? Ich kann nicht einfach so tun, als würde mir nichts passieren.«
»Du bist hier ein Kind unter vielen. Ach wenn Herr Berkowitz und Herr Helm nicht gut auf Dich zu sprechen sind, würden sie es nie erlauben, dass man Dich einfach mitnimmt. Außerdem weiß doch niemand, wo Du steckst.«
Anja bemerkte mich und schüttelte den Kopf. »Da kommt ja Judas. Ich hoffe, Du hast gut geschlafen.«
»Ich habe kein Auge zugetan.«
»Du hast geschnarcht, dass das Bett fast umgekippt ist. Dabei hätte ich an Deiner Stelle überhaupt nicht geschlafen. Nach dem Mist, welchen Du verzapft hast, wäre das nur fair.«
Anja sah mich an, als wollte sie mich anspringen. »Ich hatte Dich von Anfang an gewarnt. Die Mädchen sind Petzen. Sie würden alles machen, um uns zu verraten.«
»Was ist mit der Loyalität unter Schwestern?«
»Du kannst mich mal. Die Schwestern gehören definitiv nicht zur Familie.«
Boris drehte sich zu um und rannte die Treppe hinunter.
Anja rannte ihm hinterher. Auf den Stufen sagte sie: »Hättest Du nur einmal Deine vorlaute Fresse gehalten, wäre uns der Scheiß erspart geblieben. Jetzt muss ich schauen, wie ich die Sache ausbade.«
Ich sand oben und schaute den Beiden nach. Vielleicht wäre es besser, ihnen für heute aus dem Weg zu gehen.

5 Gedanken zu „Morgenstunde“
Kommentare sind geschlossen.
Irgendwie komme ich überhaupt nicht mehr mit. *ganz tief seufz*
Na hast Du ein Glück, dass ne Kapitelzusammenschrift ansteht…
Ja, dann verstehe ich die Geschichte meistens besser!
In den ersten Tage (zur Einführung der Charaktere) waren die Texte eigenständiger. Jetzt ist der Handlungsbogen so stark durchgedrungen, dass die täglichen Texte nur noch im Zusammenhang gelesen werden können. Das ist halt das Problem bei einer fortlaufenden Geschichte.
Zusammenfassung wäre aber noch recht einfach: Kinder wollen Gold – versagen 2 x in Folge – beim zweiten Versagen sehen Sie ein unheimliches Licht – ihr Versagen weist auf einen Verräter hin – einer der Heimleiter ist besonders schlecht auf die Kinder zu sprechen…
So schwer ist das gar nicht. 😉
Danke! 🙂