Ich schlüpfte schnell in die verdreckte Jeans vom letzten Geländespiel, streifte mir die matschigen Schuhe über und rannte zur Treppe.
Siegfried stand am Treppenende. Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Bitte renn nicht im Treppenhaus und auf den Gängen.«
Etwas langsam erklomm ich die Stufen.
Auf der Treppe kam mir Herr Berkowitz entgegen, der mich prüfend ansah. Als ich an ihm vorbeieilte, zuckten seine Hände. Für eine Schrecksekunde dachte ich, dass er nach mir greifen würde. Statt dessen drehte er sich wieder um.
Ich sah, wie er zu Siegfried ging. Meine Schritte wurden schneller, ohne das festgelegte Tempolimit innerhalb dieses geschlossenen Ortes zu brechen.
Als ich draußen ankam, standen Anja und Boris schon vor der alten Holzbank und warteten. Ich musste erst tief Luft holen.
»Wir müssen uns beeilen. Wenn wir zu langsam sind, erwischt uns Herr Berkowitz.«
Ohne zu antworten, liefen Anja und Boris los. Wir brauchten vielleicht 2 Minuten bis zum Wald. Ich sah, wie sich die ersten Fußballspieler auf dem Platz versammelten. Jörg winkte uns. Daniel war nicht zu sehen
Als wir fast zwischen den Bäumen eingetaucht waren, hörte ich jemand nach uns rufen. Es klang nach Herrn Berkowitz. Dann waren wir aus dem Sichtfeld.
Bei der ersten Gabelung stoppte uns Boris. Er sah sich um. »Wir können nicht auf dem direkten Weg zum Steinbruch. Wir müssen erst sicherstellen, dass wir nicht verfolgt werden.«
»Wenn wir verfolgt werden, dann ist es allerdings auch nicht von Vorteil, wenn wir hier Wurzeln schlagen.«, sagte Anja.
Nickend setzte sich Boris wieder in Bewegung. Allerdings blieb er nicht auf dem Weg. Er rannte direkt durch die Sträucher in das Zwielicht des Waldes. Kopfschüttelnd rannte ihm Anja hinterher, allerdings nicht ohne zu brüllen: »Wir werden genügend Spuren hinterlassen, wenn wir querfeldein laufen.«
Schon nach wenigen Metern zogen Zweige und Dornen an meiner Kleidung. Ich riss mich los und rannte weiter. Vor mit taumelte Boris. Er war in ein Loch getreten. Beinahe wäre er gestürzt, hätte Anja ihn nicht im letzten Augenblick von hinten gestützt.
Ein unterdrücktes Fluchen erklang.
»Ich will ja nicht sagen, dass ich recht hatte, aber ich hatte recht.«, sagte Anja, »Wir sollten so schnell wie möglich zurück auf einen Weg.«
Kopfschüttelnd sagte Boris: »Wir rennen noch eine Weile weiter. Dann warten wir. Wenn uns jemals folgt, werden wir das hören.«
Dann drehte er sich um. Er sprang über ein kleines Gebüsch. Anja folgte ihm.
Ich setzte zum Sprung an, blieb allerdings mit dem linken Fuß an einer Wurzel hängen Die Schwerkraft ließ mich direkt hinter dem Gebüsch mit dem Gesicht auf den Boden klatschen. In diesem Augenblick hasste ich die Gravitation.
Schnell rappelte ich mich auf, wischte ein wenig Dreck von meiner Kleidung und sagte, mit so viel Selbstsicherheit, wie ich aufbringen konnte: »Ist nichts passiert.«
Anja war stehen geblieben. Sie sah mich an. »Der arme Boden. Du solltest Ihn aus Deinem Mund wischen. Selbst Nilpferde bewegen sich im Allgemeinen graziler.«
Hektisch ruderte Boris mit den Armen: »Wir müssen noch ein kleines Stück. Dort drüben ist der Weg.«
