Ich schüttete ein wenig von jeder Zutat in das Steingefäß. Dann stand ich etwas unbeholfen davor. Meine Hände waren schwär, von der matschigen Erde, die muffig roch. Erdgeruch war definitiv nicht mein Deo.
Es war an der Zeit die Substanzen anzuzünden. Mir fehlte allerdings noch dieses weiße Pulver. Ohne das Zeug würde ich kein Feuer hinbekommen.
Den Wurm, den ich in die Schale gelegt hatte, schlängelte sich langsam auf den Rand zu. Wie diese Tiere die lange Zeit in einer Dose überlebt hatten, war ein Mysterium, welches ich zur Zeit nicht lösen wollte.
Hecktisch bückte ich mich und beleuchtete mit der Kerze den Boden unterhalb des Tischs. Vielleicht standen hier noch Säcke mit diesem leichtenflammbaren Präparat herum.
Tatsächlich lag auf dem Boden eine verstreute Menge.
Vorsichtig hielt ich die Kerze näher heran und betrachtete das Pulver. Aus der Nähe sah es nicht weiß, sondern metallisch glänzend aus. Das musste pyrophores Metall sein. So ein Zeug, wie man es bei Wunderkerzen benutzt. Ich hielt die Kerze noch etwas näher.
Plötzlich entzündete sich der Fußboden mit einer Stichflamme. Reflexartig zog ich meinen Kopf von den Flammen weg, was dazu führte, dass ich ihn heftig gegen die Tischplatte stieß.
Die Wucht trieb mir Tränen in die Augen, welche für ein paar Sekunden nur flackernde Sterne sah, die um mich herum Volkstänze aufführten. Ich sackte zurück und landete fast mit der Stirn in den Flammen, die immer noch brannten.
Das Feuer erfasste meinen Bart, der laut fauchend seine Existenz aufgab. Lauthals fluchend und mit den Armen rudernd versuchte ich, die Flammen zu ersticken und mich zu befreien. Zwischenzeitlich fingen meine Ärmel an zu brennen.
Erneut stieß ich mir den Kopf am Tisch. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, als hätte der Tisch unter dem Stoß meines Kopfes laut aufgeheult, es kann jedoch auch umgekehrt gewesen sein.
Endlich gelang es mir, mich zu befreien, in dem ich mich mehr oder weniger fallen ließ und wegrollte. Nach der Aktion musste ich die Feuer ausschlagen, die an meine Kleidung zerrten. Hin und Her rollen erwies sich als die beste Alternative. 
Als ich gelöscht war, richtete ich mich auf und blickte direkt in das Gesicht des Grafen, der sich hinter mir aufgebaut hatte.
In seiner Mine wechselten sich Verblüffung, Belustigung und Verärgerung ab, was ihn mir nicht sympathisch erscheinen ließ. Hinter ihm trat Ilona hinzu.
Der Graf sagte zu Ilono: »Ich glaube, wir haben ihn gefunden.«
Ilona lachte spitz auf. »Das wurde auch Zeit.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.