Ich war vor Schreck festgefroren. Außerdem wusste ich sowieso nicht, was ich anderes hätte tun sollen. Eigentlich wäre es gut, Winter zu Hilfe zu eilen. Allerdings wollte ich auch wissen, wie diese merkwürdige Situation enden würde.
Der Graf griff erneut in die Luft und verzog sein Gesicht. Über ihm schlängelten sich plötzlich leuchtend grüne Stricke. Sie schienen von allen Seiten auf Winter zuzufliegen. Es waren mindestens dreißig und sie waren lebendig.
Winter blickte den Graf fragend an und sagte: »Was soll denn dieser Blödsinn? Komm endlich zu Dir.«
Einer der Schlingen legte sich um Winters Oberkörper. Mit einer Armbewegung wollte sie den Strick abstreifen, doch blieb er an ihrer Kleidung hängen. Ein Weiterer legte sich über ihren Hals.
Zwei kamen von der Seite und fesselte ihre Hände.
Bald schon war sie vollständig von eingepackt. Die Stricke waren wie eine zweite Haut und man konnte nur noch ihren Kopf aus dem Dickicht erblicken.
Sie sah wenig erfreut aus.
Ganz langsam verloren die Stricke ihre Farbe. Anstelle des grellen Grüns, wurden sie grau und sahen bald aus, als wären sie aus Beton. Winter zuckte in ihrer Falle. Sie konnte nicht entkommen.
Der Graf richtete den Blick auf sie. »Willkommen in Deinem neuen Zuhause.«
Ruckartig blickte Winter auf ihn und sagte: »Na prima. Da bin ich Dir doch glatt in die Falle gegangen.«
»Du hattest gar keine andere Chance. Selbst Dein Verstecken hatte kein Sinn.«
»Ich hatte mir nur eine kurze Auszeit genommen, um wieder zu Kräften zu kommen. Außerdem musste ich noch einmal mit ein paar Leuten sprechen.«
Ilona klatschte in die Hände. Sie umarmte den Grafen von hinten, gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: »Jetzt hast Du endlich, was Du immer wolltest. Endlich ist Dein Wunsch erfüllt und Du kannst Dich anderen Themen widmen.«
Der Graf schüttelte traurig den Kopf. »Ich bin noch nicht ganz am Ende. Erst einmal müssen wir jetzt diesen Bob finden. Dann können wir das Endspiel einleiten.«
Er drehte sich zu Ilona und deute auf die Tür. Sie drehte sich ebenfalls um und die beiden verließen den Saal. Zum Glück zogen sie die Tür hinter sich ins Schloss.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.