Winter setzte sich auf das Sofa und schloss die Augen. Sie wirkte angespannt.
»Denkst Du nach?«
»Wir haben hier eine bzw. zwei Naturkräfte oder etwas Ähnliches. Die meisten Leute, die ich aus unserer kleinen Gemeinde kenne, schließe ich aus. Es sind also entweder Neue dazugekommen oder es ist etwas völlig anderes.«
Überrascht sagte ich: »Es gibt Neue?«
»Die Welt ändert sich ständig. Wir können nie sicher sein, dass sie im nächsten Moment noch so ist, wie wir sie kennen.«
Entschieden schüttelte ich den Kopf. »Das stimmt doch gar nicht. Irgendwie bleibt doch immer Alles gleich. Die Menschen führen Kriege – wenn nicht gerade mit Waffen, dann mit Geld – und jeder versucht ein wenig Glück abzubekommen.«
»Das stimmt im Großen. Allerdings ist nichts so stetig, wie die Veränderung.«
»Und nichts unendlich, bis auf die menschliche Dummheit.«
Winter sah mich entgeistert an, schüttelte den Kopf und sagte: »Ich versuche keine weiteren Floskeln zu benutzten, wenn Du aufhörst zu zitieren.«
Nickend sagte ich: »Es gibt also neue Götter.«
»Du zitierst schon wieder.«
»Ich versuche, es mir nur irgendwie verständlich zu machen.«
Es kehrte eine lange Pause ein, in der Winter die Augen schloss. Nach einer Ewigkeit sagte ich: »Kannst Du nicht rausbekommen, ob es Neue gibt?«
Winter schüttelte den Kopf. »Tante kannte Niemand, auf dem die Beschreibung passte und eine andere Quelle von der wir Näheres erfahren könnten, kenne ich nicht.«
Diesmal war ich ratlos. Ein Schweigen legte sich über uns, wie eine Decke.
Schwerfällig rappelte ich mich auf. »Wir müssen etwas tun. Hier zu sitzen und darauf zu warten, dass irgendetwas passiert, macht mich wahnsinnig.«
»Hast Du nicht gesagt, dass Du Ruhe brauchst?«
»Die werde ich mir gönnen, sobald wir unsere Angreifer erledigt haben.«
Winter blickte mich an. »Wir könnten draußen rumrennen und sehen, was als Nächstes passiert.«
Ich ließ mich auf den Sessel fallen. »Das ist eine ziemlich blödsinnige Idee. Bisher hat uns das nicht weiter gebracht.«
Ich nahm mein Handy und sagte: »Wir können den mysteriösen Texter schreiben, dass wir uns mit ihm treffen wollen.«
Winter nickte. »Das kann nichts schaden.«
Schnell tippte die die folgenden Worte ein: »Komm zu uns, wenn Du weißt, wo wir sind.«
Die Antwort kam prompt.
›15 UR MARKTPLATZ‹
Ich sagte: »Wir haben einen Ort und eine Zeit und gerade einmal 20 Minuten, um dort zu sein.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

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