Der Sanitäter war zunächst ernsthaft besorgt. Er schien meine Beteuerung, dass ich nicht verletzt war, gar nicht wahrzunehmen. Ich versuchte mich erneut, der Umklammerung zu entziehen, blieb allerdings erfolglos. Die Herren waren auf mein Wohl programmiert und hatten beschlossen, dass sie mich behandeln musste.
Der Sanitäter murmelte irgendetwas von Adrenalin und dass das der Grund war, dass ich meine Verletzungen nicht spürte. Der Schmerz würde später einsetzen.
Ich versicherte, dass der Schmerz nicht kommen würde, da ich gar nicht verletzt war, jedoch hätte ich das auch einer Mauer erzählen können.
Man schob mich auf eine Trage und fixierte meine Beine und Arme. Dann schnitt mir der Herr in Weiß die letzten Kleider vom Leib. Die Schere war extrem kalt und kitzelte.
Dann wusch er das Blut von meinem Körper.
Erstaunt murmelte der Sanitäter: »Ich finde gar keine Wunden.«
Der Polizist beugte sich über mich.
Ich sagte: »Es sind auch keine Wunden da. Ich versuche schon die gesamte Zeit, ihnen klarzumachen, dass ich nicht verletzt bin. Allerdings wollten sie nicht auf mich hören.«
Der Polizist sagte: »Wo waren sie, während der Explosion?«
»Ich stand direkt davor.«
Erneut hatte ich unbedacht die Wahrheit gesagt. Wenn ich nicht schnellstens an dieser Eigenart arbeite, würde sie mir irgendwann mal den Kopf kosten oder mich zumindest für längere Zeit hinter Gitter bringen.
Der Sanitäter sagte: »Wir bringen sie erst einmal ins Krankenhaus. Sie könnten innerliche Verletzungen haben.«
»Ziemlich unwahrscheinlich – aber wenn sie darauf bestehen, komm ich gerne mit. Winter wird schon ohne mich auskommen.«
»Wer ist Winter?«
»Meine Begleiterin.«
»Er phantasiert. Wahrscheinlich hat er den Bezug zur Realität verloren.«
»Das hat man mir schon öfter vorgeworfen. Manchmal bin ich mir selbst nicht sicher, ob es der Fall ist. Vielleicht bin ich ja verrückt geworden.«
Der Sanitäter sagte: »Ich schätze, er hat eine Gehirnerschütterung. Es ist allerdings doch verwunderlich, dass er nicht schwerer verwundet ist.«
»Ist kein Wunder. Tante Tod hat mir das ewige Leben gegeben.«
Wenn sie schon dachten, dass ich ne Schraube locker hatte, dann würde der Rest sicherlich nicht mehr schaden. Wenn ich erst einmal in einer geschlossenen Anstalt bin, könnte ich mich endlich ausruhen.

Ein Gedanke zu „Behandlung“
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O o… großer Fehler… sag den Medizinern nie die Wahrheit, wenn du nicht weißt, ob sie es gegen dich verwenden könnten.