Tatsächlich schaffte man es, den Adressenaufkleber auf dem Paket zu rekonstruieren. Dass allerdings die Absenderanschrift fehlte, war nicht weiter überraschend.
Der Kommissar quälte uns ganze drei Stunden, teilweise getrennt – was allerdings wenig Sinn ergab, da Winter zur Tatzeit noch gar nicht anwesend war. Dabei war seine bloße Anwesenheit weitaus unangenehmer als seine Fragen, die sich auf Grundschulniveau bewegten. Entweder wollte er mich dadurch in Sicherheit wiegen und mir den Eindruck vermitteln, dass ich ihm haushoch überlegen war oder er war wirklich leicht beschränkt. Im Nachhinein tippte ich allerdings eher auf das Erstere.
Als ich am Abend erschöpft in mein Bett fiel, schlugen die Gedanken in meinem Kopf Purzelbäume und konnten erst langsam davon überzeugt werden, dass es Zeit war sich zu Ruhe zu legen.
Winter hatte mir angeboten bei mir zu bleiben, jedoch lehnte ich ihren Vorschlag dankbar ab, zumal es sowieso keinen Sinn ergab. Der Angreifer oder die Angreiferin würden sich an mir ihre Zähne ausbeißen.
Ich erwachte mit einem brennenden Hungergefühl. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich am letzten Tag noch nichts gegessen hatte. Daher schlurfte ich in die Küche, wobei mein Kopf fröhlich hämmerte und mein Bauch mir Vorträge in Form von lauten Knurrgeräuschen machte.
Die Küche glich jetzt eher einer Badewanne ohne Wasser. Die Spuren des Vortages waren wahrscheinlich alle fein säuberlich in Tüten gepackt und abtransportiert worden. Unterhalb meines Kühlschranks hatte sich eine Wasserpfütze gebildet.
Wahrscheinlich konnte ich den Inhalt meines Tiefkühlers direkt entsorgen. Da das Licht nicht ansprang, war der Grund dieses Dilemmas offensichtlich. Irgend ein cleverer Polizist und Spurensucher war auf die dumme Idee gekommen, die Sicherung herauszunehmen. Augenscheinlich hatte er vergessen, sie anschließend wieder einzuschalten.
Fluchend öffnete ich den Kühlschrank und durchsuchte ihn nach etwas nahhaftem und essbarem.
Das Brot lag glücklicherweise im Brotkasten, der nicht als Beweis in der Reservatenkammer verstaubte. Ich öffnete ihn und wollte gerade eine Scheibe Käse auf ein Brot legen, als neben mir das Fenster explodierte. Irgendetwas streifte meine Stirn und bohrte sich neben mir in den Kühlschrank. Ich verspürte dabei nur einen kleinen Stich und blickte mich irritiert um.
Ein weiter Stich traf mich auf Brusthöhe. An der Stelle, an dem es schmerzte, wies mein Bademantel ein kleines Loch auf, welches mit einem netten schwarzen Rand verziert war.
Die Informationen verarbeitend blickte ich nach draußen und konnte jemand zwischen den Bäumen des Nachbargrundstücks erkennen. Sie hielt ein Gewehr in den Händen und zielte in meine Richtung.
