Ich sagte zu Herbst: “Was unternimmst Du jetzt in Sachen Stürme?” Er lächelte, aber ich konnte keine Fröhlichkeit in seinem Gesicht sehen. Er sagte: “Ich habe Winter eine Falle gestellt. Wenn sie die Stürme hat, werde ich sie mir zurück holen.”
Ich sagte: “Was ist denn der tolle Trick, den Du anwenden willst?”
Er sagte: “Das wirst Du schon sehen. Sobald sie auftaucht – und es kann sich jetzt nur noch um Tage handeln – wird sie an meinem Haken baumeln.”
Auf meinem Hintern herum rutschend sagte ich: “Kannst Du mir nicht wenigstens ein Teil Deines Plans verraten?”
Er sah mich an und sagte: “Ich werde sie direkt konfrontieren. Sobald sie erscheint wird sie mir Rede und Antwort stehen.”
Ich sagte: “Das ist der schlappste Plan, den ich je gehört habe.”
Herbst sagte: “Hast Du einen besseren?” Ich schüttelte den Kopf und sagte: “Ich muss erst einmal darüber nachdenken. Im Moment kommt mir keine gute Idee.
Du kannst mir allerdings mal sagen, was Winter für eine Person ist. Vielleicht fällt mir dann was ein.”
Herbst sagte: “Winter ist eine sehr kalte Dame. Sie hat einen sehr trockenen Humor. Wenn Du sie mal lächeln siehst, wird es wohl Schadenfreude sein. Die meisten ihrer Witze verstehe ich nicht – und ich bin noch mit ihr aufgewachsen.
Sie ist ein Eisblock.”
Ich sagte: “Mist – ich hätte jetzt eher mit so einer wie Elsa aus die Schneekönigin gehofft.”
Herbst sagte: “Da liegst Du ungefähr so weit von der Wahrheit entfernt, wie die nächsten Rastplatz-Toilette, wenn Deine Blase gerade vollständig gefüllt ist.
Die Frau ist eher wie die Eiskönigin aus den Narnia-Geschichten.”
Ich sagte: “Dann passen diese Stürme doch gar nicht zu ihr. Sie ist doch mit ganz anderen Dingen beschäftigt.”
Herbst sagte: “Ich hätte den Diebstahl auch eher meiner Schwester Frühling oder meinem Bruder Sommer zugetraut. Beide haben das verbrecherische und sonnige Wesen meiner Mutter geerbt.”
Ich sagte: “Und Du das kalte und luftige Wesen Deines Vaters?”
Herbst sagte: “Ich bin fest davon überzeugt, dass man mich bei der Geburt vertauscht hat. Ich passe nicht in diesen Laden voller Wahnsinniger. Eigentlich will ich auch nichts mit ihnen zu tun haben.”
Ich sagte: “Wenn Du Deine Stürme zurück haben willst, wird Dir wohl nichts anderes bleiben.”
Herbst sagte: “Ich befürchte auch.”
Ich versprach ihm, mir einen Plan zu überlegen, mit dem wir seine Schwester Winter zu einer Aussage zwingen konnten.

20 Gedanken zu „Platter Plan“
Kommentare sind geschlossen.
Herbst, das Kuckuckskind im Nest der Jahreszeiten. 😀 Das wäre mal eine überraschende Wendung.
Mist – darauf bin ich selbst nicht gekommen!
Ich hab schon ein paar Tage vorgeschrieben (bin schon mehr oder weniger im Januar) und plage mich gerade mit Winter. Nur so weit – ich freu mich schon auf Frühling.
Ich bin gespannt. 😀 Über diese kalte, zynische Persönlichkeit zu schreiben, muss ja wahrlich anstrengend sein. Ich freue mich auf dieses Gemüt, kann ich mich sicher gut mit identifizieren.
Ach ich find Hochnäsigkeit sehr tolerabel, solange sie mit Kompetenz gepaart ist – und Winter ist alles andere als nicht kompetent. Das kann auch sehr anregend sein.
Inkompetenz + Überheblichkeit ist übrigens die schlimmste Kombination die ich kenne. Beides alleine ist erträglich.
In der Literatur heißt es „Drama Drama Drama Baby“. Je mehr Drama desto interessanter die Szenen. Das ist sehr schwer mit einem Waschlappen als Figur. Deshalb war sogar Herbst schwerer als Winter. Die darf ruhig richtig fies sein – das macht viel mehr Spaß.
Absolut richtig! Überheblichkeit ohne irgendeine Kompetenz dahinter ist einfach nur heiße Luft. Die Attitüde der Überheblichkeit, wenn man sie denn unbedingt haben muss, will auch verdient und untermauert sein.
Herbst und Winter haben ja doch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Vielleicht sind sie ja irgendwie weise geworden – wobei bei Herbst spürt man das kaum.
Mit dem Alter soll die Weishsit kommen, ja. 😀 Oder das Ganze schlägt direkt in altersbedingte Verschrobenheit um.
Man sagt ja, das Genie und Wahnsinn nah beieinander liegen. Ich versuche es oft mit Wahnsinn und hoffe, dass sich der Rest einstellt. Außerdem sollte ich aufhören am Handy zu tippen. Da entstehen zu viele Fehler. 😉
Das ist tatsächlich ein schmaler Grat, von dem ich auch oft eindeutig abschweife. 😀 Aber ohne den Wahnsinn fehlt auch eine ganz besondere Würze in der literarischen Suppe.
Haha, kein Problem, geht mir auch oft so. Ich finde es ja schon super, dass du so einen Kontakt zu deinen Lesern hältst.
Ich versuch’s – ist aber auch vorteilhaft wenn es keine neue Folge Big Bang gibt.
Haha, dir Serie ist aber auch genial. 😀
Das stimmt! 😉
“Ich bin fest davon überzeugt, dass man mich bei der Geburt vertauscht hat…“ 😀 Da musste ich ja doch laut lachen! 😀
Das mit Geburt und vertauschen ist übrigens eine sehr gängige Idee… Erschreckender Weise trifft sie meist nicht zu 🙁
*rofl * 😀
Ich kenn echt viele die das hoffen. Gehörte selbst mal dazu. Als einziger Wissenschaftler in einem Haushalt voller Kaufleute…
Hat sich aber doch gezeigt, dass ich viel zu viel geerbt habe um es ernsthaft weiter zu behaupten.
Ich liebe deinen trockenen Humor! 😉
Dank Dir!
Liebreizender Bob
was immer Dich hierin umtreibt
Hat meine Seele dahin übersetzt
Der Konflikt sich nicht achtender Qualitäten die zusammen ja die Eine bilden erst
Ob das Katholiken und Protestanten
Aleviten und Sunniten sind
Sie streiten um das Alleinige und sind doch bedingt nur durch das anders Seiende
Wut Angst Trauer und Freude
Die vier Jahreszeiten der Gefühlswelt
„Natürlich“könnte Ich auf den Winter verzichten doch die Kinder können mit heißem Sand
nun einmal keinen Schneemannfrau bauen und Rodeln nur auf welken Blättern ist auch weniger huiy
als im Pulverschnee
danke
Dir Joachim von Herzen und zu Herbstgeborener
Milady de Winter und die Jahreszeiten als Musketiere.