Ein schmaler Gang führte uns an der Wand entlang. Wir blickten in alle Richtungen, konnten jedoch keine Regale erkennen, die nicht vollständig beladen waren.
Ich sagte: »Vielleicht sollten wir es weiter oben versuchen?«
Herbst nickte und kletterte eine Regalwand empor. Über seine Schulter hinweg sagte er: »Bleib ruhig unten. Ich bin der bessere Kletterer.«
Neidlos musste ich ihm zustimmen. Bald war er fast meinen Blicken entschwunden. Er war nur noch ein kleiner Punkt am Rand meines Blickfeldes.
Etwa eine viertel Stunde später klatschte etwas neben mir auf den Boden. Als ich mich irritiert umwandte, erblickte ich Herbst, der sich mühsam aufrappelte. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Da oben ist auch alles voll. Auf den anderen Regalen konnte ich ebenfalls keine Lücken erkennen.«
Ich zuckte mit den Achseln und ging weiter die Wand entlang.
»Vielleicht sind wir noch nicht weit genug.«
»Wie groß ist diese Halle überhaupt?«
»Laut unserer Helferin wird die ständig erweitert. Es könnte daher sein, dass Du fast unendliche Wege gehen musst, bevor Du an ein Ende kommst.«
Mit einem Schütteln ging Herbst weiter.
Es dauerte endlos lange, bis ich in der Ferne etwas sah. Überraschenderweise war es allerdings kein Ding auf der Seite der Regale. Als ich näher kam, sah ich eine schmale Tür, die in der Wand eingelassen war.
Das Offensichtlich laut aussprechend, sagte Herbst: »Da ist eine Tür.«
»Sehe ich auch. Außerdem glaube ich, dass es unser Ziel ist.«
Mit einem schnellen Spurt standen wir vor dem kleinen Zugang. Ich sagte: »Das ist vielleicht der Weg zum Betriebssystem.«
Mit einem Ruck zog in an der Türklinke, jedoch ließ sich die Pforte keinen Zentimeter bewegen.
»Ist abgeschlossen?«
»Komische Frage, wenn das Ding sich nicht öffnet, wenn man die Klinke drückt.«
»Kann ja sein, dass sie klemmt?«
Herbst griff nach der Klinke und wir zogen noch einmal gleichzeitig, mit dem gleichen Effekt.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Herbst.
»Vielleicht sollten wir einfach warten, bis jemand von der anderen Seite aufmacht?«
»Glaubst Du, dass jemand kommt, wenn wir klopfen?«
»Das war nur ein Scherz. Wir müssen die Tür knacken.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.