Der Alte lächelte und sagte: »Das System, habe ich nicht programmiert. Ich hatte lediglich die Idee dazu.«
Herbst prüfte den Mann vor uns und sagte: »In ihrem Alter kann man sicherlich über die Unsterblichkeit nachdenken.«
Uhura sagte: »Nachdem, was ich weiß, ist die Rosine vor uns höchstens 32 Jahre.«
Nach einem kleinen Hustenanfall sagte ich: »Er hat sich älter gemacht?«
»Als er hier ankam, hatte er das Aussehen eines Zwanzigjährigen.«
Der Alte grinste noch eine Spur breiten, wenn das überhaupt möglich war. Er nickte und sagte: »Ich habe viele Körper.«
Ich sagte: »Sie gehören bestimmt zu dem Kreis der alten Männer, die sich die Unsterblichkeit in einer Matrix ausgedacht haben. Soweit ich mich erinnern kann, gab es das schon in einem Roman – ich glaub in der Reihe ›Otherland‹ von Tad Williams. Als ich als Jugendlicher versuchte, ein Buch zu schreiben, war meine erste Romanhandlung ungefähr die gleiche – ‚Gefangen im Netz und der Klub der Ewrigen‘. Es war ziemlich ernüchternd, als ich als Erwachsener merkte, dass man meine Idee umgesetzt hatte.«
Herbst stöhnte und sagte: »Wir sind in der Matrix gefangen?«
»Ich war nicht todkrank und wollte ewige Jugend. Eigentlich war es auch nicht so geplant. Das Projekt war eigentlich als Spieleplatform gedacht. Wir wollten eine ernsthafte Konkurrenz zu den Sachen aus Japan aufbauen. Leider zeigten die ersten Tests, dass wir etwas anderes erschufen. Aber ja – es war auch meine Idee, dass das gesamte System auch so etwas unterstützt.«
Aufstöhnend sagte ich: »Eine Matrix, auf der Todkranke ihre Seele ablegen können, um ewig weiter zu spielen. Wer braucht denn das?«
Der Alte zog die Augenbrauen hoch und sah mich überrascht an.
»Ich persönlich finde es widerlich, wenn das Leben, was einem ständig irgendwelchen Schwachsinn vor die Füße kotzt, auch noch ewig weitergehen würde. Die meisten Menschen denken immer, dass die Ewigkeit erstrebenswert ist. Ich bin mir da nicht sicher.
Bei einer Unsterblichkeit kann auch unendlich gearbeitet werden. Jeden Tag Büro und der andere Scheiß – keine Rente und keine Erholung – nur der Stress ohne Ende. Wer will das bitte?«
Mit einem Kopfnicken sagte der Mann: »Viele wollen es, und ich kann es ihnen bieten.«
