Ich blickte in das Gesicht eines älteren, gebeugt laufenden, stark gebräunten Mannes. Seine kleinen Augen reflektierten das elektronische Licht, wie zwei kleine Spiegel.
Mit einem schweren indischen, sehr sympathisch klingenden Akzent sagte er: »Was wollt ihr von mir?«
Ich sagte: »Sind sie der Schöpfer dieses Systems?«
Der alte Mann nickte.
Herbst platze heraus: »Warum?«
Das Lächeln des Mannes erstrahlte wie hundert Sonnen gleichzeitig. Er sagte: »Ich wollte den Tod überlisten. Dies hier ist das Paradies.«
Zynisch sagte ich: »Ein ziemlich unfertiges Paradies, wenn Sie mich fragen. Hier funktioniert doch gar nichts.«
Ein breites Lächeln lag auf dem Gesicht des Greises. Kopfwackelnd wie ein Wackeldackel auf Speed sagte er: »Es entsteht auch gerade erst.«
Ein Groll wuchs in mir. Das ständige Kopfschütteln brachte mich an den Rand des Wahnsinns. Kann man Köpfe eigentlich mit Stahlbolzen fixieren? 
»Sie haben eine Mäusefalle für Hacker geschaffen. Sie gehen Ihnen ins Netz und sterben anschließend. Haben sie sich mal mit ihnen unterhalten? Der Letzte, den wir getroffen haben, war völlig durchgedreht.«
Der Alte Mann rieb sich die Hände und sagte: »Es gibt noch ein paar Nebenwirkungen. Wenn sie allerdings glauben, dass ich die von Ihnen genannte Mausefalle aufgestellt habe, dann irren Sie sich.«
»Diese verdammten Pläne, die Neugierige zu ihnen bringt, sind also nicht von ihnen?«
Der Mann sah mich immer noch lächelnd an. Ich überlegte kurz, ob man Lächeln auch als Permanent-Tattoo erwerben konnte. Anscheinend würde ihn noch nicht einmal ein Schlag mit einem Vorschlaghammer auf seinen großen Zeh ablenken. Das musste die Kunst des ›Zen‹ sein. Dann erinnerte ich mich daran, dass Inder eher Hindu als Buddhisten sind.
Mit einem Fauchen in der Stimme sagte ich: »Und wer hat die Falle aufgestellt?«
»Bitte glauben sie mir, dass das hier nicht als Falle gedacht war. Die Pläne für das Interface waren nur auf meinem Rechner. Sie wurden nicht von mit publiziert. Außerdem hatte ich mich auf die Einsamkeit eingestellt.«
Herbst sagte trocken: »Wenn man so viel Rammel mit der Polizei und der Justiz hat, ist ein wenig Privatsphäre wahrscheinlich gar nicht so schlecht.«
Der Alte nickte und sagte: »So ist es Herr Herbst.«
»Bitte nur Herbst.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.