Der Monitor schaltete sich ab. Ali hatte die Verbindung unterbrochen. Uhura sagte: »Es tut mir leid, aber die Übermittlung ist unterbrochen. Ich schätze, dass das System auf der anderen Seite ausgeschaltet wurde.«
Mit einem Nicken quittierte ich die Aussage die nur das Offensichtlich aussprach und bat Uhura, uns im Moment in Ruhe zu lassen.
Zu Herbst sagte ich: »Was hältst Du von der Sache?«
»Du hast uns mit Deiner Geschichte einiges eingebrockt. Außerdem geht Deine Fantasie mit Dir durch. Ich verstehe das immer noch nicht. Sowas passiert, wenn man die Handlung vorher nicht perfekt plant. Entdeckendes Schreiben bringt einen immer in Sackgassen, die man nicht verlassen kann. Deine Technik ist einfach schlecht.«
»Wir sollten jetzt nicht über meine Schreibtechniken sprechen. Es ist wesentlich wichtiger, sich zu konzentrieren und darüber nachzudenken, was wir jetzt machen.«
»Kannst Du irgendwie herausfinden, ob Ali recht hat und wir den Raum schon körperlich verlassen haben?«
Zunächst musste ich kurz meine Gedanken sammeln. »Wenn wir eine Möglichkeit hätten, im Netzwerk zu schauen. Vielleicht finden wir auf Facebook oder auf WordPress eine Spur.«
»Kannst Du das, ohne diese nervtötende Hilfe zu aktivieren? Ich habe wenig Lust schon wieder ihre Nörgelei aushalten zu müssen.«
Mit den Werkzeugen, die ich im Raum fand, versuchte ich, ein paar Fenster zu erzeugen. Tatsächlich gelang es mir nach ein paar Versuchen, eine Art Monitor zu erschaffen. Auf ihm erschien nach einigen Klicks und Wischgesten, das vertraute Blau und das weiße W auf hellblauem Grund.
»Urhura und Ali hatten recht – wir stecken hier schon seit mehr als einer Woche und ich bin aktiv gewesen. Dazu muss ich sagen, dass meine Beiträge weiterhin geistreich und lustig sind. Anscheinend habe ich mich kaum geändert, seit dem ich wieder zu Hause bin.«
»Ist schön, dass Dir Deine eigene Kreativität gefällt und wie ich seh, hast Du immer noch Aussetzer bei der Rechtschreibung. Was bringt einen Hobby-Legastheniker eigentlich auf die Idee, schreiben zu wollen?«
Ich ignorierte die Bemerkung und klickte weiter. Das Blau änderte sich und ich sagte: »Auf Facebook sind auch ein paar Einträge. Ich war mit meinen Kindern im Park. Wenn der da draußen ein Betrüger ist, dann spielt er mich äußerst gut.«
»Du meinst, dass er es nicht ist?«
»Was ist, wenn wir Kopien sind? Wenn wir nur die Abbilder unserer Egos als Echo im System sind?«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

2 Gedanken zu „Ernstes Gespräch“

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