Ein paar mal musste ich Keuchen, bis ich wieder genügend Luft in der Lunge hatte. Dann schrie ich, um den Kampflärm zu überwinden: »Soweit ich das sehe, werden wir gerade gerettet.«
»Meinst Du, das ist dieses Langohr, welches wir auf der Straße getroffen haben?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber für eine Person sind das hier zu viele Pfeile. Sieht mir eher so aus, als kämen uns jetzt andere Mächte zu Hilfe.«
Etwas umständlich hatte sich Herbst in meine Nähe gerollt. Die Nacht war leiser geworden. Das Summen der Pfeile waren verschwunden. Jetzt konnte man nur noch das übermächtige Prasseln des Feuers hören.
»Es ist an der Zeit, dass man uns die Fesseln losbindet.«
Als hätte mich jemand gehört, wurde ich an meinen Armen nach oben gerissen. Ich blickte in ein Gesicht eines Ritters.
Das Visier war zugeklappt und ich konnte lediglich die Augen hinter der Gardine erkennen. Es Amüsierte mich etwas, als ich über die Ähnlichkeit von Burka und Ritterhelm nachdachte.
Das Wappen auf seiner Brust leuchtete hell im Feuer. Auf ihm waren drei Löwen zu erkennen und ich sang im Stillen: ›Football is coming home‹. Die gesamte Situation war merklich blödsinnig und extrem klischeehaft. Das war einer der stumpfsinnigsten Deus-Ex-Machina-Tricks, die mir seit den Adlern im großen Standardwerk untergekommen waren.
Der Ritter hatte sein Schwert erhoben und blickte mich weiterhin prüfend an.
Von hinten erklangen Worte, die ich nicht verstand und mein Retter packte mich fest an der Hüfte, warf mich über seinen Rücken und stampfte in die Richtung der Stimme davon.
Es gelang mir, meinen Kopf etwas anzuheben, nur um zu sehen, dass Herbst die gleiche Beförderungsmethode erfuhr. Abseits des Dorfes wurden wir unsanft auf dem Boden geworfen.
Ein Ritter trat auf uns zu. Er musste der Anführer dieser wilden Horde sein.
Ich sagte: »Es war nett uns zu retten. Wenn ihr uns jetzt noch unsere Fessel durchschneiden würdet, wären wir euch unendlich dankbar.«
Auch dieser Mensch schien meiner Sprache nicht verstehen zu können. Er blickte mich nur weiter fragend an.
Mehrere Ritter hatten sich hinter ihrem Anführer versammelt. Einer von ihnen trat hervor und reichte dem Chef zwei Blätter Papier.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

2 Gedanken zu „Die Kavallarie“

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