Ich pfiff durch die Zähne und setzte die Krone auf. »Von mir aus kann es losgehen.«
Ali wies uns an, uns in die beiden Stühle zu setzen. Nachdem wir uns gesetzt hatten, betätigte er Schalter, die direkt über unseren rechten Ohren angebracht waren.
Zunächst dachte ich, dass die gesamte Geschichte eine pure Zeitverschwendung war. Noch fühlte ich mich genauso wie vorher. Vor meinen Augen stand der Monitor, von dem mich zwei Leute anstrahlten.
Dann wurde die Welt um mich herum plötzlich schwarz.
Instinktiv krallte ich mich mit beiden Händen an der Lehne des Stuhls fest. Doch meine Finger griffen durch die Luft. Mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr auf einem Stuhl saß. Die Realität hatte sich aufgelöst. Ich wollte schreien, aber kein Laut kam über meine Lippen. Es war, als hätte man mir den Mund mit Klebefolie zugebunden.
Panisch blickte ich mich um und konnte nichts sehen.
Instinktiv wusste ich, dass ich nicht tot war. Der Tod fühlt sich anders an, soweit ging meine Erfahrung, die ich durch die Jahreszeiten gesammelt hatten.
Hier ging etwas Anderes vor und ich konnte nicht begreifen, was es war.
Vor mir wurde es hell. Das Licht kam aus einem schmalen Schlitz, der tausende von Meter von mir entfernt seien musste.
Es war, als beobachtete ich den Sonneraufgang aus einer Kiste, die nur einen Spalt weit aufstand.
Der Streifen wurde immer heller und blendete mich. Verzweifelt schloss ich meine Augen, nur um festzustellen, dass mir das nicht gelang.
Ich konnte meine Hände nicht spüren und meine Füße waren nutzlos. Sie wollten mir nicht gehorchen und rannten nicht, obwohl ich laufen wollte. Der Wunsch so schnell und so weit wie möglich zu fliehen drückte mir die Luft aus der Kehle, wenn ich noch eine Kehle besessen hätte. Mein Körper war nicht da.
Jetzt füllte der Spalt schon den gesamten Horizont. Im Licht konnte ich Konturen erkennen. Dort wartete etwas auf mich. Mein Gefängnis, die Kiste in der ich gerade noch schlief, wurde aufgemacht und umgestoßen.
Mein Blick drehte sich mehrmals um die eigene Achse, wie eine angeschaltete Taschenlampe, die man eine Klippe heruntergeschleudert hatte.
Dann lag ich im Gras und ein eisiger Wind ließ mich frösteln.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

3 Gedanken zu „Start“
    1. Uh das nächste Kapitel ist definitiv Halloween! Das danach eher eine lustige Abrechnung mit den Helden meiner Kindheit. 😉
      Es wird auf jeden Fall erst einmal spannend!

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