Als ich zurückkam, fächelte sich Sommer gerade die Krümel von der Kleidung. Er hatte ein zufriedenes und müdes Lächeln auf dem Gesicht.
Ich setzte mich ihm gegenüber auf den Sessel und sagte: »Was war denn jetzt mit der Frau?«
Sommer lachte schallend. Nach dem gekünstelten Lachen von Winter und dem boshaften Gegacker von Frühling, war sein Lachen eine befreiende Offenbarung.
Er sagte: »Patricia ist eine echte Traumfrau. Sie hatte immer so ein Tuch, mit dem sie sich die Haare nach hinten band. Das sah wirklich süß aus.«
Ich sagte: »Wenn Du sie noch nicht einmal gesprochen hast, wie willst Du dann beurteilen, ob sie zu Dir passt?«
Sommer sagte: »Wer sagt, dass wir nicht gesprochen haben? Außerdem weiß man so etwas sofort. Hast Du nie von der Liebe auf den ersten Blick gehört.«
Ich sagte: »Was sagen Deine Eltern eigentlich zu solch romantischen Beziehungen zu Sterblichen?«
Sommer sagte: »Mutter hält da überhaupt gar nichts von. Winter hatte einmal einen Menschen, mit dem sie, nach eurer Zeitrechnung, fast endlos zusammen war. Es ging bestimmt ein paar Jahrhunderte.«
Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch.
Er sagte: »Sie hatten ein paar Kinder. Mutter war gar nicht begeistert. Sie hat die beiden nicht mehr zu sich eingeladen. Sie schweigt immer noch beharrlich über die Zeit.«
Ich sagte: »Wenn ein Mensch so lange lebt, müsste er doch irgendwelche Spuren hinterlassen? Wer war dieser Typ?«
Sommer sagte: »Es war ein Baron oder Graf aus irgend einem kleinen osteuropäischem Land. Seine Legende wurde ziemlich berühmt. Ich hielt allerdings nichts viel von ihm. Sein Charakter war irgendwie düster.«
Ich sagte: »Was ist denn mit Dir?«
Er lachte erneut und sagte: »Ich suche noch nach der großen Liebe.«

7 Gedanken zu „Der Graf“
Kommentare sind geschlossen.
oh – eine vampirgeschichte? 🙂
😉 zu offensichtlich?
Als alte blutsaugerin
Der Satz war noch nicht zu ende……
…..fällt mir das sofort auf 😉
Oh Gott, die haben auch noch Kinder gekriegt?!?
Graf Dracula läßt grüßen… 😀
😉