Frühling sagte: »Wollen wir jetzt weiter blöd rumstehen oder in seinen Traum einbrechen, so wie wir das geplant hatten?«
Ich sagte: »Wie kommen wir denn da rein?«
Frühling sagte: »Halte meine Hand.«
Der Plan hatte so viele Schwachstellen. Eigentlich konnte er nur schief gehen.
Ich ergriff Frühlings Hand und, noch während ich mich fragte, ob das eine weise Entscheidung gewesen war, flackerte das Licht kurz.
Dann war alles wie vorher. Wir standen in dem riesigen Raum ohne Wände. Plötzlich bemerkte ich, dass Morpheus nicht mehr vor uns lag. Er war verschwunden.
Frühling sah mich an und ich erkannte die Angst in ihren Augen.
Ich sagte: »Sind wir jetzt in seinem Traum?«
Frühling sagte: »Ich hatte mir das Nachspielen des Films ›Inception‹ irgendwie ereignisreicher vorgestellt.«
Ich sagte: »Sind wir denn drin?« Meine Stimme hatte einen merkwürdigen Ton. Sie klangt irgendwie höher und gespannter.
Frühling sagte: »Ich habe keine Ahnung. Wie ich das schon oft genug vorher gesagt habe: Ich kenne mich mit Träumen nicht aus.«
Meine Blicke wanderten nach oben. Dort schwebte immer noch der Edelstein über uns, wie ein Damoklesschwert oder dieses foucaultsche Pendel – oder wie auch immer das heißt. Die Zeit über Titel nachzudenken, lag quer in meinem Kopf.
Frühling richtete ebenfalls ihren Blick nach oben.
Ich sagte: »Kommt es mir nur so vor oder wird das Ding wieder größer?«
Frühling sagte: »Ich hatte Dir schon vorher gesagt, dass es eine blöde Idee ist.«
Eine Stimme erklang. Sie war überdimensional verstärkt.
Diese Stimme sagte: »Sagt mir, wo der Stein ist und ich lasse euch eventuell laufen.«
Frühling sagte: »Sag es ihm nicht!«
Ich runzelte die Stirn und sagte: »Du hast noch nicht erraten, wo er liegt?«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

2 Gedanken zu „Traum im Traum“

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