Dreieinhalb Stunden später kamen wir an.
Wir standen vor einem Mehrfamilienhaus, dass in Reihen anderer, gleichförmiger Häuser stand. Man konnte keine Unterschiede zwischen den Häusern erkennen und ich dacht, dass ich mich hier auf jeden Fall verfahren würde, wenn ich Niemanden hätte, der mich leitete.
Der gesamte Block, der mindestens einen Kilometer lang und breit zu sein schien, bestand aus den gleichen viereckigen Quadern mit gleichmäßigen, mit der Schablone angebrachter Fenster.
Ich sagte: »Das hier hat überhaupt gar nichts mit Natur zu tun. Wie kann man nur so eine Langeweile aneinander klatschen und darin danach auch noch wohnen?«
Frühling sagte: »Warum sollte das nicht Natur sein? In Kristallen sind die Moleküle ebenfalls ausgerichtet. Es gibt viele Beispiele von natürlicher Ordnung.«
Ich sagte: »Es gibt immer Fehler im Kristallgitter. Durchbrüche, die beweisen, dass dieser Kristall etwas Einzigartiges hat.«
Frühling sagte: »Glaub mir, das Ehepaar, welches hier wohnt, stellt definitiv ein Fehler im System dar. Das wirst Du schon sehen. Betrachtet man das Gitter statistisch, ist alles absolut normiert. Nur durch die Betrachtung einzelner Punkte findet man Individualität.«
Ich sagte: »So wie es beim Menschen ist?«
Frühling sagte: »Für Außerirdische seht ihr alle gleich aus. Zwei Augen, eine Nase, ein Mund und der ganze andere Rest. Sie können euch so viel unterscheiden, wie ihr zwei Igel oder zwei Kaninchen unterscheiden könnt. Erst wenn man einzelne Exemplare kennenlernt, lassen sich Unterschiede erkennen.«
Ich sagte: »Wir philosophieren schon wieder, obwohl wir etwas zu klären haben. Allerdings muss ich dazu noch etwas sagen – ein indischer Gast fragte mich einmal, wie wir Deutschen denn unserer Frauen unterscheiden würden? Sie sähen doch alle gleich aus.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

7 Gedanken zu „Gleichform“
  1. …was hast Du dem Inder geantwortet liebender Alexander
    doch nicht etwa am Nagellack
    Zumindest hatte der Inder keinen Farbpunkt zwischen den Augenbrauen
    Sonst hätte er ja Sein drittes Auge fragen können
    Aber die Inder verwestlichen scheinbar auch immer mehr
    Ich schätze die Indische Philosophie dort ist ja fast überall
    immer Frühling…
    dankend Sahib
    Dir Efendi Joachim

    1. Lieber Joachim,
      Ich glaube Ram (so heißt er) hatte das nur als Scherz gemeint, da er die gleiche Frage wohl schon einige Male in umgekehrter Form selbst gehört hat. Außerdem erste mir Ram, dass er während seiner gesamten Kindheit und Schulzeit sehr weit vom weiblichen Geschlecht verbracht hat. Er wurde letztendlich verheiratet (seine Elter suchten die Frau aus), weil er schlicht weg keine Frau kannte. Die indische Kultur hat da so einige Tücken… 😉
      Gruß,
      Sebastian

      1. Typisch liebender Sebastian
        Bei allem würdigen Ernst
        Auch Ich beliebte zu scherzen lachend..
        Zur Frauenfrage nicht nur Indiens
        Atombömchen basteln dabei Shiva und Shakti Yin und Yang weiterhin getrennt halten
        „Teile und herrsche“ die alten Römer wussten wie das geht
        Der Spaltpilz das gefährlichste Laborkonstruckt der Macht
        Doch Brahma hat Geduld und Kali wird den Blinden dann die Augen öffnen…
        danke Dir Joachimsherz

  2. „Blöder Vergleich“ – bei uns wollen auch immer alle wissen wie wir unsere Schäferhundedamen auseinanderhalten können – vor allem auf Entfernung 🙂

    1. Ja, bei Tieren erkennt man erst die Unterschiede, wenn man sie wirklich kennenlernt. Es ist komisch, dass wir bei Menschen nicht so verallgemeinern und dort viel mehr auf die Details achten.
      Aber welchen Vergleich findest Du blöd?

        1. Menschen sind Tiere. Warum sollte man sie nicht vergleichen?
          Allerdings sind Vergleiche immer doof. Wenn meine Töchter kommen mit: „Meine Schulfreunde dürfen aber abends noch Fernsehen!“, dann bekomm ich immer Ausschlag. Ein: „Die sind aber auch viel schlauer und brauchen keinen Schlaf.“, ist nicht unbedingt förderlich für die Ruhe innerhalb der Familie.

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