Das erste Kapitel meines neuen Buchs habe ich jetzt halbwegs fertiggestellt und möchte es Euch, wie schon vorher, präsentieren.
Jede Woche wird es jetzt einen kleinen Ausschnitt geben.
Ihr könnt direkt vergleichen, wie sich der Text vor und nach der Überarbeitung geändert hat. Ich hoffe, dass es sich jetzt angenehmer liest.
Eine gar nicht märchenhafte Begegnung (Teil 1)
„Heilige Scheiße, Du kannst mich ja sehen.“
Der blonde Junge und das winzige Wesen, das vor ihm auf einem Tisch lag, starrten einander an. Er rieb sich die Augen, doch das Fantasiewesen war anschließend immer noch da, weshalb er das Augenreiben sicherheitshalber wiederholte.
Sie blickte erstarrt zu ihm auf, so als hätte er sie bei etwas Peinlichem erwischt.
Als er allerdings weiterhin wie eine Statur vor ihr stand, rappelte das kleine Wesen sich auf und sagte, so beiläufig wie es die Situation ermöglichte: „Was bringt Dich an den Arsch der Welt?“
Dabei strich sie ein paar Falten und einige Klumpen Dreck von der Kleidung.
Tom bekam nur mit Mühe den Mund zu, der immer noch sperrangelweit aufstand. Seine Worte kamen so abgehackt wie die abgeschnittenen Haarfusseln auf dem durchschnittlichen Friseur-Fußboden.
„Du bist eine Fee!“
„Scheiß die Wand an – dass Du das tatsächlich bemerkt hast, ist ein gottverdammtes Wunder.“ Die Fee klatschte in ihre Hände.
„Liegt es vielleicht an der Größe oder an den Flügel auf meinem Rücken?
Du musst mir unbedingt sagen, was mich verraten hat!“
Nach einer kurzen Pause, in der Tom keinerlei Reaktionen zeigte, fügte sie mit einem Achselzucken im Plauderton hinzu: „Jetzt sag schon, was bringt Dich an den Rand der Zivilisation?“
Toms Gehirn geriet ins Stocken. Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis der innere Motor nach ein paar Fehlzündungen und einem kompletten Neustart endlich teilweise funktionierte.
Er stammelte: „Wir sind mit dem Auto da.“
Mit einem Nicken wies er in Richtung des Parkplatzes.
Die Fee griff sich mit einer flachen Hand an die Stirn. „Verdammter Mist. Seit ewiger Zeit ist dieser Vollversager der Erste, der mich sieht und natürlich ist er schwachsinnig und blöd wie ein Stück Brot.“
Toms Gesicht lief langsam rot an. „Ich bin nicht schwachsinnig! Ich bin normal.“
„Wenn Du es selbst bemerkt hättest, wärst Du jetzt weggesperrt im Beklopptenheim und nicht mit mir hier im Nirgendwo. Wahrscheinlich denken Deine Eltern, dass der Ausflug heilende Wirkung auf Körper und Geist ausübt. Ich befürchte nur, dass ihre Hoffnungen vergebens sind. Blödheit ist nicht heilbar!“
„Warum beschimpfst Du mich so?“ In Toms Stimme lag ein leicht eingeschnappter Unterton, den die Fee mit einem Kopfnicken überhörte. Sie streckte den Zeigefinger in Richtung seines Gesichts.
„Pass auf – ich bin nicht gut drauf. Wenn Du mir auf die Titten gehst, werde ich Dir für immer Deine Träume versauen. Wir vom Großen-Volk können das.“
„Großes Volk? Träume? Was…“
„Hast Du denn überhaupt keinen Schimmer, wie das hier läuft?“
Ein Stirnrunzeln huschte wie ein aufgeschrecktes Reh über Toms Stirn.
„Was läuft hier?“
„Na prima. Kein Gehirn und keine Ahnung. Eine Mischung, die bei euch Touristen viel zu oft in Rudeln auftritt.“
„Ich weiß nicht, warum ich mich weiter beleidigen lassen muss.“
„Du hast keine andere Wahl. Sobald mich einer von euch Schnarchnasen sieht, bin ich dazu verdammt, so lange bei ihm zu bleiben, bis er ein Abenteuer erlebt hat.
Das kennst Du vielleicht aus dem Kino oder aus Büchern, falls Du überhaupt lesen kannst. Wie Du aussiehst, scheinen Dir Essen und Markenklamotten wichtiger zu sein, als Bildung.“
„Ich lese gerne.“
„Irgendetwas abseits von Facebook und WhatsApp?“
„Ich muss noch die zwei Bücher von diesem Martin lesen, damit ich mitreden kann.“
Die Fee lachte hell auf. „Du liest, um mitreden zu können? Wir beide haben auf jeden Fall das ganz große Los gezogen. Glaub mir, ich würde auch lieber Steine klopfen oder mir mit einem Löffel bzw. einem anderen stumpfen Gegenstand ein Loch ins Knie bohren.
Die Aussichten, dass dies hier Spaß macht, sind so dick wie eine Lage benutztes Toilettenpapier und genauso beschissen.“
„Warum fluchst Du so viel?“
„Wenn Du ein ruhiges Leben führst, regelmäßig Fun hast und dann ganz plötzlich von so einem dämlichen Berg mit Mittelscheitel gesehen wirst, hättest Du auch ne miese Laune.
Wir sollten uns aufs Wesentliche konzentrieren. Was für ein Abenteuer möchtest Du erleben?“
„Ich dachte, ich mach hier einen stinklangweiligen Urlaub.“
Die Fee schüttelte den Kopf. „Hast Du mal eine Feen-Geschichte über einen stinklangweiligen Urlaub gehört? Es geht hier um unseren guten Ruf. Wenn, dann muss es auch krachen.“
In einem Ton, der an eine besorgte Mutter erinnerte, sagte die Fee: „Vielleicht willst Du ja was mit Dinosaurier erleben?“
„Dinosaurier? Wie alt, meinst Du, bin ich?“
„Ich dachte bei der geringen geistigen Reife, könntest Du es höchstens auf ein paar Jahre gebracht haben.“
„Meine geistige Reife ist völlig normal.“
„Ach sind in Deiner Umgebung alle minderbemittelt? Und was soll diese Wiederholung des Worts Normal? Meinst Du, das ist was Tolles?“
Juhu, eine neue Geschichte, die mir, nach Lesen des ersten Beitrags, sicherlich gefallen wird