Ich hatte es ja angekündigt und daher muss der untere Text an dieser Stelle folgen. Diesmal geht es um die Serie „Black Mirror“ von Netflix.
Die Serie ist in der heutigen Zeit für mich persönlich ein Unikat, da sie in jeder Episode (in Spielfilmlänge) eine völlig eigenständige Geschichte erzählt. Keine der Geschichten wird dabei mit den gleichen Schauspielern besetzt. Jede ist völlig in sich abgeschlossen.
Was die Geschichten verbindet, ist der düsterer Blick in die Zukunft. Damit ist die Serie vergleichbar mit Twighlight Zone und ähnlichen Grusel-Serien, die jedoch nicht in die Zukunft blickten.
Als Science-Fiction und Dystopie Fan stand sofort fest, dass ich die Serie sehen muss. Insbesondere wurde der Wunsch noch gesteigert, durch den Umstand, dass ich mich künstlerisch gerne auf gleicher Ebene bewege.

Vergangenheit

Meine Vergangenheit weckt, auch wenn mein Roman etwas anderes erahnen lässt, kaum ein Interesse in mir aus.
Würde die Möglichkeit bestehen, mit seinem heutigen Wissen zurückzureisen, um aktive Umgestaltungen durchzuführen, wäre das Vergangene sicherlich verlockender. So bietet es nur ein teils langatmiges Buch mit wenigen bunten Bildern, die langsam verblassen. Die Geschichte der Generationen vor mir ist nicht ohne Wert. Allerdings hat die Menschheit die Gabe aus den Fehlern ihrer Vorfahren überhaupt gar nichts zu lernen. Die Bundestagswahl im letzten Monat erinnert mich erneut an dieses legendäre Talent. Wie die Stubenfliege Puck ohne Gedächtnis fliegen wir immer wieder gegen das gleiche Fenster und schreien im Chor „Aua“.
Dabei könnte man gerade diese Fehler sehr wohl nutzen, um eine tendenzielle Zukunft zu errechnen.
An dieser Stelle spare ich mir die Predigt. Sie hat sowieso keinen großartigen Nährwert, da meine Leser schon längst ihr eigenes Bild entwickelt haben. Es weiß ja doch jeder besser, was als Nächstes passieren wird.
Die einen beschwören die Untergang des Abendlandes herauf, die andere witzigerweise ebenfalls. Zum Glück herrscht hier ein Konsens – nur der Weg dahin ist grundverschieden.
Schön, dass sie in diesem Punkt einer Meinung sind, egal ob Gut- oder Wutmensch.
Jetzt ehrlich, wenn ich über die Straßen meiner Stadt gehe, sind sowohl Ausländer, wir auch Nazis ganz klar in der Minderheit.
Den Vorschlag der beiden Seiten, die vermeintlichen Idioten der jeweils anderen Seite zwecks Umerziehung zur internieren und die Unverbesserlichen einfach abzuknallen, wurde Anfang des letzten Jahrhunderts in einigen Ländern mit eher bescheidenen Erfolgen erprobt. Eine Verbesserung konnte sich in keinem Land entdecken lassen.
Meiner Meinung nach ist der Prozentsatz von Arschgeigen innerhalb einer Gesellschaft eine unveränderliche Konstante – was uns inhaltlich zurück zu Murphy und seinen Gesetzen bringt.
Dieser sagte einmal, dass die Summe der Intelligenz auf dem Planeten stets konstant bleibt, während die Anzahl an Menschen auf dem Planet stetig steigt.
Es ist übrigens ein Planet und kein Stern, auch wenn das einige Liedermacher glauben. Wahrscheinlich war ihnen beim Schreiben ihrer Liedtexte viel zu wahr.
Abseits davon nur zwei Tipps aus Liedtexten, die mich gerade bewegen. Sie geben ebenfalls gute Ratschläge für die persönliche Zukunft.
1. Das Leben ist so hart, dass keiner lebend davonkommt.
2. Wenn Du durch die Hölle gehst, dann bleib gefälligst nicht stehen.

Der Rote Faden

Irgendwie scheint mir der rote Faden erneut entglitten zu sein. Wobei mich genau dieser Umstand auf eine andere Idee bringt.
Seit ihr mal während einer dieser langweiligen Meetings einfach mal aufgestanden, habt euch unter den Tisch fallen lassen und habt dort auf allen Vieren anscheinend vergeblich nach etwas gesucht?
Falls dann jemand eurer Arbeitskollegen sich beunruhigt nach dem Zweck dieser Suche erkundigt, müsst ihr einfach sagen, dass ihr den Roten Faden sucht, den ihr anscheinend verloren habt.
So eine Aktion bringt die Stimmung, die vorher kurz vor der Einschläferung stand, sicherlich zum Brodeln.

Die Werkszeitung

Mein Beruf wäre dann auch der Grund, thematisch zur Serie zurückzukehren.
Vor einiger Zeit erfolgte im Intranet unserer Firma der Aufruf, sich mit einer IT-Aufmerksamkeits-Kampagne kreativ auseinanderzusetzen. Die Kampagne sollte auf Lücken im IT-Sicherheitssystem aufmerksam machen.
Anstatt eines trockenen Textes über die Möglichkeiten, das interne Netzwerk noch mehr vor äußeren Eingriffen abzuschirmen, schrieb ich eine Kurzgeschichte, die sich extrem anarchisch mit dem Thema auseinandersetzt.
Mit einigen Zweifeln im Bauch (schließlich hatte ich knallhart am Thema vorbeigeschrieben) reichte ich den Text ein. Dieser Text gefiel der IT-Abteilung so sehr, dass sie mich baten regelmäßig Kurzgeschichten für die Werkszeitung zu schreiben.
Der Leiter der Kampagne meinte, ich sollte die Texte ruhig mit dem Biss der Serie »Black Mirror« versehen.
Mittlerweile habe ich drei Geschichten verfasst. Dabei erscheint in diesem letzten Quartal übrigens erst mein zweiter innerhalb der Werkszeitung (Falls die Verantwortliche der Zeitung diese Zeilen lesen sollte: Der dritte Text ist tatsächlich schon geschrieben).
Netterweise erlaubt man mir dort auch Werbung für diesen Blog zu schalten.
Ich bin echt stolz auf diesen Erfolg. Sonst würde ich sicherlich nicht hier darüber schreiben. Allerdings befürchte ich, dass meine nihilistischen Ansätze in den oberen Absätzen vielleicht etwas hart im Magen liegen werden.

Die vergessene Gegenwart

Bevor ich mich endlich der Serie widmen möchte, sollte ich noch erwähnen, dass die Gegenwart sicherlich Spaß macht, allerdings kaum Gelegenheit bietet, sich viele Gedanken zu machen. Das ist insbesondere der Fall, während ich mir beim Reden zuhöre.
Ab und an habe ich die Schwäche Wörter abzusondern, die in dieser Weise gar nicht meinen Mund hätten verlassen sollen. Immer wieder sage ich mir, dass ich zunächst nachdenken sollte, bevor ich etwas sage. Allerdings lasse ich das Gehirn in besonders tragischen Situationen trotzdem ausgeschaltet. Es klappt bei mir also einfach nicht, zu leben und gleichzeitig viel darüber nachzudenken, was ich gerade mache.
Hatte ich das mit der 10% Gehirnnutzung mal erwähnt?
Scientology behauptet in ihrer Werbung immer wieder gerne, dass wir nur sehr wenig von unserem Gehirn benutzen. Das ist tatsächlich eine Tatsache, die sich schwerlich leugnen lässt.
Der ungenutzte Teil ist allerdings nicht unwichtig bzw. „ungenutztes Kapital“. Er wird dazu benötigt, z.B. das Herz regelmäßig schlagen zu lassen oder die Muskeln so zu spannen, dass man aufrecht gehen kann.
Würden wir diese Bereiche des Hirns ebenfalls nutzen, müssten wir uns ständig darüber Gedanken machen, wo jetzt unser Fuß als nächstes hingesetzt werden müsste. Man stelle sich vor, dass man während des Gehens einfach mal vergisst, dass ein regelmäßiger Herzschlag recht nützlich ist.
Noch bevor der Fuß steht, wären wir wahrscheinlich tot.
Es bleibt also dabei, dass wir uns kaum über die Gegenwart Sorgen machen brauchen.
Der Text ist übrigens zu lang geworden. Ich glaub, die Serie bewerte ich ein anderes Mal.
Gute Nacht

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.