Der liebe Herr Gesangsverein (oder präziser Herr Aushilfsjedi) lamentiert gerade über ein recht verbreitetes Problem, über das ich ebenfalls gerne stolpere. Er schreibt momentan ausgiebig (laut seiner Überschrift) über den Verzicht auf Werbung. Dabei teilt er seine Beiträge auf zumindest zwei Facebookgruppen, während unter dem Beitrag der Twitter-Account des Autors beworben wird. Das sind Tatsachen, die ich persönlich als lustig empfinde. Ich mag den Herrn und will meine Belustigung gar nicht als Kritik verstanden wissen. Er macht mich eher auf etwas aufmerksam, dass ich ähnlich empfinde:
Werbung ist böse und gemein, es geht aber leider nicht ohne sie.
Das Resultat ist ein Spagat der auf die Nerven fällt.
Nehmen wir nur mal die Rezensionen, die ebenfalls nichts anderes als Werbung sind.
Wen nerven die Mails von Amazon nicht, in der nach einer Bewertung gefragt wird? Müssen wir immer jedes Produkt bewerten?
Geht das in Zukunft noch weiter? Werden wir bald die Toiletten von Freunden per Dash-Button bewerten können?
Prostituieren wir uns dann auch und machen mit?
Es gibt eine Folge bei „Black Mirror“ in der die virtuelle Bewertung einer Person über sein Leben bestimmt. Genau die gleiche Richtung schlägt das Buch „Quality Land“ ein. Alles wird bewertet. Jeder Mensch ist nur so viel wert, wie er Sterne bzw. Likes bekommt.
Eigenwerbung hat sich in dieser Dystopie soweit durchgesetzt, dass sie mehr Macht hat, als dies heute der Fall ist. Jeder Mensch lächelt, nur um nicht in seiner Bewertung abzusinken. Die heile Welt dank Internet-Bewertung.
(Ich habe gerade für ganze zwei Sachen geworben. Eine PPB werde ich nachreichen.)
Wie gehen wir jetzt damit um? Wie leben wir mit der Werbung? Welche Regeln etablieren wir, damit es nicht so weitergeht, wie ich es angedeutet habe?
Meine Regeln wären die folgenden.
Zunächst einmal bleibe ich ehrlich.
Wie Aushilfsjedi bin ich der Meinung, dass man mir keine Werbung abnehmen würde, die nur so von Lob strotzt, wenn ich gleichzeitig gegenteiliger Meinung bin. Wenn man mir Geld oder kostenfreie Produkte liefern würde, damit ich etwas bewerte, würde ich darauf hinweisen, dass meine Meinung gekauft wurde. Eigentlich sollte dies überall verpflichtend sein. Es gibt auch nichts daran auszusetzen, wenn man Meinungen kauft. Es gibt ja auch Leute, die von dem Geld leben z.B. die gesamte Werbebranche. Leistung muss auch irgendwie bezahlt werden. Das ist im Job nicht anders, als es abseits davon der Fall ist. Allerdings möchte ich auch wissen, welche Meinung gekauft ist.
Ich schreibe eine Rezension aus meiner Sicht.
Dieser Blog ist aus der Sicht eines Autors geschrieben. Wenn ich also hier etwas bewerte, dann stecke ich Anekdoten und meine Person hinein, um auch Leuten ohne Interesse an dem Produkt einen Text zu liefern, der lesenswert ist.
Ich gestehe mir ein, dass ich Werbung mache.
Werbung ist nicht der Antichrist oder Satan höchst persönlich. Ich werbe für mein Buch oder für meinen Blog, für meine Facebook-Seite oder für andere Produkte, die ich geschaffen habe oder von denen ich überzeugt bin.
Daran ist nichts schlecht.
Das Netz braucht Empfehlungen genauso, wie die Realität sie braucht. Bin ich zufrieden mit etwas, dann schreibe oder spreche ich darüber.
Die letze Zeit spreche ich zum Beispiel gerne über „Quality Land“. Darüber muss ich einfach mal eine Rezension schreiben.
Ich habe auch mein Buch mit einigen Aktionen beworben.
Zunächst war da die kostenfreie Zeit (KDP bietet sowas einmal im Quartal an).
Zweitens habe ich den Beitrag zum Hinweis auf die „Kostenfreies Buch“ -Aktion auf Facebook beworben. Dafür musste ich tatsächlich etwas bezahlen. Euch hat mein Buch also nichts gekostet, während ich für die Aktion Geld ausgegeben habe.
Natürlich geht es mir darum, dass das Buch irgendwann einmal eine Rezension erhält, die nichts anderes als Werbung ist. Auch dies habe ich hier geschrieben.
Natürlich werbe ich auch für diesen Blog. Ich möchte Leser bekommen. Zur eigenen Werbung habe ich damals auch den (oder das) MMB gegründet. Das ist eine Motivation, die mir sehr viel Kritik eingebracht hat. Ich möchte allerdings klar sagen, dass der (oder das) MMB (abseits des Spaßes, den die Autoren damit haben) auch eine Form der Werbung für den privaten Blog liefert.
Natürlich bewerbe ich mich selbst. Um Aufmerksamkeit zu bekommen, funktioniert kein anderer Weg. Wir sind von der Werbung abhängig. Eigentlich ist schon allein ein Blog etwas, was für die Person hinter den Buchstaben Werbung macht.
Natürlich werbe ich! Das steht hier aber auch gar nicht zur Diskussion. Das Gegenteil zu behaupten, ist nur Heuchelei. Ich bin ein Produkt, welches ich merkwürdigerweise auch mag und gerne bewerbe.
Ehrlichkeit
Wer keine Werbung machen möchte, sollte keinen Blog betreiben. Die einzige Möglichkeit ganz ohne Werbung auszukommen, wäre wahrscheinlich eine einsame Hütte in der Wildnis.
Wahrscheinlich gab es früher eine Welt ohne Werbung. Mit der Industrialisierung ist diese Welt gestorbener. Sobald man eine Sache bei zwei Personen erhalten kann, will man wissen, welches Produkt besser ist.
Ich lese aktiv Rezensionen. Andere machen das auch. Es gibt keinen Grund das zu bestreiten. Wir sollten uns aktiv daran beteiligen, dass diese Rezensionen auch ehrlich sind, genauso wie auch wir ehrlich seien sollten.
Wir müssen ehrlich dazu stehen, dass wir Werbung brauchen. Wir sollten auch ehrlich sein, dass wir werben.

13 Gedanken zu „Meine Meinung zur Werbung“
Kommentare sind geschlossen.
Zur Frage „Werbung für das Produkt:Blog“ empfehle ich: https://aushilfsjedi.wordpress.com/2017/10/14/verzichte-auf-werbung-und-produkte/
Darüber hinaus würde ich deinem Fazit: „Wir müssen ehrlich dazu stehen, dass wir Werbung brauchen.“ einfach mal frech widersprechen um das Gedanken zu diskutieren: Was wäre wenn niemand etwas bewirbt und jeder seinen Kram nach seinem Gusto selbst zusammensucht?
Ich hatte auf die Diskussion gehofft – Danke, dass Du mich da nicht enttäuschst.
Wer sucht sich denn bitte sein Zeug selbst? Besonders wenn man nichts findet. Nehmen wir z.B. diese beschissene Drohne, die mich in den Wahnsinn treibt. Ich hab den Text ja auch geschrieben, damit andere Leute nicht den gleichen Fehler begehen.
Was findet man, wenn man selbst sucht, aber keiner etwas schreiben würde? Was wäre eine Welt ohne Werbung (mal ganz davon ab, dass Du dann auch arbeitslos wärst – jedenfalls soweit ich das weiß)?
Die Welt würde einfach nicht funktionieren.
Im Dorf mag das noch klappen (die einzige Kneipe braucht keine Werbung), in der Stadt funktioniert es nicht mehr (ist der Bäcker jetzt besser als der andere?).
Wir benötigen Hilfe bei Entscheidungen. Das ist nur menschlich. Wir fragen nun mal – oft auch blödsinnige Sachen (ich hab kaum Zeit, sollte ich jetzt AushilfsJedi, Zeilenende oder SackingBob lesen?).
Aber was wäre, wenn die Leute endlich mal mit der Wahrheit werben? Das wäre viel lustiger.
„Der neue Schokoriegel mit verdammt viel Fett, Salz und Zucker. Deckt den Tagesbedarf dreimal, schmeckt allerdings scheiß gut!“
Das wäre lustig! Sehr amüsant. Sowas fände ich gut.
Ja, wir brauchen Werbung. Ich hab mal bei einem Jugendgottesdienst mitgemacht. Der war immer voll besucht, WEIL wir völlig abgedrehte Werbeaktionen durchgeführt haben. Dass die Leute wiederkamen, lag dann an den Gottesdiensten selbst. Aber ihre Neugier mussten wir anders erwecken. Särge durch die Stadt tragen oder Weihnachtsbäume im Sommer war lustig. Die Kirche war voll. War das schlimm? Ich glaube nicht. Manchmal wissen die Leute gar nicht, was sie wirklich wollen…
Interessant. Du springst direkt von Zero zu Werbung? Was spräche gegen zentrale, neutrale Produktinformationen? Ich weiß, ist utopisch, aber wir reden stetig von Datenbanken und Verfügbarkeit von allen Daten.
Wie sollte eine ideale Welt aussehen? Woher erfahre ich von bahnbrechenden neuen Produkten, wenn nicht über Werbung?
Ich verstehe auch nicht, was an Werbung so schlimm ist. Du nennst den Werbungs-Wegmacher als Standard. Ich persönlich lese den Schund, den man mit empfiehlt einfach nicht. Er stört mich wenig, weil der Dreck im Untergrundrauschen untergeht. Ich weiß allerdings, dass ich da anscheinend ein Unikat bin. Bei mir läuft eine Fixierung auf das Wesentliche. Alles andere wird ausgeblendet. Das führt leider auch mal dazu, dass ich einiges falsch verstehe, weil ich die Mail schon wieder nur überflogen habe…
Es bleibt allerdings das Gefühl, dass mich Werbung nicht stört.
Na klar – es ist nervig. Aber ist es wirklich ein Problem?
Wie ich in meinem Blog schon schrieb: Werbung ist dann erträglich, wenn sie gut gemacht ist und zumindest unterhält.
Ja das stimmt. Das sind nur leider die wenigsten und nicht immer ist Alles für jeden gleich gut.
Aber noch mal zurück zur Datenbank. Wie stellst Du Dir das vor? Gerade bei neuartigen Produkten?
Der Text ist gut, die Meinung berechtigt. Kein Like für die Tatsache, dass so ein Text nötig scheint. Ich glaube, die Vorstellung, Werbung sei etwas schlechtes, kommt unseren weltfremden, verbeamteten Lehrern. Die bereiten einen auf das Leben vor, wie ein Schwimmlehrer, der am Beckenrand steht und Vorträge darüber hält, wie gefährlich Wasser ist und wieviele Leute schon ertrunken sind, während die Schüler im Wasser eigentlich Hinweise brauchen, wie sie besser und schneller vorankommen.
Alle Kultur ist Werbung. Schon die Höhlenzeichnungen sagen schlicht: Mein Stamm hat die krasseren Jäger und killt die dickeren Mammuts!
Dann war es wahrscheinlich eine falsche Entscheidung unserer Vorfahren mit dem Sprechen anzufangen.
Wir neigen allerdings dazu, immer gleich zu übertreiben. Die Masse an Werbung die uns heute erreicht ist unübersichtlich. Ich finde es gar nicht mal schlimm, dass sie immer personalisierter wird (was interessieren mich z.B. Damenbinden?).
Allerdings besteht schon die Gefahr von „Peters Problem“ – Werbung als selbsterfüllende Prophezeiung. Ein Mensch der von Algorithmen falsch eingeordnet wird, erhält nur die Werbung für Sachen die ihn nicht interessieren. Da er nur diese Werbung erhält, wird er irgendwann zu seinem Profil. Sowas passiert ja gerade mit den Politik-Bots auf Facebook.
Wir müssen auch die dunklen Seiten der Werbung erkennen.
Du machst mal wieder ein tiefes Fass auf. Da würd ich vom Naturwissenschaftler jetzt erwarten, erst mal die Fehlerhaftigkeit der absichtslosen Maschinen und die Eingennützigkeit der unfehlbaren Menschlichen Willenskraft zu differenzieren. Sehe ich da Ansätze für eine neue, dystopische Geschichte in einfach jugendfreundlicher Sprache?
Ich antworte mal im nächsten Beitrag, den ich gerade vorbereite… 🙂
Ich komme auf den Punkt nicht klar, wie auch beim Aushilfsjedi schon nicht, dass ich keine Differenzierung sehe. Dein Text läuft doch darauf hinaus, dass alles Werbung ist, sobald ich über etwas spreche. Aber wenn alles Werbung ist, brauchen wir nicht über das Problem Werbung sprechen, weil das ja auch schon wieder Werbung für Werbung ist. Und wenn alles Werbung ist, hat Werbung-Werbung auch keinen groß abstoßenden Charakter mehr. Aber den hat sie zuweilen. Also ist irgendwo ein Knoten in der Debatte.
…
Wenn ihr so weiter macht, schreibe ich am Ende auch noch über Werbung, auch wenn das überhaupt nicht mein Thema ist. -.-
Komisch, ich dachte, dass ich gerade diese pauschale Verteufelung der Werbung mit dem Spruch: „Alles ist Werbung“ kritisiere.
Ja es gibt schlechtere Werbung und der Text nennt vielleicht ein paar Beispiele.
Werbung ist heute viel zu penetrant und allgegenwärtig. Außerdem wird sie zu gefährlich, wenn sie zu personalisiert wird.
Ein Beispiel gefällig?
Wenn jemand der tendenziell rechts ist, nur noch einheitliches Gedankengut bekommt, wie soll er dann die andere Seite verstehen?
Dann fängt es an, dass Werbung selbsterfüllende Prophezeiung wird. Da sind wir sehr nah dran, wenn die Grenze nicht schon lange überschritten ist.
Werbung ist aber nicht pauschal schlecht. Werbung ist wie Alkohol. In Mengen genommen wird sie zu einer Sucht und ist schädlich. Allerdings kann sie auch Spaß machen. Wer meint, dass er keine Werbung macht, ist tendenziell ein Lügner. Es funktioniert ja nicht ohne.
Wir werden bombardiert. Schützen können wir uns davor kaum. Meist machen wir sogar mit.
Aber wir können vielleicht noch beeinflussen, wie es weitergeht.
Ich habe noch nicht das Paraderezept. Außerdem ist es schwer zu definieren, was gut und was böse ist. Vielleicht gibt es auch keine Grenze.
Kennst Du ein Rezept?
Ich halte Werbung für grundsätzlich verachtenswert und schlecht. 😉 Nein: Gute Werbung ist die, die ein Produkt erklärt oder ein gutes Gefühl vermittelt, mithin Mehrwert bietet. Darüber hinaus ist Werbung für mich wertneutral.
Ich halte nicht jede Empfehlung oder Besprechung für Werbung. Werbung beginnt für mich da, wo jemand ein Produkt anpreist, weil es zu seinem eigenen Vorteil geschieht. Deshalb halte ich übrigens die Ausgabe von Rezensionsexemplaren für Werbung, die Besprechung derselben hingegen ist ein Grenzfall und hängt für mich von der Haltung des Rezensenten ab.