Boris und Anja waren sauer, dass ich meinen Onkel eingeweiht hatte. Nach längerer Diskussion zeigten sie dafür jedoch den Anflug von Verständnis. »Es ist besser, wenn einer der Erwachsenen auf unserer Seite ist. Damit lassen sich die Ereignisse besser steuern. Hätten wir auf einer Gespenstersuche plötzlich Gold gefunden, wüssten wir nicht genau, wie die beiden reagiert hätten. Jetzt ist einer von ihnen schon vorbereitet.«
Die Singrunde am Abend war wie ein Traum. Julia stand an meiner Seite. Ihre Stimme klang so schön, dass ich fast vergessen hätte mitzusingen. Bevor wir auf unsere Zimmer gingen, schärfte ich Anja ein, dass sie Julia auf jeden Fall wecken sollte. Ich wollte sie dabei haben. Anja verdrehte die Augen, sagte jedoch, dass sie es machen würde.
Boris zeigte mir im Zimmer einen Apparat. Dieser bestand aus zwei fingerdicken Rohren, die mit einem Drahtgeflecht aneinander verbunden waren. In der Mitte des Geräts war eine Batterie angebracht.
»Ist das eine Bombe?«
»Die beiden Spulen sind im Inneren der Rohre installiert. Betätigt man den Auslöser, erzeugen sie ein ca. 3 m großes Magnetfeld in einem größeren Magnetfeld. Durch die Abstimmung können die Gegenstände im Inneren getunnelt werden. Es ist der Prototyp meiner Erfindung.«
»Was willst Du damit machen?«
»Wenn irgendetwas schief läuft, kann ich das Gold damit auf mein Schiff transportieren. Ich mach das allerdings sehr ungern. Die Parameter müssten perfekt aufeinander abgestimmt sein. Der Zeitfaktor macht mir einige Sorgen. Es wäre sicherer, wenn wir das Gold selbst aufs Schiff befördern.«
»Das Schiff bewegt sich doch auch. Wie kannst Du den Ort berechnen?«
»Der Ort ist kein Problem. Den gibt mein Schiff per Funk direkt an das Gerät durch. Wie schon gesagt, ist die Zeit weitaus problematischer. Es könnte passieren, dass das Gold neben dem Schiff in der Luft auftaucht, anstatt darin. Wir würden dann in einem Goldregen stehen. In einem Regen voller Goldbarren wäre das weniger lustig. Alles hängt davon ab, ob sich das Schiff während des Transportes bewegt. Eigentlich sollte es auch schon vorher ein paar Minuten still gehalten haben.«
Ich lag schon im Bett. In meinen Gedanken ging ich den Plan erneut durch. Noch bevor ich die Überlegungen jedoch abschließen konnte, war ich eingeschlafen.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.