Siegfried, mein Onkel und Julia brachten mich in die Küche. Zunächst hatte unser Betreuer Julia wegschicken wollen, doch sie protestierte so laut, dass er sie mitkommen ließ.
Als wir die Tür zum Haus betraten, stand Herr Berkowitz im Flur. Er sah uns irritiert an, hatte Jacke und seine Wanderschuhe an und wirkte, als hätten wir ihn bei irgendetwas überrascht.
Siegfried erklärte ihm kurz, was geschehen war. Dann machte sich unserer Gruppe auf in Richtung Küche.
Herr Berkowitz nahm mehrer Eiswürfel aus dem Kühlschrank, wickelte sie in ein Tuch und reichte sie Siegfried. Dann schüttelte er den Kopf.
»Sicherlich brauchen wir nicht alle hierzubleiben.«
Mein Onkel sagte: »Es macht mir nichts aus. Im Moment habe ich nichts Anderes vor.«
Siegfried nickte. »Irgendwer sollte das Spiel beobachten. Es wäre besser, wenn so ein Foul nicht noch einmal geschieht.«
Herr Berkowitz nickte ebenfalls. »Geh ruhig nach oben. Ich werde mich um den Verletzten kümmern. Nimm bitte auch gleich Julia mit. Sie kann weiterspielen.«
Dann lehnte er sich zu mir und sagte: »Außerdem will ich mir Dein Bein ansehen. Dazu solltest Du erst einmal Deine Hose ausziehen. Du willst sicherlich nicht, dass ein Mädchen dabei zuschaut.«
Julia warf mir voller Mitleid noch einen letzten Blick zu, bevor sie sich umdrehte und mit Siegfried verschwand.
Herr Berkowitz bestand darauf, dass ich die Hose auszog.
Der Fleck an meinem Bein hatte sich blau verfärbt. Er war leicht geschwollen.
Schnell presste Herr Berkowitz das Tuch mit Eis dagegen.
»Es sieht nicht so aus, als wäre das Bein gebrochen. Es wird allerdings ein paar Tage schmerzen.«
»Das siehst Du nur mit einen Blick?« Mein Onkel sah Herrn Berkowitz fragend an.
»Ich habe während meiner Zeit als Freizeitleiter schon viele gebrochene Knochen gesehen. Meist schwellen sie stärker an. Das hier sieht mir nach einem Bluterguss aus.«
Durch die zugebissenen Zähne sagte ich: »Ich halte sie nur auf. Sie wollten doch raus.«
»Ich wollte das Geländespiel heute Nachmittag vorbereiten. Es ist allerdings nicht so viel Arbeit. Lieber bleibe ich noch ein paar Minuten, bis wir sicher sein können, dass Du nicht ernsthaft verletzt bist.«
Ich nickte.
»Genau deshalb wollen wir auch nicht, dass ihr euch nachts herausschleicht. Wenn jemand über eine Wurzel fällt und sich dabei etwas bricht, ist keiner in der Nähe, um zu helfen. Was habt ihr euch bloß dabei gedacht?«
Mein Onkel reagierte, bevor ich antworten konnte. »Weißt Du noch, wie wir in ihrem Alter immer wieder zum Steinbruch gingen? Wir wollten damals diesen Schatz finden.«
»Den Schatz gibt es nicht. Wie ich das schon heute Morgen sagte, ist das Ding nur eine Legende. Wahrscheinlich haben dort Leute nur ihren Müll abgelegt.«
»Du glaubst daran, dass es den Raum tatsächlich gibt?«
Herr Berkowitz nickte. »Ich habe den Zugang gefunden. Er ist hinter ein paar Büschen und Bäumen versteckt. Die Tür lässt sich allerdings nicht öffnen. Ich habe es schon mit allen Tricks versucht. Dieser Stahlmoloch ist nur mit dem richtigen Schlüssel zu öffnen.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.