Meine Verletzung stellte sich, nach säubern der Wunde, als kaum sichtbarer Riss heraus. Ich bestand auf ein Pflaster. Zum Glück hatte es keine kindlichen Muster. Es war trotzdem angenehmer die blutende Stelle abgedeckt zu wissen, als ständig darauf schauen zu müssen.
Im Zimmer lag Boris immer noch auf seinem Bett. Die Anderen hatten sich schon umgezogen. Strahlend überreichte ich ihm den Schlüssel.
Er blickte mich beeindruckt an.
»Das Gold ist da. Der Schlüssel funktioniert.«
Seine Augenbrauen schossen hoch. »Ihr habt es versucht?«
»Es tut mir leid. Anja wollte den Schlüssel ausprobieren. Sie ließ sich nicht aufhalten. Ich hatte ihr von Deinem Versprechen erzählt.«
Er wedelte mit der Hand. Das Versprechen schien ihn nicht zu interessieren. »Wie sah es hinter der Tür aus?«
»Alles dunkel. Man kann nur ein paar Meter ins Innere sehen. Wenn wir zurückgehen, brauchen wir eine Taschenlampe.«
Hinter seiner Brille wanderten seine blauen Augen von der einen zur anderen Seite. Er sah kurz weg, so als wollte er sich sammeln. Dann sagte er: »Das sollte kein Problem sein. Wir müssen es heute Nacht probieren.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wie willst Du heute Nacht raus? Das ist doch Wahnsinn.«
»Wir müssen es versuchen. Du hast die Typen doch gesehen. Meine Zeit läuft ab. Bei ihrem nächsten Besuch werden sie nach mir suchen. Sie werden sich nicht noch einmal abwimmeln lassen.«
»Das ist viel zu gefährlich. Herr Berkowitz und Siegfried werden ganz besonders wachsam sein.«
»Sie erwarten nicht, dass wir es sofort noch einmal probieren. Vielleicht glauben sie, dass wir geläutert sind.«
Die Sache gefiel mir nicht. Der Plan war zu übereilt. Allerdings sind überstürzte Aktionen genau nach meinen Geschmack. Warum warten, wenn man es auch gleich machen kann. Boris nickte mir zustimmend zu. »Also heute Nacht, wir drei?«, fragte ich.
»Nein. Wenn ihr sicher seid, dass das Gold existiert, sollten wir sofort die gesamte Truppe mitnehmen. Ist es wirklich da?«
»Anja ist reingegangen und hat es gefunden. Sie hat einen Goldbarren als Beweis mitgebracht. Das Ding liegt genau hinter der Tür.«
Boris lächelte verschmitzt. »Dann gehen wir heute hin.«
Mein Magen wurde flau. Wenn man uns erwischte, würden die Konsequenzen härter sein. Außerdem war mein Onkel hier. Ich wollte ihn nicht enttäuschen.
»Ist es nicht besser auf Ostern zu warten? Wenn wir Sonntagnachts erwischt werden, behaupten wir einfach, dass wir auf den ersten Sonnenstrahl gewartet haben.«
»Die Idee ist gut, wir verschwenden dann allerdings 3 Tage. Mein Aufenthalt wird jede Stunde gefährlicher.«
»Wer sind diese Typen?«
Boris schüttelte den Kopf und ließ ihn hängen. »Ich weiß es nicht. Seit ein paar Jahren bin ich auf der Flucht vor ihnen. Egal wo oder wann ich mich verstecke, sie finden mich innerhalb weniger Tage. Ich glaub, sie wollen das Raumschiff.
Zunächst bin ich ziellos gereist. Ich wollte die Welt erkunden und mich in anderen Zeiten umsehen. Es war grandios.
Ich bin nirgends lange geblieben. Irgendwann fiel mir auf, dass an jedem Ort, zu jeder Zeit innerhal einer kurzen Zeitspanne komisch Leute auftauchten, die nach mir fragten. Ich habe mir keine Sorgen gemacht. Vielleicht war ich zu laut oder bin wegen meiner Kleidung aufgefallen.
Dann stellte sich jedoch heraus, dass immer wieder Leute in schwarzer Kleidung kamen.
Ich bin seitdem nie an einem Ort länger als eine Woche geblieben.«
Mit einem Blick auf die Uhr, die über der Tür im Zimmer hing, bemerkte ich, dass wir 10 Minuten zu späte zum Abendessen waren. Wahrscheinlich würde Herr Berkowitz schon auf uns warten.
