Alle Energie floss in die Lösung des Schlüsselproblems. Während der Bibelstunde tüftelte Boris die gesamte Zeit verdeckt an dem Schlüssel. Er schob und zog, konnte allerdings keinen Teil an einem anderen verkeilen.
Nach einer halben Stunde riss Anja Boris den Schlüssel aus den Händen. Ihre Mine war verkniffen. Auch sie probierte es eine halbe Stunde, war dann jedoch so genervt, dass ihre Hände zitterten.
Diesmal war ich an der Reihe. Im Gegensatz zu den Beiden studierte ich die Komponenten genau. Die Kerben schienen völlig zufällig angeordnet zu sein.
Durch ein vorsichtiges Verschieben gelang es mir, zwei Teile so anzuordnen, dass sie sich gegenseitig verzahnten. Mit einem leisen Klick hingen sie auf einmal zusammen.
Herr Berkowitz sah strafend in meine Richtung. Wahrscheinlich hatte er das Klicken gehört.
»Was meinst Du denn zur Geschichte von Sodom und Gomorra?«
»Würde die Geschichte verfilmt, würde ich sie wahrscheinlich noch nicht sehen dürfen. Dieser strafende Gott kommt mir sowieso etwas merkwürdig vor. Er scheint innerhalb der Bibel eine 180° Wende gemacht zu haben.«
»Wir müssen Gott auch fürchten. So wie es in der Bibel in Jesaja 40:10 steht: ›Denn siehe, der HERR HERR kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, sein Lohn ist bei ihm und seine Vergeltung ist vor ihm.‹.«
»Über das ›Gewaltige Kommen‹, sollten wir noch einmal reden«, flüsterte Anja von der Seite. Boris hielt beide Hände vor den Mund. Ich konnte nicht verstehen, warum er das tat.
Herr Berkowitz sagte: »Gott ist groß und wir haben einen Grund ihn zu fürchten. Doch durch Jesus ist er uns näher gekommen.«
»Sein Sohn hat bei ihm wohl einigen Eindruck hinterlassen. Er ließ seinen Vater einiges überdenken. Gar nicht mal schlecht für jemanden, der keinen vernünftigen Job hatte, die gesamte Zeit getrampt ist und am Ende gerne einfach so abhing.«, sagte Anja.
Herr Berkowitz verdrehte erneut die Augen. »Jesus war Zimmermann, wie sein Vater.«
»Bezeichnend, dass er hinterher so viele Probleme mit einem Stück Holz hatte. Er muss nicht sehr gut in seinem Job gewesen sein.«, flüsterte Boris.
Ich schob ihm den Schlüssel zurück in die Hand und er sah das Ding staunend an. »Du hast das erste Teil befestigt!«
Anja schüttelte den Kopf. »Bevor ihr jetzt jubelnd herumlauft, muss ich euch Hohlbirnen sagen, dass das nur einer von drei Schritten ist. Wir müssen das Gebilde hinterher noch an dem Stab anbringen.«
»Wir haben aber zumindest einen Anfang.«
Herr Berkowitz sah immer noch strafend in unserer Richtung. Ich nickte ihm freundlich zu. Er verdrehte die Augen und machte mit seiner Predigt über die Angst vor Gott weiter.

2 Gedanken zu „Ein Rätzel für die Bibelstunde“
Kommentare sind geschlossen.
Anja scheint eine schlechte Verliererin zu sein…
Ach ja – allerdings nicht nur das… 😉