Nach zwei Stunden Tischtennis, einem ereignislosen Mittagessen und einer etwas sehr drögen Bibelarbeit, fanden wir uns im Gruppenraum wieder.
Siegfried und Herr Berkowitz standen vor uns. Beide hielten die Arme hinter dem Rücken verschränkt, wie alternde Lehrer vor einer Schulklasse. Herr Berkowitz sagte: »Wir hatten eigentlich eine Schnipseljagd im Wald geplant. Diese wird wegen des Wetters ausfallen.«
Boris sah mich an. Ich wischte den Schweiß von meiner Stirn. Obwohl er sich nicht für Sport interessierte, hatte er mich mehrmals in Folge beim Tischtennis geschlagen. Erst als Anja mir zu Hilfe kam, konnten wir ihn besiegen.
»Die Jagd im Wald käme uns wie gerufen. Keiner würde merken, wenn wir unsere Untersuchungen durchführen. Hoffentlich wird sie morgen nachgeholt.«, flüsterte Boris.
»Kann Dein Raumschiff nicht das Wetter manipulieren?«
»Ich habe kein Silberjodit auf Lager. Außerdem würde das nicht viel helfen, wenn es sowieso schon regnet. Aber für morgen sieht es gut aus.«
»Kannst Du überhaupt mit dem Ding im All kommunizieren?«
Boris grinste breit. »Es ist kompliziert, allerdings geht das tatsächlich.«
Ich hatte Anja nicht bemerkt, die plötzlich hinter uns stand. »Wie geht das?«
»Ich steuere es über meine Uhr.«
Er zeigte auf ein überdurchschnittlich großes Modell, welches sichtbar allerdings nur die Uhrzeit zeigte.
Anja tippte dreimal aufs Display und sagte: »Kid, hol mich hier raus.«
Siegfried schaute im Raum herum. »Für einen solchen verregneten Tage haben wir euch Bastelarbeiten vorbereitet. Es passt inhaltlich gut zum Thema, das wir heute Nachmittag in unserer Bibelarbeit erarbeiteten. Wir werden kleine Archen bauen.«
»Sag mal, glaubst Du an den Blödsinn mit der Arche?«, flüsterte Boris.
Anja erwiderte: »Glaubst Du an den Blödsinn mit dem Ufo? Die eine Geschichte ist nicht viel realistischer, als die andere.«
Boris wandt sich zu ihr. »Ich werde Dir das beweisen.«
Anja schaute ihn überrascht an. »Das mit der Arche?«
»Nein mit dem Ufo. Du wirst daran glauben, wenn Du es siehst.«
»Und bis dahin muss ich einfach glauben, ohne einen Beweis zu haben?«
Boris drehte an seinem Zifferblatt und eine kleine Diode blinkte auf. Er zeigte Anja siegesgewiss die Uhr. »Siehst Du, so spreche ich mit meinem Raumschiff.«
»Das beweist rein gar nichts.«
Ich schaute neugierig auf die Dioden. »Eigentlich baut man dort keine Dioden ein. Vielleicht kann man damit wirklich mit einem fliegenden Gefährt im Orbit sprechen.«
»Du glaubst auch jeden Mist, wenn man ihn plausibel erklärt. Wenn das so weiter geht, wirst Du mir noch sagen, dass Noa es leider nicht geschafft hat, die Dinos mit auf sein Schiff zu nehmen, weil sie nicht gepasst haben und die armen Tiere deshalb ausgestorben sind. Die Einhörner hatten dann leider während der Fahrt einen kleinen Unfall. Die Tatsache, dass sich Keiner fragt, warum neben Noa niemand auf der Erde noch ein Schiff besessen hat, find ich allerdings merkwürdig.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.