Nachdem man mir Anja operativ entfernen musste, zeugten tiefe blutende Kratzer von unserem Zusammentreffen. Es sollten Jahrzehnte vergehen – an diese Schmerzen würde ich mich immer erinnern.
Für das Abendessen musste ich mich umziehen. Meine Klamotten waren so verdreckt, dass ich sie nicht noch einmal in diesen zwei Wochen tragen konnte. Vielleicht noch einmal zu einem Geländespiel.
Jörg ging etwas schief und Daniel sah stark zerzaust aus. Die beiden hatten sich bei dem Kampf um das Band des jeweils Anderen ein wenig zu heftig gestritten. Ihre Beziehung hatte darunter gelitten. Sie sprachen den gesamten restlichen Abend kein einziges Wort mehr miteinander.
Als wir beim Essen zusammen am Tisch saßen, grinste mich Anja an. »Hast Du endlich gelernt, dass wir Mädchen in Allem besser sind, als ihr Männer?«
Boris lachte. »Vergisst Du, dass wir gewonnen haben? Die Damen aus Deinem Zimmer wurden alle von uns besiegt.«
»Das liegt daran, dass sie sich besiegen lassen wollten. Wenn wir Frauen lernen, dass ihr Männer schwach seid, werden wir die Welt übernehmen.«
Ich schüttelte den Kopf und schob mir ein Stück Brot in den Mund. Während des Kauens kam mir ein Gedanke.
»Du wolltest uns heute Abend erklären, was es mit Deinem Plan auf sich hat.«
Boris nahm einen großen Bissen und kaute genüsslich. Ich blickte kurz rüber zu Julia, die ich im Profil sehen konnte. Sie sah nicht glücklich aus.
Als sie merkte, dass ich sie ansah, funkelte sie mich boshaft an. Anscheinend nahm sie mir mein Verhalten immer noch krumm.
Boris sagte leise, so dass nur Anja und ich ihn verstehen konnte: »Ich habe heute den Eingang gefunden.«
Heiko lehnte sich über den Tisch zu uns rüber und sagte: »Die metallische Platte im Fels?«
Überrascht sah ihn Boris an.
»Was ist denn da?«
Boris schüttelte den Kopf und sagte leiser: »Dahinter ist ein alter Bunker.«
Daniel lehnte sich jetzt auch neugierig über seinen Teller. Jörg, der am Rand des Tisches saß, bekam nichts von unserer Unterhaltung mit. Er strich ein paar Haare aus seinem Gesicht und kaute abwesend auf seinem Brot herum.
»Der Bunker ist das einzige mögliche Versteck – das Versteck des Goldschatzes der Nazis.«
Heiko riss seine Augen auf. Anja lachte spitz auf. Ich verschluckte mich an meinem Brot.
Daniel sagte: »Warum sollte das hier sein?«
