Der Graf brannte mittlerweile so hell, dass die gesamte riesige Halle in ein flackerndes Licht getaucht wurde. Er schrie und wandt sich, während er das Buch immer noch in den Händen vor seinem Bauch gedrückt hielt.
Ilona hatte ihre Robe abgestreift und versuchte die Flammen damit zu ersticken. Die Wirkung war eher mäßig, da ihre Robe ebenfalls nicht feuerfest war.
Winter hielt unterdessen triumphierend das Einmachglas mit dem schlagenden Herzen in die Höhe. Sie schrie: »Machen wir  Schluss mit dem Theaterstück.«
Ilona blickte auf und für einen kurzen Augenblick konnte ich sehen, wie ihr alle Gesichtsmuskeln gleichzeitig entgleisten. Sie erschien blass und hatte die Augen weit aufgerissen.
Winter schmiss das Glas in die Richtung des Grafen. Es schlug auf dem Tisch auf und zerbrach in tausend kleine Teile.
Das Herz rollte hervor. Es rollte vom Tisch, direkt im immer noch glimmenden Feuer, wo es augenblicklich zu zischen anfing.
Unser Gastgeber ließ sich auf dem Boden fallen und drehte sich um die eigene Achse.
Ilona, die ihren Umhang hochgerissen hatte, fing an zu schreien. Diesmal war dieser Schrei allerdings nicht panisch, sonder schmerzerfüllt.
Ihre Haut alterte innerhalb weniger Sekunden, bis sie wie eine uralte Greisin dastand und anschließend in sich zusammensackte.
Die Schreie hörten schlagartig auf. Man hörte nur noch das leise Wimmern des brennenden Mannes auf dem Boden und die Flammen selbst.
Winter schritt auf ihn zu. Sie nahm das Messer, welches in der Nähe auf dem Boden lag und erhob es über ihren Kopf. Dann stach sie zu.
Ich keuchte. »Die traumatischen Erlebnisse, die ihr Jahreszeiten mir bereitet, werden einen Psychologen meines Vertrauens noch extrem reich machen.«
In den Flammen über dem brennenden Häufchen glaubte ich, Winters Tante Tod zu erkennen. Sie blinzelte mir zu und war wieder verschwunden.
Kaum war sie weg, erloschen die Flammen und ich stand in einer fast vollständigen Dunkelheit.
Winter sagte: »Danke für Deinen Gegenzauber. Du hast zwar erneut mehr Glück als Verstand bewiesen, warst dabei allerdings abermalig erschreckend erfolgreich. Der Volksmund hat wohl doch recht, wenn er glaub, dass das Glück die Dummen gepachtet haben.«
Ich sagte: »Kannst Du Licht machen? Das wäre jetzt praktischer als jeder dumme Kommentar.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

5 Gedanken zu „Endspiel“

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