Die Augen des Grafen leuchteten im Kerzenschein unnatürlich hell. Sein Blick versprach keine guten Absichten. Hätte er die Macht dazu, er hätte mich mit Laserstrahlen aus seinen Augen verbrannt.
Schuldbewusst schmiss ich die schwarze Kerze zurück auf den Tisch und sagte: »Ich habe nichts gemacht.« Dabei versuchte ich möglichst gelassen zu klingen, was mir nicht gelang, da mein Bart immer noch Rauchschwaden von sich gab.
Winter keuchte hinter mir.
Der Graf ging noch einen Schritt auf mich zu und erhob blitzschnell seine Hand, die nach meiner Gurgel griff. Mit der anderen zog er einen Dolch aus seinem Umhang.
Ich sagte: »Langsam müsstet ihr doch wissen, dass ein Dolch mich nicht verletzten kann.«
Der Graf lachte hohl und sagte: »Das Messer dürftet Ihr noch kennen. Es verletzt auch Unsterbliche.«
Mir wurde plötzlich heiß. Er hatte mich damit vor Kurzem tatsächlich geschnitten, um mein Blut zu bekommen.
»Wir brauchen noch das willige Blutopfer um Mina für immer einzusperren und ihr das Geheimnis des ewigen Lebens zu entreißen.«
Er drückte mich gegen den Tisch, während ich meine Hände erhoben hielt und gegen den Druck seines Griffes ankämpfte. Mir wurde langsam dunkel vor Augen, da mir die Luft ausblieb.
Plötzlich schrie Ilona und der Druck wurde für ein paar Minuten weniger. Ich trat dem Grafen mit aller Wucht gegen den Unterleib, was allerdings keinerlei Auswirkungen zeigte.
Der Graf schleuderte mich ruckartig gegen ein nahes Regal. Seine Mine verriet Panik.
Ich blickte verwirrt zum Tisch, der im Moment alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Auf ihm hatte das Buch Feuer gefangen. Die Kerze, die ich hinter mir verstecken wollte, war umgefallen und hatte das Zauberbuch angesteckt.
Die Flammen schossen in die Höhe und brannten mit blauer Flamme.
Für den Bruchteil einer Sekunde stand der Graf ratlos vor dem Tisch. Dann nahm er das Buch.
Die Flammen griffen nach seiner Robe, die zischend ebenfalls zu brennen anfing. Ilona kreischte erneut und sprang ihrem Chef zu Hilfe.
Ich blickte zu Winter, die nicht mehr an dem Platz stand, an dem ich sie vermutete. Dort war nur noch ein Häuflein Staub.
Schnell suchte ich sie im Raum. Sie stand am Regal mit dem schlagenden Herzen und griff danach.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.