Das flackernde Licht schien durch den Spalten einer Tür.
So leise ich konnte, schlich ich näher, wobei ich mich die ganze Zeit eng an die Wand presste.
Im Raum konnte ich niemand hören. Soweit ich durch den schmalen Schlitz der schweren, fast unbearbeiteten Holztür sehen konnte, war niemand dort.
Ich lehnte mich vorsichtig nach vorne und schob die Tür auf. Nur ein kleines Stück, da die Scharniere in ihren Befestigungen, wie Sirenen schrieen.
Leise atmete ich ein und blickte mich um.
Der Raum war riesig. Von hier konnte ich keine Fenster sehen, wenn denn welche vorhanden waren. Er schien mir eher eine Höhle, denn ein Keller zu sein.
Wenn ich mich richtig orientierte, war dieser Raum unter dem Innenhof.
Da mich bisher niemand gehört hatte, erschien es mir sicher, die Tür vollständig zu öffnen.
Ich schlüpfte durch den Durchgang und zog das Tor hinter mir ins Schloss.
Ein paar Meter von mir entfernt, stand ein Tisch aus Stein. Er bestand aus zwei groben Quadern zu beiden Seiten und einer riesigen Platte, auf der man bequem drei Jungfrauen hätte nebeneinander opfern können.
Auf ihm brannten 5 Kerzen, in den Ecken eines Drudenfußes, der in brauner Farbe auf die Platte gemalt war.
Ich blickte mich um.
Die riesigen Dimensionen des Raums machten mich schwindelig. Der Saal hatte die Ausmaße einer Kathedrale.
An den fernen Wänden, die durch die Kerzen in der Mitte des Raums nur notdürftig beleuchtet wurde, standen schwere Regale, in denen merkwürdige und verstaubte Utensilien und Artefakte lagen.
Auf der rechten Seite erblickte ich ein Gefäß, etwa in der Größe eines großen Einmachglases, welches rot blinkte. Es reflektierte nicht die Kerzen, sondern schien sein eigenes Licht zu erzeugen.
Neugierig ging ich auf das Gefäß zu.
In dem Glas pulsierte ein faustgroßes Ding in einem langsamen Rhythmus. Es dehnte sich aus und zog sich zusammen, wobei jedes Mal, wenn es sich zusammenzog, ein rotes Leuchten aus ihm drang.
Ich ging etwas näher. Erst als ich sehr nahe stand, sah ich, dass das Ding, welches dort pulsierte, ein Herz war. Es war ledrig und bedrohlich und erweckte in mir Ekel.
Plötzlich quietschte die Tür hinter mir.
Möglichst schnell quetschte ich mich neben das Regal an die Wand.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

Ein Gedanke zu „Der Keller“

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