Herr Paul fischte mein Handy aus seinem Schreibtisch, was auf meiner Stirn eine Falte zauberte.
Ich sagte: »Haben sie verdächtige Aktivitäten darauf sichergestellt?«
Herr Paul schüttelte den Kopf und sagte: »Sie scheinen ein langweiliger Durchschnittsbürger zu sein, mit den typischen Vorlieben für Porno-Seiten.«
»Wenn Sie meinen, dass mich das jetzt rot werden lässt, haben sie sich geschnitten.«
Schnell durchsuchte ich meine Kontakte.
Erneut überraschte es mich, wie viele Juristen ich kenne und fragte mich, ob die selektiven Studentenschwämme, konzentriert auf nur eine Handvoll Fächer, dazu führten, dass momentan jeder Deutsche mindestens einen Juristen, Kaufmann oder Arzt kennt. Meine Prognose vor wenigen Jahren war, dass irgendwann an jeder Straßenecke ein Jurist stehen würde, der für einen geringen Obolus einen Ratschlag des Tages absondern wird.
Diese Prognose war nicht eingetreten. Anscheinend hatte der Schwierigkeitsgrad des Studienfachs dazu geführt, dass es doch nicht so viele davon gab. In anderen Fächern sah das anders aus. Von abgehobenen Kaufmännern, BWLern und WiWis, ohne jegliche Verbindung zum ordinären täglichen Leben und seinen Regeln, gibt es heutzutage überaus viele.
Ich wählte aus meinen Kontakten einen Jurist, der sich auf Strafrecht spezialisiert hat und der in der Nähe wohnte und hatte schon beim Wählen ein schlechtes Gewissen. Wir hatten uns schon vor ein paar Jahren aus den Augen verloren, was direkt an meiner Schlampigkeit liegt, mich so gut wie nie zu melden.
Eine Stimme meldete sich: »Hallo Bob?«
»Hallo Markus, ich brauchte Deine Hilfe.«
»Was ist passiert?«
Das letzte mal, dass ich mich gemeldet hatte, durfte ich Mahngeld bezahlen, weil ich illegal etwas aus dem Internet geladen hatte. Seit den heutigen Streaming-Diensten war diese Geschichte schon lange in Vergessenheit geraten.
»Ich stecke da in juristischen Schwierigkeiten und brauche Deine professionelle Hilfe.«
»Um was geht es? Hast Du schon wieder schlimmste Piraterie betrieben und wursten angeschrieben?«
»Die Polizei hat mich festgenommen, weil sie glauben, dass ich etwas mit den Anschlägen zu tun habe.«
Es kehrte eine Pause ein, in dem Markus anscheinend darüber nachdachte, ob ich ihn wohl gerade verarschen wollte. Er kannte mich eigentlich eher als der Spießer, der ich tief innerlich auch bin.
»Hast Du was mit den Anschlägen zu tun?«
»Ich befürchte, dass ich jeweils das Ziel der Anschläge war. Die Bomben habe ich aber nicht gebaut.«
»Erzähl mir mehr.«
In Folge erzählte ich von den Begebenheiten der letzten Wochen, während mir Herr Paul gebannt zuhörte. Ich hatte nichts vor ihm zu verbergen.
